KI-Anwendungen sind in unserem Alltag und zunehmend auch in der Arbeitswelt allgegenwärtig. Daher ist es wichtig, dass wir lernen, mit diesen Anwendungen umzugehen, sie sinnvoll einzusetzen und ihre Vorteile und Risiken richtig einzuschätzen. Über die Nutzung konkreter KI-Anwendungen hinaus muss unsere Gesellschaft in die Lage versetzt werden, informierte Entscheidungen darüber zu treffen, wie wir eine Welt mit KI gestalten wollen, welche Entwicklungen wünschenswert sind und welche dem Gemeinwohl oder gar den Menschenrechten widersprechen. Bildung ist die Grundlage hierfür.

Wie aber können Menschen so aus- und weitergebildet werden, dass sie die Vorteile von KI-Systemen verantwortungsvoll nutzen und ethische „Fallstricke“ vermeiden bzw. erkennen können?

Überschrift

"Die Mitgliedstaaten sollten (…) Lehrpläne für KI-Ethik für sämtliche Bildungsniveaus entwickeln und sich dafür einsetzen, dass die Vermittlung technischer KI-Fähigkeiten und die Behandlung humanistischer, ethischer und sozialer Aspekte der KI-Bildung miteinander verknüpft werden."

Artikel 106

UNESCO-Empfehlung zur Ethik der Künstlichen Intelligenz

KI-Bildungsoffensive als Grundvoraussetzung einer menschenbezogenen KI-Entwicklung

Die UNESCO-Empfehlung zur Ethik der KI fordert als erstes global gültiges völkerrechtliches Instrument zu KI alle UNESCO-Mitgliedsstaaten dazu auf, eine umfassende KI-Bildungsoffensive auf den Weg zu bringen, die u.a. dazu führt, dass die Vermittlung technischer und ethischer KI-Kompetenzen Teil der Lehrpläne aller Bildungsstufen und -institutionen wird. Besonderes Augenmerk soll dabei auf die interdisziplinäre Vermittlung verschiedener KI-Kompetenzen gelegt werden. So sollte beispielsweise die angehende Informatikerin auch über die ethischen und gesellschaftlichen Auswirkungen von KI-Systemen geschult werden, muss sie doch zukünftig Werte wie „Fairness“ oder „Würde“ in den Code eines KI-Algorithmus integrieren. Ebenso sollte der zukünftige Manager einer Pflegeeinrichtung lernen, wie der Einsatz von KI-Systemen in entsprechenden Einrichtungen den enormen Druck auf das (ohnehin knappe) Personal mindern kann. Gleichzeitig muss er bei allen möglichen Effizienzgewinnen immer auch die Interessen der zu pflegenden Menschen im Blick behalten, vom Schutz ihrer persönlichen Daten bis hin zur Frage, inwieweit der Einsatz von KI-gestützten Robotern in der Pflege die Würde dieser Menschen achtet.

Eine große Herausforderung bei der Umsetzung der geforderten KI-Bildungsoffensive ist die hohe Entwicklungsgeschwindigkeit und die damit verbundene breite Anwendung entsprechender Systeme. Es reicht daher nicht aus, nur den zukünftig Erwerbstätigen in Schulen, Hochschulen und Universitäten technisches und ethisches Wissen über KI zu vermitteln. Auch bereits berufstätige Personen sollten durch einen umfassenden Ausbau von Weiterbildungsangeboten Zugang zu entsprechendem Wissen erhalten.

KI-Kenntnisse von Lehrkräften ausbauen

Neben der Frage nach KI-relevanten Inhalten in den Curricula von Bildungseinrichtungen stellt sich vor allem für Lehrkräfte die Frage, wie sie selbst KI-Systeme in der Wissensvermittlung verantwortungsvoll einsetzen können. Auch hierzu legt die UNESCO-Empfehlung zur Ethik der KI Regeln fest.

Überschrift

"KI sollte den Lernprozess unterstützen, ohne kognitive Fähigkeiten einzuschränken und ohne sensible Informationen zu extrahieren (…)."

Artikel 104

UNESCO-Empfehlung zur Ethik der Künstlichen Intelligenz

Hier wird dem gesamten Bildungssystem und seinen Akteuren viel abverlangt. So stellen sich vor dem Hintergrund generativer KI zur Erstellung von Texten grundlegende Fragen der Beurteilung von Schülerinnen und Schülern wie auch der Sinnhaftigkeit bestimmter Aufgabenstellungen. Darüber hinaus sind heute in vielen Ländern bereits KI-Systeme in Schulen im Einsatz, die für die Lernenden auf Basis unterschiedlicher Daten individuelle Lernprofile erstellen und so das Lernen vermeintlich optimieren als auch den notwendigen Personaleinsatz von Lehrkräften minimieren. Zahlreiche ethische Fragen ergeben sich hieraus auch für das deutsche Bildungssystem: Welche Daten sollen solche Systeme von den Schülerinnen und Schülern erheben dürfen? Ist es beispielsweise legitim, Emotionen zu erfassen und wie können entsprechende Daten geschützt werden? Welchen Stellenwert sollte die direkte Interaktion mit anderen Kindern und den Lehrkräften weiterhin haben um die psychosoziale Entwicklung von Kindern positiv zu unterstützen? 

Die deutsche Bildungslandschaft 

In allen genannten Bereichen hat sich die deutsche Bildungslandschaft bereits auf den Weg gemacht und gleichzeitig bleibt noch viel zu tun. So fehlt es beispielsweise an einer breiten und interdisziplinären Integration von technischem und ethischem KI-Wissen in die Lehrpläne. Auch Lehrkräfte sind oft noch nicht ausreichend ausgebildet, um entsprechendes Wissen zu vermitteln oder selbst KI-Systeme in den Unterricht zu integrieren. 

Eine Grundvoraussetzung für die Realisierung einer menschenbezogenen KI-Entwicklung, ist die Förderung informierter, innovativer, aber auch kritischer Geister. Hierfür ist eine konsequente Umsetzung der UNESCO-Empfehlung zur Ethik der KI durch die deutsche Bildungslandschaft und -politik ein wichtiger Baustein.

Publikationen der Deutschen UNESCO-Kommission

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