KI-Anwendungen bieten spannende neue Möglichkeiten, Kunst und Kultur zu erschaffen, zu vermitteln und leichter zugänglich zu machen. Kulturelle Angebote können so besser auf die Bedürfnisse der Gesellschaft abgestimmt werden. KI kann zum Werkzeug und Dialogpartner, in gewissem Maße sogar zur „Muse“ von Künstlerinnen und Künstlern werden und kreative Prozesse unterstützen. KI hat auch großen Einfluss auf die Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten in der Kreativwirtschaft und kann neue Arbeitsplätze schaffen. Gleichzeitig werden Risiken wie „Content-Schwemme“, Urheberrechtsverletzungen durch KI oder auch die Gefährdung von Arbeitsplätzen leidenschaftlich diskutiert.

Die UNESCO-Empfehlung zur Ethik der Künstlichen Intelligenz, der erste global gültige Völkerrechtstext in diesem wichtigen Zukunftsfeld, widmet sich explizit dem Einsatz von KI-Anwendungen in Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft. 

In einem eigenen Kapitel zu diesem Thema betont die UNESCO-Empfehlung vor allem die Chancen von KI im Kultursektor, etwa für den Schutz kultureller Vielfalt oder die Förderung kultureller Teilhabe, und empfiehlt gleichzeitig, mögliche Risiken aktiv zu adressieren. So fordert sie die UNESCO-Mitgliedstaaten auf, Rahmenbedingungen zu schaffen um  

  • Kulturtätige zu KI und anderen digitalen Tools weiterzubilden,
  • kleine und mittlere Kulturbetriebe für KI-Tools zu sensibilisieren,
  • auf Technologieunternehmen zugunsten von kultureller Vielfalt einzuwirken (u.a. mit Blick auf die Sichtbarkeit und Auffindbarkeit von Inhalten) und
  • den Einsatz von KI in Museen, Galerien, Bibliotheken und Archiven zu unterstützen.

Regulierung und Weiterbildung für eine konstruktive Nutzung von KI in der Kreativwirtschaft

Wichtig ist vor allem der richtige Umgang mit KI. Dazu gehört auch ein kritisches Bewusstsein für die Risiken ihres Einsatzes. Aus- und Weiterbildungsangebote für Künstlerinnen und Künstler und andere in der Kreativwirtschaft tätige Personen sollten daher ausgebaut werden. Dies ist auch deshalb wichtig, weil sich durch KI-Technologien bestimmte Berufsbilder verändern oder sogar verschwinden werden. Sowohl in der künstlerischen Produktion als auch in der Kulturvermittlung werden neue Kompetenzen benötigt.

Neben einem kritischen Umgang mit KI sind jedoch auch klare regulatorische Leitplanken auf nationaler und internationaler Ebene nötig, um Künstlerinnen und Künstler und menschliche Kreativität im Kontext von KI zu schützen und zu fördern. Andernfalls besteht die Gefahr, dass KI die kulturelle Vielfalt eher einschränkt als erweitert, etwa durch Empfehlungsalgorithmen, die aufgrund bisheriger Präferenzen immer wieder ähnliche Inhalte für die Nutzerinnen und Nutzer auswählen. Auch sollten KI-generierte Inhalte klar gekennzeichnet werden. Schon sprachlich ist es wichtig, nicht von "künstlerischen" oder "kreativen" "Werken" der KI oder von "KI-Fotos" zu sprechen. Darüber hinaus kann auch die mögliche Abhängigkeit von Kunst- und Kulturschaffenden von Technologieunternehmen, die bestimmte KI-Anwendungen für den Kreativbereich bereitstellen, die kulturelle Vielfalt einschränken. Vor diesem Hintergrund sollte KI je nach Anwendungsfeld differenziert reguliert werden.

Handlungsansätze für eine ethische KI-Nutzung in Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft

Die Deutsche UNESCO-Kommission hat auf Grundlage eines rund zweijährigen Austauschprozesses mit Vertreterinnen und Vertretern des Kulturbetriebes Handlungsansätze für eine ethische KI-Nutzung in Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft entwickelt. Die Ansätze enthalten Impulse für unterschiedliche Adressaten – an den Gesetzgeber (u.a. zur Einführung einer Kennzeichnungspflicht für KI-Trainingsdaten), an Bildungseinrichtungen (u.a. zur Überarbeitung von Lehrplänen), an den Kreativsektor selbst (u.a. zu neuen Austauschformaten zum verantwortlichen KI-Einsatz) und an staatliche Stellen (u.a. für eine interdisziplinärere Anwendbarkeit staatlicher Förderprogramme).

Wie für alle anderen Sektoren gilt auch für Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft: Eine ethische Entwicklung und Nutzung von KI-Systemen ergibt sich nicht „automatisch“ durch das alleinige Vertrauen auf top-down Initiativen und Regulierung. Vielmehr bedarf es eines kritisch-konstruktiven Diskurses in der Branche selbst und einer engagierten (Mit-)Entwicklung konkreter Maßnahmen. Die Handlungsansätze bieten hierfür eine erste Orientierung und Unterstützung.

Letztlich gilt für den Kulturbereich wie für andere gesellschaftliche Bereiche, die durch KI verändert werden: Wir Menschen sind der KI nicht „ausgeliefert“, sondern haben es weiterhin selbst in der Hand, eine menschenzentrierte Entwicklung und Nutzung von KI sicherzustellen. Diese Handlungsmöglichkeiten gilt es zu nutzen und zu fördern.

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