

Zwölf neue Welterbestätten gekürt
Das UNESCO-Welterbekomitee hat heute zwölf Stätten zum Menschheitserbe erklärt. Bei seiner Sitzung in Paris zeichnete das Gremium unter anderem den im Meer versunkenen Karibik-Hafen Port Royal auf Jamaika aus, die Megalithen von Carnac an der französischen Atlantikküste sowie Zeugnisse des mittelalterlichen Königreichs Khuttal in Tadschikistan. Bereits am Nachmittag hatte das Gremium die Schlösser König Ludwigs II. von Bayern in die Welterbeliste aufgenommen.
Das Welterbekomitee tagt noch bis zum 16. Juli und setzt seine Beratungen über Neuaufnahmen in die Welterbeliste morgen fort. Die Deutsche UNESCO-Kommission informiert Öffentlichkeit und Medien über den Verlauf und die Entscheidungen der Sitzung.
Neuaufnahmen
Die Schlösser König Ludwigs II. von Bayern: Neuschwanstein, Linderhof, Schachen und Herrenchiemsee (Deutschland)
Die Schlösser Neuschwanstein, Linderhof, Herrenchiemsee und das Königshaus am Schachen gelten als herausragende Zeugnisse des Historismus und der romantischen Visionen König Ludwigs II. von Bayern. Sie verbinden innovative Architektur mit prachtvoll gestalteten Innenräumen und verkörpern das Idealbild einer vergangenen, idealisierten Welt. Ihre Aufnahme in die Welterbeliste würdigt ihre außergewöhnliche kulturelle Bedeutung weit über Bayern hinaus. Die Königsschlösser sind die 55. UNESCO-Welterbestätte in Deutschland.Externer Link:
Megalithen von Carnac und der Morbihan-Küste (Frankreich)
An der französischen Atlantikküste, zwischen der Halbinsel Quiberon und dem Golf von Morbihan, finden sich herausragende Zeugnisse megalithischer Monumentalarchitektur. Über mehr als zwei Jahrtausende hinweg richteten Menschen während der Jungsteinzeit hier Steinblöcke zu Dolmen und Menhiren auf, legten Steinkreise und Grabhügel an, die sie gezielt in Bezug zur Landschaft setzten. Felsgravuren zeigen Tiere, Objekte und abstrakte Zeichen, die als frühe Beispiele symbolischer Bildsprache gelten. Die Stätte belegt den Wandel im Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt während der Neolithisierung in Westeuropa.
Minoische Palast-Zentren (Griechenland)
Auf Kreta belegen sechs bedeutende archäologische Stätten die Blüte der minoischen Zivilisation zwischen 2800 und 1100 vor unserer Zeit. Die Palastzentren der Insel – darunter Knossos, Phaistos und Malia – waren Orte von Verwaltung, Handel und Religion. Ihre mehrstöckigen Gebäude mit Höfen, Lagerräumen, Werkstätten und Wandmalereien zeugen von einer hochentwickelten Gesellschaft mit fortschrittlicher Stadtplanung. Zahlreiche Funde dokumentieren außerdem Kontakte zu anderen Kulturen im Mittelmeerraum. Die minoischen Paläste gelten als frühes Beispiel städtischen Lebens in Europa und beeindrucken bis heute durch ihre Architektur und kulturelle Strahlkraft.
Prähistorische Kunst und Architektur Sardiniens – Domus de Janas (Italien)
Auf Sardinien geben 26 archäologischen Stätten Einblick in das Leben der Menschen zwischen dem 5. und 3. Jahrtausend vor unserer Zeit. Sie zeigen, wie die damaligen Gemeinschaften lebten, arbeiteten und ihre Toten bestatteten. Besonders bemerkenswert sind die sogenannten Domus de Janas, zu Deutsch „Häuser der Feen“. Diese kleinen, in Fels gehauenen Grabkammern sind Beispiele einer einzigartigen Bauweise, die zwei typische Phänomene ihrer Zeit verbindet: den Bau mit großen Steinen (Megalithismus) und das Anlegen unterirdischer Räume (Hypogeismus). Die Stätten zeigen, wie eng Sardinien mit anderen Regionen Europas und des Mittelmeerraums verbunden war.
Archäologisches Ensemble Port Royal (Jamaika)
Port Royal befindet sich auf einer schmalen Landzunge an der Einfahrt zum Hafen von Jamaikas Hauptstadt Kingston. Einstmals ein wichtiger Handelsplatz, versanken große Teile der Stadt nach einem schweren Erdbeben 1692 im Meer. Unter Wasser finden sich bis heute Ruinen der Festung sowie Überreste von Wohnhäusern und Verwaltungsgebäuden, die vom transatlantischen Handel und der früheren Bedeutung des Karibik-Hafens zeugen.
Pilgerweg der Wixárika nach Wirikuta (Mexiko)
Die Wixárika sind eine indigene Gemeinschaft in Mexiko. Sie begeben sich jedes Jahr auf eine mehrere Hundert Kilometer weite Pilgerreise. Entlang präkolumbianischer Handelsrouten, die die Pazifikküste mit dem Golf von Mexiko verbanden, befinden sich zahlreiche heilige Stätten. Während der Reise werden verschiedene Rituale gepflegt, um das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur zu bewahren. Bis heute zeugt der Pilgerweg vom reichen Erbe der jahrtausendealten indigenen Kulturen Amerikas.
Die koloniale Transisthmian-Route (Panama)
Der Isthmus von Panama – also die mittelamerikanische Landenge zwischen Karibischer See im Norden und Pazifik im Süden – entwickelte sich seit dem 16. Jahrhundert zu einem strategischen Knotenpunkt für den globalen Handel. Lange bevor der Panamakanal eröffnet wurde, war die Querung der Landenge für Spanien von immenser Bedeutung. Hier konnte das Imperium seine Kolonien in Amerika, auf den Philippinen und Kanaren auf möglichst kurzem Weg miteinander verbinden. Davon zeugen bis heute strategisch angelegt Siedlungen, archäologische Stätten und Straßen.
Felsbilder am Lauf des Bangucheon (Republik Korea)
Entlang des Flusses Bangucheon im Südosten der koreanischen Halbinsel erstrecken sich über eine Länge von rund drei Kilometern zwei Felswände mit außergewöhnlich vielen eingravierten Bildern, sogenannten Petroglyphen. Über mehrere Jahrtausende hinweg, von der Jungsteinzeit bis ins 9. Jahrhundert, hinterließen Menschen hier Zeichnungen und Inschriften im Fels. Die Darstellungen zeigen unter anderem Jagdszenen und Tiere – teils so detailliert, dass sich die genaue Art bestimmen lässt. Die Petroglyphen belegen die lange Tradition kreativer Felsgravur in der Region und spiegeln die kulturelle Entwicklung der dort lebenden Gemeinschaften wider.
Felsmalereien der Schulgan-Tasch-Höhle (Russische Föderation)
Im südlichen Ural gelegen, bewahrt die Schulgan-Tasch-Höhle, die auch als Höhle von Kapowa bekannt ist, bedeutende Zeugnisse aus dem letzten Abschnitt der Altsteinzeit: Unter einem Karstmassiv finden sich rund 20.000 Jahre alte Felsmalereien, die unter anderem Mammuts, Wollnashörner, Bisons, Pferde und ein zweihöckriges Kamel zeigen, aber auch menschenähnliche Figuren, geometrische Formen und abstrakte Zeichen. Die Malereien liegen im lichtlosen Bereich der Höhle, in dem zur Entstehungszeit dauerhaft Frost herrschte. Die Höhle dokumentiert die kulturellen Praktiken eiszeitlicher Gemeinschaften im Ural und bietet bedeutendes Forschungspotenzial.
Kulturerbestätten des alten Khuttal (Tadschikistan)
Eingefasst von den Flüssen Pandsch und Wachsch, erstreckte sich am Fuße des Pamir das mittelalterliche Königreich Khuttal, das zwischen dem 7. und 16. Jahrhundert bestand. Khuttal war Teil des Handelsnetzes an der Seidenstraße zwischen China und Zentralasien und lieferte hochwertige Waren wie Salz, Gold und Silber. Der Handel förderte den Austausch von Wissen, Technologien und Glaubensvorstellungen. Davon zeugen bis heute zahlreiche archäologische Stätten, darunter buddhistische Tempel, Palastanlagen, Siedlungen und Karawansereien.
Sardes und die lydischen Hügelgräber von Bin Tepe (Türkei)
Die antike Stadt Sardes in Westanatolien war das Zentrum des lydischen Reiches, das zwischen dem 8. und 6. Jahrhundert vor unserer Zeit große Teile Kleinasiens beherrschte. Hier wurde die Münzprägung erfunden, eine Innovation, die weitreichende Folgen haben sollte. Der sagenhafte Reichtum Lydiens ist bis heute eng mit dem Namen seines letzten Königs verbunden: Krösus. Sardes entstand an einem strategisch wichtigen Knotenpunkt zwischen griechischen und nahöstlichen Kulturen. Die Stadt zeichnete sich durch monumentale Terrassenanlagen und gewaltige Befestigungsmauern aus. Nördlich von Sardes liegt die Nekropole Bin Tepe mit über 119 Hügelgräbern – darunter einige der größten weltweit. Sie zeugen eindrucksvoll von der Macht und kulturellen Eigenständigkeit der lydischen Zivilisation.
Denkmäler und Landschaften von Yen Tu, Vinh Nghiem, Con Sop und Kiep Bac (Vietnam)
Der Berg Yen Tu im Nordosten Vietnams gilt als Ursprungsort des vietnamesischen Truc Lam-Buddhismus. Entlang bewaldeter Berghänge, an Flüssen und in Tälern sind zahlreiche historisch bedeutende Pagoden, Tempel, Einsiedeleien und Pilgerwege zu finden. Die harmonische Einbettung der Bauwerke in die Topografie folgt traditionellen Prinzipien wie dem Feng Shui. Die Kulturlandschaft dokumentiert die enge Verbindung zwischen Natur, Religion und Gesellschaft im historischen Königreich Dai Viet.
Hintergrund
Das UNESCO-Welterbekomitee tagt vom 6. bis 16. Juli am Sitz der Weltkulturorganisation in Paris. Es setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der WelterbekonventionExterner Link: zusammen. Das Gremium entscheidet über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste und befasst sich mit dem Erhaltungszustand eingeschriebener Stätten. Auf der Liste des UNESCO-Welterbes stehen derzeit mehr als 1.200 Kultur- und NaturstättenExterner Link:. 53 davon gelten als bedroht.Externer Link: Deutschland verzeichnet aktuell 55 WelterbestättenExterner Link:.
Weitere Informationen
Neue Welterbestätten 2025Externer Link:
PressefotosExterner Link:
Pressematerial zur 47. Sitzung des UNESCO-WelterbekomiteesExterner Link:
Livestream der 47. Sitzung des UNESCO-WelterbekomiteesExterner Link:
Website zur 47. Sitzung des UNESCO-WelterbekomiteesExterner Link:
Pressekontakt
Timm Nikolaus Schulze
Pressesprecher
Deutsche UNESCO-Kommission
Telefon: +49 228 604 97-142
E-Mail: schulze@unesco.de
Peter Martin
Stellvertretender Pressesprecher
Deutsche UNESCO-Kommission
Telefon: +49 30 80 20 20-310
E-Mail: martin@unesco.de