Naturerbestätten
Naturerbestätten sind von der UNESCO als Welterbestätten anerkannte Gebiete, die sich durch außergewöhnliche natürliche Schönheit, einzigartige Ökosysteme, geologische Vielfalt und/oder das Vorkommen seltener Arten auszeichnen. Sie repräsentieren den herausragenden Wert der Natur für die gesamte Menschheit und werden zum Schutz und zur Bewahrung für zukünftige Generationen ausgewiesen.

Nationalpark Cavernas do Peruaçu (Brasilien)
Im Nordosten des brasilianischen Bundesstaats Minas Gerais liegt der Nationalpark Cavernas do Peruaçu. Das Schutzgebiet umfasst eine eindrucksvolle Karstlandschaft mit tief eingeschnittenen Schluchten und ausgedehnten Höhlen. Besonders beeindruckend ist die Janelão-Höhle mit ihren gewaltigen Hallen, durch deren natürliche Öffnungen Sonnenlicht fällt – groß genug, dass darin Pflanzen wachsen können. Entstanden durch unterirdische Wasserläufe, finden sich in den Höhlen vielfältige Fels- und Tropfsteinformen. Der Park liegt an der Schnittstelle dreier bedeutender brasilianischer Landschaftsräume – Cerrado, Caatinga und dem Atlantischen Regenwald – und beherbergt eine außergewöhnlich reiche Tier- und Pflanzenwelt.
Møns Klint (Dänemark)
Møns Klint an der Ostküste der dänischen Insel Møn zeigt eindrucksvoll, wie Gletscher eiszeitliche Landschaften geformt haben. Hier erstrecken sich spektakuläre Kreideklippen, sanfte Hügelketten, Senken und Ebenen. Die Steilküste gewährt einzigartige Einblicke in die vielfältige Faltung und Verwerfung der Kreideschichten, die durch den enormen Druck des Eises entstanden sind. Neben den geologischen Besonderheiten zeichnet sich das Gebiet durch seltene Lebensräume aus, darunter wichtige Rastplätze für Zugvögel sowie artenreiche Magerrasen mit zahlreichen Orchideen und seltenen Schmetterlingen.


Küsten- und Meeresökosysteme des Bijagós-Archipels – Omatí Monhô (Guinea-Bissau)
In einem Mündungsdelta vor der Küste von Guinea-Bissau liegen die Inseln des Bijagós-Archipels. Geformt durch Gezeiten, Sedimentströme und Meeresströmungen, sind hier Mangroven, Sandbänke, Wattflächen und seichte Riffe zu finden. In dieser dynamischen Inselwelt pulsiert das Leben: Fünf der sieben bekannten Arten von Meeresschildkröten legen hier ihre Eier ab. Auch Manatis, Delfine, Haie, Rochen und sogar Flusspferde, die dauerhaft im Meer leben, finden hier Lebensraum. Die Küstenökosysteme des Archipels gehören zu den artenreichsten und ökologisch wertvollsten Gebieten Westafrikas und sind als Rastplatz zahlreicher Zugvogelarten von globaler Bedeutung.
Nationalparks Phong Nha-Ke Bang und Hin Nam No (Laos, Vietnam) – Erweiterung
Der Nationalpark Phong Nha-Ke Bang in Vietnam zählt bereits seit 2003 zum UNESCO-Welterbe. Gemeinsam mit dem nun ausgezeichneten Nationalpark Hin Nam No in Laos bildet er eine der eindrucksvollsten Karstlandschaften der Welt. In Millionen von Jahren geformt, findet sich hier ein gewaltiges Netzwerk aus unterirdischen Flüssen und Höhlen. Bizarre Kalksteinformationen, schroffe Felsen und dichte Wälder sind Lebensraum einer außergewöhnlich reichen Tier- und Pflanzenwelt. Sie ist unter anderem Heimat der Laotischen Riesenspinne, einer der größten Spinnen der Welt. Die Region, fast so groß wie das Saarland, ist ein eindrucksvolles Zeugnis geologischer und biologischer Prozesse und wird künftig von Vietnam und Laos gemeinsam geschützt.


iSimangaliso Wetland Park – Nationalpark Maputo (Mosambik, Südafrika) – Erweiterung
Entlang der Ostküste Afrikas erstreckt sich eines der vielfältigsten Feuchtgebiets- und Küstenökosysteme des Kontinents. Der iSimangaliso Wetland Park in Südafrika gehört bereits seit 1999 zum UNESCO-Welterbe und bildet nun zusammen mit dem Nationalpark Maputo in Mosambik ein grenzübergreifendes Schutzgebiet. Es verbindet tropische Flussdeltas, Süßwasserseen, Mangrovenwälder, Seegraswiesen, Korallenriffe und Savannen zu einer einzigartigen Naturkulisse. Sein Reichtum an Lebensräumen bietet zahlreichen Pflanzen- und Tierarten Schutz, darunter vielen Vogelarten. An den langen Sandstränden nisten Meeresschildkröten, während im Wasser des Indischen Ozeans Wale, Delfine und der seltene Dugong leben.
Gola-Tiwai-Komplex (Sierra Leone)
Der Gola-Tiwai-Komplex, der aus dem Gola-Regenwald-Nationalpark und dem Wildschutzgebiet Tiwai Island besteht, liegt im Südosten Sierra Leones. Er ist Teil eines der letzten großen zusammenhängenden Regenwaldgebiete Westafrikas und Heimat außergewöhnlich vieler Tierarten. Hier leben unter anderem der stark bedrohte Westliche Schimpanse und das seltene Zwergflusspferd. Tropische Flüsse und steile Hänge bieten außerdem Lebensraum für farbenprächtige Libellen, hunderte Schmetterlingsarten und viele Vogelarten wie den Gelbkopf-Felshüpfer.

Gemischte Stätten
Gemischte Stätten sind UNESCO-Welterbestätten, die sowohl Kriterien des Natur- als auch des Kulturerbes erfüllen. Sie zeichnen sich durch eine einzigartige Kombination aus natürlichen und kulturellen Werten aus, die gemeinsam geschützt und bewahrt werden sollen.

Kŭmgangsan – Diamantenberg (Demokratische Volksrepublik Korea)
An der Ostküste der koreanischen Halbinsel erhebt sich der Kŭmgangsan, zu Deutsch Diamantenberg. Mit seinen steilen Granitgipfeln, tiefen Tälern, Wasserfällen und Felsbecken zählt er zu den eindrucksvollsten Landschaften Ostasiens. Der Berg gilt als heiliger Ort des koreanischen Buddhismus, dessen Spuren sich hier bis ins 5. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Tempel, Pagoden, Steinskulpturen und kalligrafische Inschriften zeugen vom spirituellen Erbe des Pilgerorts, an dem Natur und Kultur auf einzigartige Weise ineinandergreifen.
Kulturerbestätten
Kulturerbestätten sind Orte, die aufgrund ihrer historischen, kulturellen, künstlerischen, wissenschaftlichen oder sozialen Bedeutung für die Menschheit von besonderem Wert sind. Sie können Denkmäler, Stätten, Gebäude, Kulturlandschaften oder auch ganze Ensembles umfassen.
Kulturlandschaft Murujuga (Australien)
Die Kulturlandschaft Murujuga befindet sich im Nordwesten Australiens. Sie ist seit über 50.000 Jahren Heimat der Ngarda-Ngarli, verschiedener Bevölkerungsgruppen, deren Geschichte untrennbar mit dem Gebiet auf der Burrup-Halbinsel und den Inseln des Dampier-Archipels verbunden ist. Murujuga ist für seine Abertausende von Felsbildern, sogenannte Petroglyphen, bekannt, die den Ngarda-Ngarli heilig sind und ihnen als das Werk von Schöpfungsgeistern gelten. Darüber hinaus finden sich hier fast 3.000 Steinsetzungen, die sowohl praktischen wie auch religiösen Zwecken dienten. All das macht Murujuga zu einem Ort, an dem Kultur, Natur und Spiritualität eng verwoben sind.


Kaiserliche Grabstätten der Westlichen Xia-Dynastie (China)
Am Fuß des Helan-Gebirges im Norden Chinas liegen die kaiserlichen Gräber der Westlichen Xia-Dynastie. Errichtet zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert, zeugt die weitläufige Nekropole mit neun kaiserlichen Mausoleen und fast 300 Nebengräbern vom Einfluss der Tanguten, einem Hirtenvolk, das hier rund zwei Jahrhunderte lang herrschte. Die Dynastie vereinte entlang der Seidenstraße unterschiedlichste Bevölkerungsgruppen und entwickelte eine eigenständige Kultur mit starken buddhistischen Einflüssen. Die Gräber spiegeln Einflüsse aus der Song- und Tang-Zeit ebenso wider wie Sitten und Gebräuche der Tanguten. Architektur, Grabbeigaben und Inschriften belegen den kulturellen Austausch und die religiöse Vielfalt jener Epoche.
Die Schlösser König Ludwigs II. von Bayern: Neuschwanstein, Linderhof, Schachen und Herrenchiemsee (Deutschland)
Die Schlösser Neuschwanstein, Linderhof, Herrenchiemsee und das Königshaus am Schachen gelten als herausragende Zeugnisse des Historismus und der romantischen Visionen König Ludwigs II. von Bayern. Sie verbinden innovative Architektur mit prachtvoll gestalteten Innenräumen und verkörpern das Idealbild einer vergangenen, idealisierten Welt. Ihre Aufnahme in die Welterbeliste würdigt ihre außergewöhnliche kulturelle Bedeutung weit über Bayern hinaus. Die Königsschlösser sind die 55. UNESCO-Welterbestätte in Deutschland.


Megalithen von Carnac und der Morbihan-Küste (Frankreich)
An der französischen Atlantikküste, zwischen der Halbinsel Quiberon und dem Golf von Morbihan, finden sich herausragende Zeugnisse megalithischer Monumentalarchitektur. Über mehr als zwei Jahrtausende hinweg richteten Menschen während der Jungsteinzeit hier Steinblöcke zu Dolmen und Menhiren auf, legten Steinkreise und Grabhügel an, die sie gezielt in Bezug zur Landschaft setzten. Felsgravuren zeigen Tiere, Objekte und abstrakte Zeichen, die als frühe Beispiele symbolischer Bildsprache gelten. Die Stätte belegt den Wandel im Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt während der Neolithisierung in Westeuropa.
Minoische Palast-Zentren (Griechenland)
Auf Kreta belegen sechs bedeutende archäologische Stätten die Blüte der minoischen Zivilisation zwischen 2800 und 1100 vor unserer Zeit. Die Palastzentren der Insel – darunter Knossos, Phaistos und Malia – waren Orte von Verwaltung, Handel und Religion. Ihre mehrstöckigen Gebäude mit Höfen, Lagerräumen, Werkstätten und Wandmalereien zeugen von einer hochentwickelten Gesellschaft mit fortschrittlicher Stadtplanung. Zahlreiche Funde dokumentieren außerdem Kontakte zu anderen Kulturen im Mittelmeerraum. Die minoischen Paläste gelten als frühes Beispiel städtischen Lebens in Europa und beeindrucken bis heute durch ihre Architektur und kulturelle Strahlkraft.


Militärlandschaften von Maratha (Indien)
Die Militärlandschaften von Maratha umfassen zwölf großflächige Festungsanlagen in Indien, darunter vier an der Konkan-Küste sowie acht Festungen im Gebirge, in den Westghats im Bundesstaat Maharashtra sowie den Ostghats in Tamil Nadu. Diese Festungen wurden von den Marathen zwischen dem 17. und frühen 19. Jahrhundert entweder errichtet oder erobert und erweitert. Sie nutzten dabei geschickt die Topographie des Landes und schufen ein dichtes Verteidigungssystem, das dem Schutz von Handelswegen ebenso diente wie der militärischen Expansion und territorialen Kontrolle. Die Festungen spielten eine wesentliche Rolle für den politischen und militärischen Aufstieg der Marathen, bis deren Herrschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch das Britische Empire beendet wurde.
Prähistorische Stätten des Khorramabad-Tals (Iran)
Im Zagros-Gebirge im Westen Irans liegt das Khorramabad-Tal mit mehreren prähistorischen Stätten, die von früher menschlicher Besiedlung zeugen. Archäologische Funde wie Werkzeuge, Spuren von Ockerfarben oder Schmuck aus Tierzähnen und Muscheln belegen die kontinuierliche kulturelle und soziale Entwicklung des Menschen. Die Funde zeigen, dass hier im Mittelpaläolithikum vor rund 63.000 Jahren Neandertaler lebten, die allmählich von modernen Menschen abgelöst wurden. Weitere Funde liefern wichtige Erkenntnisse über frühe Migrationswege des Menschen von Afrika nach Eurasien.


Prähistorische Kunst und Architektur Sardiniens – Domus de Janas (Italien)
Auf Sardinien geben 26 archäologischen Stätten Einblick in das Leben der Menschen zwischen dem 5. und 3. Jahrtausend vor unserer Zeit. Sie zeigen, wie die damaligen Gemeinschaften lebten, arbeiteten und ihre Toten bestatteten. Besonders bemerkenswert sind die sogenannten Domus de Janas, zu Deutsch „Häuser der Feen“. Diese kleinen, in Fels gehauenen Grabkammern sind Beispiele einer einzigartigen Bauweise, die zwei typische Phänomene ihrer Zeit verbindet: den Bau mit großen Steinen (Megalithismus) und das Anlegen unterirdischer Räume (Hypogeismus). Die Stätten zeigen, wie eng Sardinien mit anderen Regionen Europas und des Mittelmeerraums verbunden war.
Archäologisches Ensemble Port Royal (Jamaika)
Port Royal befindet sich auf einer schmalen Landzunge an der Einfahrt zum Hafen von Jamaikas Hauptstadt Kingston. Einstmals ein wichtiger Handelsplatz, versanken große Teile der Stadt nach einem schweren Erdbeben 1692 im Meer. Unter Wasser finden sich bis heute Ruinen der Festung sowie Überreste von Wohnhäusern und Verwaltungsgebäuden, die vom transatlantischen Handel und der früheren Bedeutung des Karibik-Hafens zeugen.


Kambodschanische Gedenkstätten: Von Zentren der Unterdrückung zu Orten des Friedens und der Besinnung (Kambodscha)
Die Gedenkstätten in Kambodscha sind Zeugnisse eines der verheerenden Menschheitsverbrechen des 20. Jahrhunderts. Zwischen 1971 und 1979 errichtete das Regime der Roten Khmer einen mächtigen Repressionsapparat, um politische Gegner zu unterdrücken. Drei Orte erinnern exemplarisch an die Schrecken jener Jahre: das frühere Gefängnis M-13, die zentrale Haftanstalt S-21 in Phnom Penh sowie die Hinrichtungsstätte Choeung Ek. Sie stehen für Verhaftung, Folter und das systematische Morden des Regimes. Unter den Roten Khmer kam innerhalb eines Jahrzehnts ein Viertel der Bevölkerung Kambodschas ums Leben. Nach dem Ende der Gewaltherrschaft wurden die Stätten zu Orten des Gedenkens.
Kulturlandschaft Diy-Gid-Biy im Mandara-Gebirge (Kamerun)
Die Kulturlandschaft Diy-Gid-Biy im äußersten Norden Kameruns zeugt von einer verschwundenen Zivilisation. Die Diy-Gid-Biy – was in der Sprache der heute im Mandara-Gebirge ansässigen Mafa „Ruine der Häuptlingsresidenz“ bedeutet – sind 16 Ruinen, die vermutlich zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert errichtet worden sind. Die terrassenförmigen Anlagen und die bemerkenswerte Trockensteinarchitektur sind in Subsahara-Afrika nur äußerst selten zu finden. Die Mafa spielen eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Landschaft, indem sie die Strukturen weiterhin als Opfer- und Ritualplätze nutzen.


Kulturlandschaft des Mulanje-Massivs (Malawi)
Im Süden Malawis erhebt sich das mächtige Mulanje-Massiv aus der Landschaft – das Herz einer lebendigen Kulturlandschaft. Seit Generationen prägen die Yao, Mang’anja und Lhomwe mit ihren spirituellen Praktiken, Riten und Überlieferungen diesen Ort, der ihnen als Sitz von Göttern, Geistern und Ahnen gilt. Hügel, Höhlen, Wasserfälle und Stromschnellen werden mit ihnen in Verbindung gebracht und verehrt. So entstand ein kulturell geformter Raum, in dem Natur und Glaube eng verflochten sind und wo überlieferte Regeln zum Umgang mit den heiligen Stätten dazu beitragen, die natürliche Umwelt des Bergmassivs zu bewahren.
Forest Research Institute Malaysia im Naturpark Selangor (Malaysia)
Nur wenige Kilometer von Kuala Lumpur entfernt liegt ein tropischer Regenwald, der von Menschenhand geschaffen wurde: Auf einem Gelände, das vom Zinnabbau gezeichnet war, entstand ab Mitte der 1920er Jahre das Forest Research Institute Malaysia, kurz: FRIM. Hier wurden unter wissenschaftlicher Anleitung systematisch Bäume gepflanzt, Wege, Wasserflächen und Gebäude angelegt. Die Anlage folgt dem Aufbau einer Kautschuk-Plantage, wie sie in Malaysia üblich war und zeichnet sich heute durch ihren großen Artenreichtum aus. Das Institut für Waldforschung ist ein außergewöhnliches Zeugnis dafür, wie Wiederaufforstung durch die Kombination von wissenschaftlichen Methoden und lokalem Wissen gelingen kann.


Pilgerweg der Wixárika nach Wirikuta (Mexiko)
Die Wixárika sind eine indigene Gemeinschaft in Mexiko. Sie begeben sich jedes Jahr auf eine mehrere Hundert Kilometer weite Pilgerreise. Entlang präkolumbianischer Handelsrouten, die die Pazifikküste mit dem Golf von Mexiko verbanden, befinden sich zahlreiche heilige Stätten. Während der Reise werden verschiedene Rituale gepflegt, um das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur zu bewahren. Bis heute zeugt der Pilgerweg vom reichen Erbe der jahrtausendealten indigenen Kulturen Amerikas.
Die koloniale Transisthmian-Route (Panama)
Der Isthmus von Panama – also die mittelamerikanische Landenge zwischen Karibischer See im Norden und Pazifik im Süden – entwickelte sich seit dem 16. Jahrhundert zu einem strategischen Knotenpunkt für den globalen Handel. Lange bevor der Panamakanal eröffnet wurde, war die Querung der Landenge für Spanien von immenser Bedeutung. Hier konnte das Imperium seine Kolonien in Amerika, auf den Philippinen und Kanaren auf möglichst kurzem Weg miteinander verbinden. Davon zeugen bis heute strategisch angelegt Siedlungen, archäologische Stätten und Straßen.


Felsbilder am Lauf des Bangucheon (Republik Korea)
Entlang des Flusses Bangucheon im Südosten der koreanischen Halbinsel erstrecken sich über eine Länge von rund drei Kilometern zwei Felswände mit außergewöhnlich vielen eingravierten Bildern, sogenannten Petroglyphen. Über mehrere Jahrtausende hinweg, von der Jungsteinzeit bis ins 9. Jahrhundert, hinterließen Menschen hier Zeichnungen und Inschriften im Fels. Die Darstellungen zeigen unter anderem Jagdszenen und Tiere – teils so detailliert, dass sich die genaue Art bestimmen lässt. Die Petroglyphen belegen die lange Tradition kreativer Felsgravur in der Region und spiegeln die kulturelle Entwicklung der dort lebenden Gemeinschaften wider.
Felsmalereien der Schulgan-Tasch-Höhle (Russische Föderation)
Im südlichen Ural gelegen, bewahrt die Schulgan-Tasch-Höhle, die auch als Höhle von Kapowa bekannt ist, bedeutende Zeugnisse aus dem letzten Abschnitt der Altsteinzeit: Unter einem Karstmassiv finden sich rund 20.000 Jahre alte Felsmalereien, die unter anderem Mammuts, Wollnashörner, Bisons, Pferde und ein zweihöckriges Kamel zeigen, aber auch menschenähnliche Figuren, geometrische Formen und abstrakte Zeichen. Die Malereien liegen im lichtlosen Bereich der Höhle, in dem zur Entstehungszeit dauerhaft Frost herrschte. Die Höhle dokumentiert die kulturellen Praktiken eiszeitlicher Gemeinschaften im Ural und bietet bedeutendes Forschungspotenzial.


Kulturerbestätten des alten Khuttal (Tadschikistan)
Eingefasst von den Flüssen Pandsch und Wachsch, erstreckte sich am Fuße des Pamir das mittelalterliche Königreich Khuttal, das zwischen dem 7. und 16. Jahrhundert bestand. Khuttal war Teil des Handelsnetzes an der Seidenstraße zwischen China und Zentralasien und lieferte hochwertige Waren wie Salz, Gold und Silber. Der Handel förderte den Austausch von Wissen, Technologien und Glaubensvorstellungen. Davon zeugen bis heute zahlreiche archäologische Stätten, darunter buddhistische Tempel, Palastanlagen, Siedlungen und Karawansereien.
Sardes und die lydischen Hügelgräber von Bin Tepe (Türkei)
Die antike Stadt Sardes in Westanatolien war das Zentrum des lydischen Reiches, das zwischen dem 8. und 6. Jahrhundert vor unserer Zeit große Teile Kleinasiens beherrschte. Hier wurde die Münzprägung erfunden, eine Innovation, die weitreichende Folgen haben sollte. Der sagenhafte Reichtum Lydiens ist bis heute eng mit dem Namen seines letzten Königs verbunden: Krösus. Sardes entstand an einem strategisch wichtigen Knotenpunkt zwischen griechischen und nahöstlichen Kulturen. Die Stadt zeichnete sich durch monumentale Terrassenanlagen und gewaltige Befestigungsmauern aus. Nördlich von Sardes liegt die Nekropole Bin Tepe mit über 119 Hügelgräbern – darunter einige der größten weltweit. Sie zeugen eindrucksvoll von der Macht und kulturellen Eigenständigkeit der lydischen Zivilisation.


Paläolandschaft Faya (Vereinigte Arabische Emirate)
Die Paläolandschaft Faya zeugt von einer der frühesten kontinuierlichen Phasen menschlicher Besiedlung auf der Arabischen Halbinsel. Über einen Zeitraum von rund 200.000 Jahren – vom frühen Mittelpaläolithikum bis in die Jungsteinzeit – nutzten Menschen dieses Wüstengebiet immer wieder, wenn es die klimatischen Bedingungen zuließen. Über die Jahrtausende wechselten hier feuchte und extrem trockene Phasen einander ab. Archäologische Funde belegen verschiedene Stadien menschlicher Entwicklung vom Leben als Jäger und Sammler bis hin zu nomadischen Hirtengemeinschaften. Die neue Welterbestätte gewährt wichtige Einblicke in die Anpassungsfähigkeit der frühen Menschen an eine extrem variable Umwelt.
Denkmäler und Landschaften von Yen Tu, Vinh Nghiem, Con Sop und Kiep Bac (Vietnam)
Der Berg Yen Tu im Nordosten Vietnams gilt als Ursprungsort des vietnamesischen Truc Lam-Buddhismus. Entlang bewaldeter Berghänge, an Flüssen und in Tälern sind zahlreiche historisch bedeutende Pagoden, Tempel, Einsiedeleien und Pilgerwege zu finden. Die harmonische Einbettung der Bauwerke in die Topografie folgt traditionellen Prinzipien wie dem Feng Shui. Die Kulturlandschaft dokumentiert die enge Verbindung zwischen Natur, Religion und Gesellschaft im historischen Königreich Dai Viet.
