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Die Welterbeliste wurde heute um neun neue Stätten ergänzt. Das entschied das UNESCO-Welterbekomitee bei seiner Tagung am Sitz der Weltkulturorganisation in Paris. Zu den Neuaufnahmen gehören unter anderem die Kulturlandschaft des mächtigen Mulanje-Massivs im Süden Malawis, die für ihre Felsbilder bekannte Region Murujuga im Nordwesten Australiens, der von Menschenhand geschaffene Regenwald des Forest Research Institute Malaysia und Gedenkstätten in Kambodscha, die an die Verbrechen der Roten Khmer und ihre Opfer erinnern.
Das Welterbekomitee tagt noch bis zum 16. Juli. Die Deutsche UNESCO-Kommission informiert Öffentlichkeit und Medien über den Verlauf und die Entscheidungen der Sitzung.
Die Kulturlandschaft Murujuga befindet sich im Nordwesten Australiens. Sie ist seit über 50.000 Jahren Heimat der Ngarda-Ngarli, verschiedener Bevölkerungsgruppen, deren Geschichte untrennbar mit dem Gebiet auf der Burrup-Halbinsel und den Inseln des Dampier-Archipels verbunden ist. Murujuga ist für seine Abertausende von Felsbildern, sogenannte Petroglyphen, bekannt, die den Ngarda-Ngarli heilig sind und ihnen als das Werk von Schöpfungsgeistern gelten. Darüber hinaus finden sich hier fast 3.000 Steinsetzungen, die sowohl praktischen wie auch religiösen Zwecken dienten. All das macht Murujuga zu einem Ort, an dem Kultur, Natur und Spiritualität eng verwoben sind.
Am Fuß des Helan-Gebirges im Norden Chinas liegen die kaiserlichen Gräber der Westlichen Xia-Dynastie. Errichtet zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert, zeugt die weitläufige Nekropole mit neun kaiserlichen Mausoleen und fast 300 Nebengräbern vom Einfluss der Tanguten, einem Hirtenvolk, das hier rund zwei Jahrhunderte lang herrschte. Die Dynastie vereinte entlang der Seidenstraße unterschiedlichste Bevölkerungsgruppen und entwickelte eine eigenständige Kultur mit starken buddhistischen Einflüssen. Die Gräber spiegeln Einflüsse aus der Song- und Tang-Zeit ebenso wider wie Sitten und Gebräuche der Tanguten. Architektur, Grabbeigaben und Inschriften belegen den kulturellen Austausch und die religiöse Vielfalt jener Epoche.
Die Militärlandschaften von Maratha umfassen zwölf großflächige Festungsanlagen in Indien, darunter vier an der Konkan-Küste sowie acht Festungen im Gebirge, in den Westghats im Bundesstaat Maharashtra sowie den Ostghats in Tamil Nadu. Diese Festungen wurden von den Marathen zwischen dem 17. und frühen 19. Jahrhundert entweder errichtet oder erobert und erweitert. Sie nutzten dabei geschickt die Topographie des Landes und schufen ein dichtes Verteidigungssystem, das dem Schutz von Handelswegen ebenso diente wie der militärischen Expansion und territorialen Kontrolle. Die Festungen spielten eine wesentliche Rolle für den politischen und militärischen Aufstieg der Marathen, bis deren Herrschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch das Britische Empire beendet wurde.
Im Zagros-Gebirge im Westen Irans liegt das Khorramabad-Tal mit mehreren prähistorischen Stätten, die von früher menschlicher Besiedlung zeugen. Archäologische Funde wie Werkzeuge, Spuren von Ockerfarben oder Schmuck aus Tierzähnen und Muscheln belegen die kontinuierliche kulturelle und soziale Entwicklung des Menschen. Die Funde zeigen, dass hier im Mittelpaläolithikum vor rund 63.000 Jahren Neandertaler lebten, die allmählich von modernen Menschen abgelöst wurden. Weitere Funde liefern wichtige Erkenntnisse über frühe Migrationswege des Menschen von Afrika nach Eurasien.
Die Gedenkstätten in Kambodscha sind Zeugnisse eines der verheerenden Menschheitsverbrechen des 20. Jahrhunderts. Zwischen 1971 und 1979 errichtete das Regime der Roten Khmer einen mächtigen Repressionsapparat, um politische Gegner zu unterdrücken. Drei Orte erinnern exemplarisch an die Schrecken jener Jahre: das frühere Gefängnis M-13, die zentrale Haftanstalt S-21 in Phnom Penh sowie die Hinrichtungsstätte Choeung Ek. Sie stehen für Verhaftung, Folter und das systematische Morden des Regimes. Unter den Roten Khmer kam innerhalb eines Jahrzehnts ein Viertel der Bevölkerung Kambodschas ums Leben. Nach dem Ende der Gewaltherrschaft wurden die Stätten zu Orten des Gedenkens.
Die Kulturlandschaft Diy-Gid-Biy im äußersten Norden Kameruns zeugt von einer verschwundenen Zivilisation. Die Diy-Gid-Biy – was in der Sprache der heute im Mandara-Gebirge ansässigen Mafa „Ruine der Häuptlingsresidenz“ bedeutet – sind 16 Ruinen, die vermutlich zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert errichtet worden sind. Die terrassenförmigen Anlagen und die bemerkenswerte Trockensteinarchitektur sind in Subsahara-Afrika nur äußerst selten zu finden. Die Mafa spielen eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Landschaft, indem sie die Strukturen weiterhin als Opfer- und Ritualplätze nutzen.
Im Süden Malawis erhebt sich das mächtige Mulanje-Massiv aus der Landschaft – das Herz einer lebendigen Kulturlandschaft. Seit Generationen prägen die Yao, Mang’anja und Lhomwe mit ihren spirituellen Praktiken, Riten und Überlieferungen diesen Ort, der ihnen als Sitz von Göttern, Geistern und Ahnen gilt. Hügel, Höhlen, Wasserfälle und Stromschnellen werden mit ihnen in Verbindung gebracht und verehrt. So entstand ein kulturell geformter Raum, in dem Natur und Glaube eng verflochten sind und wo überlieferte Regeln zum Umgang mit den heiligen Stätten dazu beitragen, die natürliche Umwelt des Bergmassivs zu bewahren.
Nur wenige Kilometer von Kuala Lumpur entfernt liegt ein tropischer Regenwald, der von Menschenhand geschaffen wurde: Auf einem Gelände, das vom Zinnabbau gezeichnet war, entstand ab Mitte der 1920er Jahre das Forest Research Institute Malaysia, kurz: FRIM. Hier wurden unter wissenschaftlicher Anleitung systematisch Bäume gepflanzt, Wege, Wasserflächen und Gebäude angelegt. Die Anlage folgt dem Aufbau einer Kautschuk-Plantage, wie sie in Malaysia üblich war und zeichnet sich heute durch ihren großen Artenreichtum aus. Das Institut für Waldforschung ist ein außergewöhnliches Zeugnis dafür, wie Wiederaufforstung durch die Kombination von wissenschaftlichen Methoden und lokalem Wissen gelingen kann.
Die Paläolandschaft Faya zeugt von einer der frühesten kontinuierlichen Phasen menschlicher Besiedlung auf der Arabischen Halbinsel. Über einen Zeitraum von rund 200.000 Jahren – vom frühen Mittelpaläolithikum bis in die Jungsteinzeit – nutzten Menschen dieses Wüstengebiet immer wieder, wenn es die klimatischen Bedingungen zuließen. Über die Jahrtausende wechselten hier feuchte und extrem trockene Phasen einander ab. Archäologische Funde belegen verschiedene Stadien menschlicher Entwicklung vom Leben als Jäger und Sammler bis hin zu nomadischen Hirtengemeinschaften. Die neue Welterbestätte gewährt wichtige Einblicke in die Anpassungsfähigkeit der frühen Menschen an eine extrem variable Umwelt.
Das UNESCO-Welterbekomitee tagt vom 6. bis 16. Juli am Sitz der Weltkulturorganisation in Paris. Es setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der WelterbekonventionExterner Link: zusammen. Das Gremium entscheidet über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste und befasst sich mit dem Erhaltungszustand eingeschriebener Stätten. Auf der Liste des UNESCO-Welterbes stehen derzeit mehr als 1.200 Kultur- und NaturstättenExterner Link:. 53 davon gelten als bedroht.Externer Link: Deutschland verzeichnet aktuell 54 WelterbestättenExterner Link:.
Neue Welterbestätten 2025Externer Link:
PressefotosExterner Link:
Pressematerial zur 47. Sitzung des UNESCO-WelterbekomiteesExterner Link:
Livestream der 47. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees Externer Link:
Website zur 47. Sitzung des UNESCO-WelterbekomiteesExterner Link:
Timm Nikolaus Schulze
Pressesprecher
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Peter Martin
Stellvertretender Pressesprecher
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