Porträt von Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission
Foto Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission | © Kornelia Danetzki

Prof. Dr. Maria Böhmer

Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission

- Es gilt das gesprochene Wort! –

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,

die Staatengemeinschaft hat sich 2015 auf die Globale Nachhaltigkeitsagenda geeinigt. Das Ziel 4 bezieht sich auf die Bildung und lautet: „Bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen sicherstellen.“ Diese Herausforderungen gelten weltweit und sind auch für Deutschland zentral!

Die UNESCO ist im System der Vereinten Nationen federführend für das SDG4, die Bildungsagenda 2030. Als zentraler Akteur für die Bildung weltweit hat die UNESCO die Aufgaben der Koordination, Unterstützung der Mitgliedstaaten und Monitoring der Umsetzung der Bildungsagenda.

Die Deutsche UNESCO-Kommission setzt sich für die Umsetzung des SDG4 in Deutschland ein:

  • durch Beratung von Bundesressorts und der KMK,
  • durch die Unterstützung der UNESCO-Netzwerke, wie den Projektschulen,
  • durch den Einsatz für eine „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ mit dem BMBF.

Zentral für das Monitoring von SDG4 ist der UNESCO-Weltbildungsbericht, den wir jedes Jahr gemeinsam mit AA, BMBF und BMZ in Deutschland vorstellen. 

Deutschland fördert durch das BMZ seit vielen Jahren den Bericht auch finanziell. Ich würde mich freuen, wenn diese Förderung trotz der aktuellen Haushaltssituation fortgesetzt werden kann. Denn der Weltbildungsbericht ist das Referenzdokument für den Stand in der Bildung weltweit.

Ich bedanke mich, dass wir ihn heute in Ihrem Ausschuss präsentieren dürfen.

Das Schwerpunktthema des diesjährigen Berichts lautet: „Technologie in der Bildung“. Der Bericht mahnt verbindliche Regeln für die Entwicklung und den Einsatz digitaler Technologien, wie etwa Künstlicher Intelligenz (KI), im Bildungsbereich an und stellt damit verbundene Herausforderungen und Chancen dar. Damit ist der gesamte Bildungsbereich gemeint: Von frühkindlicher Bildung, über die Schulen und Hochschulen bis hin zur beruflichen Bildung!  

Drei Erkenntnisse aus dem Weltbildungsbericht möchte ich hervorheben, da sie auch einen Appellcharakter haben:

  1. Der Einsatz von digitalen Medien ist kein Selbstzweck, er muss einen Mehrwert für Bildung leisten und erfordert dafür entsprechende pädagogische Konzepte. Die Lehrkräfte müssen dazu befähigt und darin unterstützt werden, diese pädagogischen Konzepte zu entwickeln und umzusetzen. Bereits im nationalen Bildungsbericht 2020 wurde deswegen betont, dass wir eine stärkere Verankerung der digitalen Bildung in der Lehrerausbildung und in der Fortbildung benötigen.
  2. Das digitale Lernen kann die Interaktion zwischen Lernenden und Lehrkräften nur ergänzen, nicht ersetzen! Ganzheitliche Bildung muss auch emotionales, soziales und praktisches Erfahren beinhalten.
  3. Wir müssen die Digitalisierung in der Bildung so gestalten, dass sie einen Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit leistet: Im Hinblick auf Zugang, Nutzung und Verständnis von Bildungstechnologien darf es keine Unterschiede geben.

Daher ist es unsere Aufgabe, die Lehrenden und die Lernenden mit den dafür notwendigen Kompetenzen auszustatten: digitale, ethische, kritische und pädagogische Kompetenzen. Darunter fällt die Fähigkeit, Fake News sowie KI-generierte Texte erkennen und kritisch hinterfragen zu können. Darunter fällt ebenso die Fähigkeit, weiterhin selbstständig denken und handeln zu können ohne auf Technologie angewiesen zu sein. Aber natürlich auch die Skills, wie man digitale Inhalte erstellt und verantwortungsvoll nutzt.

Die Auswirkungen des Einsatzes von Technologie in der Bildung müssen wir immer wieder kritisch evaluieren und nachjustieren. 

Dafür brauchen wir auch mehr Forschung. Der Weltbildungsbericht zeigt, dass wir noch zu wenig über die Auswirkungen digitaler Medien auf die Bildung wissen. 

Erst vor einem Monat hat beispielsweise Schweden Tablets in den Grundschulen wieder abgeschafft und setzt wieder vermehrt klassische Unterrichtsmaterialien ein, da die digitalen Werkzeuge nachweislich das Lernen beeinträchtigt statt befördert haben. 

Es gilt in diesem Zusammenhang immer das Primat der Pädagogik! Das heißt, dass insbesondere die Lehrkräfte wissen und ständig überprüfen müssen, wie man digitale Medien didaktisch richtig einsetzt. 

Ich fasse zusammen, meine Damen und Herren: Nur wenn wir die Forderungen des Weltbildungsberichts umsetzen und agil auf neue Erkenntnisse und Entwicklungen im Einsatz der Technologie in der Bildung reagieren, gelingt die Digitalisierung im Sinne der UNESCO: als Beitrag zu einem friedvollen und nachhaltigen Miteinander, in dem der Mensch im Mittelpunkt steht. Vielen Dank!

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UNESCO-Welterbetag in der Völklinger Hütte

Grußwort von Prof. Dr. Maria Böhmer zur Eröffnung der Veranstaltung zum UNESCO-Welterbetag in der Völklinger Hütte in Völklingen

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