Der UNESCO-Bericht zur Meinungsfreiheit und Medienentwicklung 2022–2025Externer Link: zeigt einen Rückgang der Meinungsfreiheit von 10 % weltweit seit 2012 – ein Niveau, das seit Jahrzehnten nicht mehr zu beobachten war. Der Bericht schlägt auch Alarm, dass die Selbstzensur im gleichen Zeitraum bei Medienschaffenden mit einem Anstieg von 63 % bei einer jährlichen Rate von etwa 5 % deutlich zugenommen hat.

Die Angriffe auf Medienschaffende nehmen zu

Im Berichtszeitraum 2022–2025 verzeichnete die UNESCO die Tötung von 186 MedienschaffendenExterner Link:, während diese über Kriege und Konfliktgebiete berichteten – ein Anstieg von 67 % im Vergleich zum vorherigen Bericht, der den Zeitraum 2018–2021 abdeckte. Allein im Jahr 2025 wurden laut Bericht bisher 93 Medienschaffende getötet, davon 60 in Konfliktgebieten.

Trotz internationaler Verpflichtungen, die Straflosigkeit für das Töten von Medienschaffenden zu beenden, ist die Aufklärungsrate weiterhin äußerst niedrig. Während es Fortschritte gab, mit dem Anstieg der Aufklärungsrate von 5 % im Jahr 2012 auf 15 % im Jahr 2024, bleiben die meisten Verbrechen immer noch ungestraft.

Heute stehen Medienschaffende vor einer breiten und wachsenden Palette von Angriffen – physischen, digitalen, juristischen – und Bedrohungen, die sie zwingen, aus ihrer Heimat zu fliehen. Seit 2018 wurden mehr als 900 Medienschaffende in Lateinamerika und der Karibik ins Exil gezwungen. Im Bereich von Umweltthemen sind Medienschaffende nun einem erhöhten Risiko ausgesetzt: Die UNESCO verzeichnete zwischen 2009 und 2023 insgesamt 749 Angriffe in diesem Themenfeld, mit einem starken Anstieg in den letzten Jahren.

Die Online-Belästigung gegen Medienschaffende – insbesondere gegen Frauen – ist weltweit gestiegen. Neue Untersuchungen des International Center for Journalists’Externer Link: (ICFJ) für UN Women in Partnerschaft mit der UNESCO ergaben, dass 75 % der Journalistinnen und Medienarbeiterinnen bei der Ausübung ihrer Arbeit im Jahr 2025 Online-Gewalt erlebten, gegenüber 73 % im Jahr 2020.

Positive Trends

Trotz des Umfangs des weltweiten Rückgangs der Meinungsfreiheit konnten auch nennenswerte Fortschritte erzielt werden. Zwischen 2020 und 2025 erhielten 1,5 Milliarden Menschen Zugang zu Social-Media- und Messaging-Plattformen. So sind weltweit Möglichkeiten für gesellschaftliche Beteiligung entstanden.

Der kooperative investigative Journalismus gewann im Zeitraum 2022–2025 an Dynamik, was zu einer Zunahme wichtiger grenzüberschreitender Untersuchungen geführt hat. Arbeitseinheiten zur Faktenprüfung wachsen bei vielen Medienorganisationen. Ebenso gibt es mehr Gesetze, die Gemeinschaftsmedien anerkennen. Diese tragen dazu bei, eine wichtige Quelle vertrauenswürdiger lokaler Informationen zu schützen.

Lösungen

Der Bericht zeigt ein alarmierendes Bild, aber er enthält auch praktische Lösungen, die die Mitgliedstaaten umsetzen können, um die Entwicklung zu verbessern:

  1. Die Mitgliedstaaten werden aufgefordert, den Journalismus zu schützen und in ihn zu investieren, um friedliche Gesellschaften zu fördern. Die Verteidigung des freien, unabhängigen Journalismus muss als Priorität anerkannt werden.
  2. Transparenz im digitalen Bereich: In einer globalisierten Online-Informationsumgebung setzt sich die UNESCO für die Zusammenarbeit zwischen allen Handelnden ein, um einen transparenten Zugang zu Informationen zu gewährleisten, die Rechenschaftspflicht zu fördern und die Nutzenden zu befähigen, fundierte Entscheidungen zu treffen. Im Jahr 2023 veröffentlichte die UNESCO ihre globalen Leitlinien für die Regulierung digitaler PlattformenExterner Link:, die von Mitwirkenden in über 130 Ländern geprägt sind. Seitdem hat die UNESCO den Mitgliedstaaten geholfen, ihre unabhängigen Regulierungsbehörden zu stärken, um die Leitlinien in allen Regionen der Welt in die Praxis umzusetzen.
  3. Medienkompetenz: Menschen beizubringen, sich kritisch mit Informationen zu beschäftigen und sicher durch Social-Media-Plattformen zu navigieren, ist unerlässlich, um mehr Vertrauen in das heutige Informationsökosystem aufzubauen. Die UNESCO hat über 10.500 Inhalte-Erstellende aus mehr als 150 Ländern geschult, um das Vertrauen des Publikums aufzubauen. So sollen die öffentliche Meinung auf ethische Weise gestaltet und ansprechende Inhalte erstellt werden, um Medien- und Informationskompetenz zu fördern.

Der Bericht über globale Trends der Meinungsfreiheit und MedienentwicklungExterner Link: wird alle vier Jahre von der UNESCO veröffentlicht. Die Ausgabe 2022–2025 „Journalismus: Gestaltung einer friedlichen Welt“ basiert auf den Beiträgen, Erkenntnissen und Daten, die von über 100 Fachleuten für Meinungs- und Medienfreiheit bereitgestellt sind und aus Hunderten von akademischen und institutionellen Quellen stammen. Es ist der einzige globale Bericht, der Trends in Meinungsfreiheit und Journalismus über einen Zeitraum von mehreren Jahren analysiert. Die meisten Daten wurden zwischen Januar 2022 und Dezember 2025 gesammelt. Beteiligt an der Berichtserstellung war auch die Deutsche Welle Akademie.

Vielfalt nicht nur schützen, sondern aktiv fördern

Meinungs- und Informationsfreiheit sind keine Optionen: Sie sind die Voraussetzung für dauerhaften Frieden. Angesichts der historischen Einbuße müssen wir gemeinsam handeln, um das Recht aller zu schützen und zu verteidigen, zu denken, zu schreiben und zu informieren.

Khaled El-Enany

UNESCO-Generaldirektor

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