Porträt von Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission
Foto Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission | © Kornelia Danetzki

Prof. Dr. Maria Böhmer

Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission

- Es gilt das gesprochene Wort! –

Sehr geehrter Herr Professor Eitel,
sehr geehrter Herr Dr. Probst, 

sehr geehrter Herr Professor Lieb,

lieber Herr Zuchan,
lieber Herr Professor Leonhard,
sehr geehrte Festgäste, 

meine Damen und Herren,

135 Jahre – so lange schon lagert der Codex Manesse wieder in der Universitätsbibliothek Heidelberg.           Kein Ort wäre wohl passender! Denn fast so alt wie der um 1300 entstandene Codex Manesse ist die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Gegründet 1386 ist sie eine der ältesten Universitäten im deutschen Sprachraum. Ihre Bibliothek ist die älteste Universitätsbibliothek Deutschlands.

Heute ist es nun endlich soweit: 

Wir können Ihnen die UNESCO-Urkunde zur Aufnahme des Codex Manesse in das internationale Register des Weltdokumentenerbes „Memory of the World“ überreichen! In dieser altehrwürdigen Alten Aula, wo bereits viele Denker und Dichter gelernt und gesprochen haben, ehren wir die wohl berühmteste deutsche Liederhandschrift des Mittelalters. Die Aula selbst steht für Traditionen und Werte, gleichwohl ist sie „semper apertus“ – immer offen zur Weiterentwicklung. So verhält es sich auch mit unserem gemeinsamen Erbe weit über diese Aula hinaus:

Der Codex Manesse, auch als Große Heidelberger Liederhandschrift bekannt, ist im Mai dieses Jahres von der UNESCO als ein Teil des Erbes der Menschheit eingeschätzt worden. Diese Auszeichnung steht für die Anerkennung eines wertvollen Erbes, das nicht nur in Heidelberg, sondern weltweit Relevanz besitzt: als Teil eines weltweiten Gedächtnisses. Diese Auszeichnung geht aber auch mit der Verantwortung einher, dieses Erbe zu bewahren, zu vermitteln und weiterzuentwickeln!

Ich bin mir sicher, dass Sie diese Aufgaben auch weiterhin erfolgreich erfüllen werden. 

Schließlich schafft Heidelberg immer wieder die Verbindung der Vergangenheit mit der Gegenwart: für einen lebendigen Geist, wie es hier gegenüber über den Türen der Neuen Universität steht, für ein lebendiges Gedächtnis! 

  • Zum einen durch die Digitalisierung der umfangreichen Bestände der Universitätsbibliothek, auch des Codex Manesse. Viele Texte und die farbenprächtigen Miniaturen wären ohne den Codex heute verloren – mithilfe der Digitalisierung werden sie hoffentlich niemals verloren gehen. Damit gewähren Sie auch den Zugang, die Zugänglichkeit, für alle Menschen, die sich für unser Erbe interessieren.
  • Zum anderen durch die lebhafte Vernetzung der Akteurinnen und Akteure der Literaturszene hier in Heidelberg. Das jährlich stattfindende internationale Literaturfestival und der Literaturherbst Heidelberg sind Beispiele für die starke Verbundenheit ihrer Stadt mit der Literatur. 
  • Darüber hinaus: durch Forschung und Lehre! Generationen von Forschenden sowie Schülern und Schülerinnen haben sich bereits mit dem Codex - zumindest mit den berühmten Zeilen „Ich saz ûf eime steine“ -auseinandergesetzt. Auch dadurch bleibt ein Gedächtnis lebendig und stiftet sowohl sprachliche als auch kulturelle Identität!

Für diesen vorbildhaften, innovativen Umgang mit der Literatur wurde die Stadt Heidelberg als Mitglied des Städtenetzwerks der UNESCO Creative Cities 2014 ausgezeichnet. Im kommenden Jahr steht das zehnjährige Jubiläum als UNESCO City of Literature an! Es freut mich, dass sich Heidelberg als Literaturstadt mit der restlichen UNESCO-Familie in der Region und weltweit vernetzet, um diese Form von Kultur in die Gesellschaft zu tragen. Damit fördert sie regional und international nichts Geringeres als kulturelle Bildung und Vielfalt, Völkerverständigung und Toleranz. Das sind die Grundpfeiler für den Frieden, dessen Förderung sich die UNESCO verpflichtet hat. 

Sehr geehrter Herr Dr. Probst, Sie haben die bei Ihnen in der Universitätsbibliothek aufbewahrte Handschrift für die Aufnahme in das UNESCO-Weltdokumentenerbe vorgeschlagen. Ich gratuliere Ihnen im Namen der Deutschen UNESCO-Kommission für den Erfolg und bedanke mich für Ihre Arbeit!

Herzlichen Glückwünsch zu dieser Auszeichnung als Teil unseres lebendigen Erbes!

Rede
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UNESCO-Welterbetag in der Völklinger Hütte

Grußwort von Prof. Dr. Maria Böhmer zur Eröffnung der Veranstaltung zum UNESCO-Welterbetag in der Völklinger Hütte in Völklingen

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