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Künstliche Intelligenz: Mehr Zusammenarbeit mit Afrika

Die Deutsche UNESCO-Kommission hat am 3. November afrikanische und deutsche Expertinnen und Experten im Rahmen eines hybriden Workshops zusammengebracht. Bei der Veranstaltung tauschten sie sich zur Ethik Künstlicher Intelligenz (KI) aus.

Rund 25 deutsche Expertinnen und Experten aus den Feldern der Entwicklungs- und Forschungspolitik kamen in den Räumen der Deutschen UNESCO-Kommission in Bonn zusammen. Unter dem Titel „Ethische KI in Afrika: welche Rolle kann die deutsche Entwicklungs- und Forschungspolitik spielen?“ diskutierten sie gemeinsam mit digital zugeschalteten afrikanischen Expertinnen und Experten.

Gabriela Ramos, Beigeordnete Generaldirektorin für Sozial- und Geisteswissenschaften der UNESCO, führte in die Veranstaltung ein und betonte: „Es geht nicht um die Technologie an sich – es geht darum, wie wir sie einsetzen.“ Die im letzten Jahr von der UNESCO verabschiedete Empfehlung zur Ethik der Künstlichen Intelligenz biete einen geeigneten Rahmen für die ethische Steuerung des Einsatzes von KI-Systemen. Bei der Umsetzung der Empfehlung unterstützt die UNESCO insbesondere afrikanische Staaten und setzt sich für eine verstärkte internationale Zusammenarbeit zwischen Staaten des Globalen Südens und des Globalen Nordens in diesem Feld ein.

Ähnliche Diskussionen, andere Umstände

Die Beiträge von Linda Bonyo (Lawyer’s Hub) und Dr. Rachel Adams (Research ICT Africa) boten am Vormittag einen Einblick in die KI-Diskurse in Afrika. „Die Diskussionen in Afrika und Europa sind gar nicht so verschieden, die Kontexte sind nur anders“, fasste Prof. Emma Ruttkamp-Bloem (University of Pretoria) zusammen.

Deutlich wurde einerseits, wie viel Potenzial im Bereich ethische KI-Entwicklung in Afrika liegt. Andererseits zeigte sich auch, welche Herausforderungen damit verbunden sind, zum Beispiel, dass zu wenig lokale Daten vorhanden sind, westliche Ethik-Konzepte „übergestülpt“ werden, Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups fehlen oder ethische Standards aufgrund schwacher staatlicher Kontrollmechanismen nicht eingehalten werden („Ethics Dumping“).

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit müsse hier flexiblere Strukturen der Kooperation schaffen, forderten die Teilnehmenden. Lohnenswert sei außerdem die Stärkung der Zivilgesellschaft, die auch in vielen afrikanischen Staaten ein wichtiger Akteur bei Fragen rund um den ethischen Einsatz neuer Technologien sein könne.

Mehr Forschungskooperationen gewünscht

Der zweite Teil des Workshops adressierte das Thema der Nord-Süd-Kooperation in der KI-Forschung. Projekte wie der Research Sprint des HIIG oder das Postdoc-NET-AI-Programm des DAAD fördern die Zusammenarbeit im akademischen Bereich. Mit dem Responsible AI Network Africa (RAIN-Africa) stellte Prof. Jerry John Kponyo ein gutes Beispiel funktionierender Kooperation zwischen der TU München und der Kwame Nkrumah University of Science and Technology in Ghana vor. Der Erfolg liege, so Prof. Kponyo, auch in dem großen Engagement aller Beteiligten und der engen Partnerschaft der beiden Universitäten begründet. Denn wie in der darauffolgenden Panel-Diskussion deutlich wurde, sind Nord-Süd-Kooperationen in der Forschung aufgrund finanzieller und praktischer Hürden oft schwierig umsetzbar, beispielsweise aufgrund von Visa-Bestimmungen, die eine Zusammenarbeit vor Ort erschweren.

Von einer engeren Zusammenarbeit zwischen Deutschland und afrikanischen Staaten zu Fragen der Ethik Künstlicher Intelligenz – darin waren sich die Teilnehmenden einig – können beide Seiten profitieren. Damit diese gelingt, braucht es neue Formen der Kooperation und Förderung, politischen Willen und ein großes Engagement aller Beteiligter.

Hintergrund

Im November 2021 haben die 193 UNESCO-Mitgliedstaaten den ersten global gültigen Völkerrechtstext zur ethischen Entwicklung und Nutzung von KI verabschiedet: die Empfehlung zur Ethik der Künstlichen Intelligenz. Der Text setzt sowohl für aktuelle als auch für zukünftige Anwendungsbereiche von KI einen klaren ethischen Rahmen in elf Politikbereichen, darunter Bildung, Kultur, Kommunikation, Arbeit und Gesundheit. Die Deutsche UNESCO-Kommission unterstützt die Umsetzung der Empfehlung in Deutschland und führt dazu unter anderem eine Workshop-Reihe durch.

Publikation

UNESCO-Empfehlung zur Ethik Künstlicher Intelligenz. Bedingungen zur Implementierung in Deutschland.
Deutsche UNESCO-Kommission, 2022