Weitergabe von Wissen und Können im Brieftaubenwesen
Fakten
- Aufnahmejahr: 2022
- Verbreitung: deutschlandweit und darüber hinaus
- Zentraler Termin: Ganzjährig
- Bereich: mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksweisen; gesellschaftliche Bräuche, (jahreszeitliche) Feste und Rituale; Wissen und Bräuche in Bezug auf die Natur und das Universum
Das Brieftaubenwesen entwickelte sich im 19. Jahrhundert aus der Tradition, Tauben als Nachrichtenüberbringerinnen einzusetzen. Heute wird die Praxis primär als Hobby betrieben. Die Züchtenden betreuen dazu mit großem Engagement ihre Tauben. Brieftauben werden zumeist in Gartenschlägen oder auf dem Dachboden gehalten, was ausreichend Nistplätze und besondere Belüftungssysteme erforderlich macht.
In den 1960er-Jahren gab es in der Bundesrepublik über 100.000 Brieftaubenzüchtende. Ihre Zahl sinkt seitdem ständig, auch weil die Brieftaubenzucht einen enormen Zeitaufwand voraussetzt. Gleichzeitig hat das Brieftaubenwesen einen integrativen Charakter und wird von vielen Menschen unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkünfte ausgeübt. Heute sind in dem Verband rund 28.000 Brieftaubenzüchtende organisiert. Die Organisation von Zucht, Haltung und den Distanzflügen wird dabei stetig an die sich wandelnden Umweltbedingungen und gesellschaftlichen Vorstellungen angepasst. Die Brieftaubenzüchtenden tauschen sich über diese Entwicklungen regelmäßig bei Treffen in ihren Vereinen sowie auf überregionalen und internationalen Veranstaltungen aus.
Bildergalerie Brieftauben
Bei der Weitergabe von Wissen und Können im Brieftaubenwesen geht es um das Zusammenleben von Mensch und Tier sowie das Wissen um das Verhalten, die Biologie und artgerechte Lebensweisen der Tauben. Außerdem gilt es die stetigen Aktivitäten die Anforderungen an das Tierwohl entsprechend dem wissenschaftlichen Fortschritt aufzugreifen und den Lebensbedingungen anzupassen. Auch die Vermittlung dieses Wissens an die jüngere Generation ist zentral.
Der Verband Deutscher Brieftaubenzüchter hat sich einem Dialog geöffnet, um den strittigen Punkten der Praktik stärker gerecht zu werden. Hervorzuheben ist die Förderung von Taubenkliniken. Diese beraten die Züchtenden und pflegen kranke oder verletzte Tauben. Ferner betreiben sie veterinärmedizinische Grundlagenforschung.
Zentral für den verantwortungsvollen, artgerechten Umgang mit den Tieren und somit für den Erhalt des immateriellen Kulturerbes bleibt dabei die stetige gesellschaftliche Debatte um Tierwohl und Tierethik im Brieftaubenwesen. Eine vertiefte Zusammenarbeit mit Tierschutzorganisationen und eine nachhaltige Auseinandersetzung mit deren konstruktiver Kritik ist für die Züchtenden in Zukunft unerlässlich.
Kontakt
Verband Deutscher Brieftaubenzüchter e.V.
Mareike Kühntopp
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