Infobox

Fakten

  • Aufnahmejahr: 2014
  • Verbreitung: in Markneukirchen und Umgebung (Sachsen)
  • Zentraler Termin: ganzjährig
  • Bereich: Wissen und Bräuche in Bezug auf die Natur und das Universum; Traditionelle Handwerkstechniken

Der traditionelle vogtländische Musikinstrumentenbau wird heute von rund 1.300 Personen in mehr als 100 Werkstätten ausgeübt. Mitte des 17. Jahrhunderts siedelten sich hier Geflüchtete aus Böhmen an, die diese Handwerkskunst in die Region brachten. Durch musikgeschichtliche Entwicklungen und entsprechenden Bedarf an Instrumenten folgten bald die Herstellung weiterer Instrumente, sodass bereits Ende des 18. Jahrhunderts sämtliche Orchesterinstrumente einschließlich Bestandteilen und Zubehör gefertigt wurden. Diese wurden durch Zupfinstrumente, Mund- und Handharmonikas ergänzt. Vogtländische Musikinstrumente wurden und werden weltweit in Orchestern, Ensembles und von Solisten gespielt.

Von Beginn an wurden Wissen, Erfahrungen und Werkzeuge von Generation zu Generation weitergegeben. Neben dokumentiertem Fachwissen zu Techniken und Materialien sind vor allem intensive Beobachtung und Nachahmung, Austausch mit Musikerinnen und Musikern und Kolleginnen und Kollegen sowie das Studium alter und zeitgenössischer Instrumente Basis des nicht endenden Lernprozesses der Instrumentenmacher. Veränderliche Naturmaterialien erfordern zudem ein Handeln im Einklang mit der Natur und ständige Anpassungsprozesse in der Verarbeitung. Die öffentliche Lehre und Ausbildung besteht seit 150 Jahren. Sie erfolgt heute entweder im dualen System (Theorie an der Berufsfachschule Klingenthal, Praxis im Handwerksbetrieb) oder in Vollzeitausbildung an der Berufsfachschule. Mit der Meisterausbildung der Handwerkskammer und der Fachhochschulausbildung sind die höchstwertigen Fortführungen dieser Ausbildungstradition gewährleistet.

In der Region um Markneukirchen ist der Instrumentenbau soziokulturelle Grundlage für weitere Bereiche: Zahlreiche Laienorchester, internationale Musikwettbewerbe sowie Meisterkurse für Musikstudierende laden jährlich hunderte junge hochtalentierte Musizierende ein und bieten Kontaktmöglichkeiten zu Fachkräften des Instrumentenbaus. Projekte an Schulen oder Fachgespräche, Ausstellungen und Werkstattführungen spiegeln die weitere Vielfalt des Themas wider.

Der traditionelle Musikinstrumentenbau, der in mehreren Familien bereits in siebter Generation ausgeübt wird, vermittelt gemeinsam mit seinen vielschichtigen Ausprägungen in der Region ein Gefühl von Identität und Kontinuität. Wirtschaftskrisen, Weltkriege und teilweise Verstaatlichungen von Familienbetrieben, Schwierigkeiten bei Materialbeschaffung und Firmengründung während der Zeit der DDR oder auch gegenwärtige Globalisierungsprozesse konnten stets vom traditionellen Musikinstrumentenbauhandwerk, mit dem Bewusstsein für die Stärken der Tradition und die Fähigkeit zur Anpassung an neue Gegebenheiten, überwunden werden.

Zitat Magwas

„Durch die Produktion von hervorragenden Instrumenten im Musikwinkel tönt es auf der ganzen Welt vogtländisch.“

Yvonne Magwas, MdB

Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe - Jubiläumsausgabe

Schwarz-Weiß Foto mit analogen Techniken entwickelt zeigt eine Gruppe von Menschen vor einem Festival-Zelt.
Immaterielles Kulturerbe

Analoge Fotografie

Fertigung von Bildnissen als Positiv-Unikate oder als Negative zur Vervielfältigung mittels analoger fotografischer Verfahren.

Meisterklasse im Heißglasstudio beim Symposium "Zwischenwelten in heißem Glas". Person bläst Glas.
Immaterielles Kulturerbe

Studioglas in Frauenau

Der „Glas Kultur Campus“ in Frauenau fördert nachhaltig die Erhaltung und Weitergabe von Wissen der Studioglaskultur durch grenzüberschreitende…

Immaterielles Kulturerbe

Gold- und Silberschmiedehandwerk

Gold- und Silberschmiedehandwerk ist die Kunst, Schmuck und Metallgeräte aus Edelmetallen wie Gold und Silber zu fertigen. Handwerkliche Präzision und…

Zur Karte