Rhön
Fakten
- Jahr der Anerkennung: 1991 (2014 auf bayerischer Seite um 22 Gemeinden erweitert)
- Bundesländer: Bayern, Hessen, Thüringen
- Größe: 2.433,2 km2 (davon 78,7 km2 Kernzone, 526,6 km2 Pflegezone)
- Repräsentierter Landschaftsraum: Mitteldeutsches Bergland
- WebsiteExterner Link:
Zahllosen Tier- und Pflanzenarten bietet die Rhön eine Heimat, darunter auch vielen gefährdeten Arten. Die Kulturlandschaft Rhön blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück und bietet heute wertvolle Schätze und Zeugnisse eben jener Entwicklungen. Im Sinne der Nachhaltigkeit unterstützt das BiosphärenreservatExterner Link: naturverträgliche Innovationen, umweltschonend erzeugte Produkte, nachhaltigen Tourismus und Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Ursprünglich war die Rhön von dichten Buchenwäldern bedeckt, die jedoch im Laufe der Jahrhunderte durch menschliche Bewirtschaftung und Beweidung in Graslandschaften umgewandelt wurden. Am Ländereck von Bayern, Hessen und Thüringen erhielt die Rhön kurz nach der Wiedervereinigung bundesländerübergreifend die Auszeichnung als UNESCO-Biosphärenreservat. Die während der deutschen Teilung abgeschiedene Lage, naturräumliche Besonderheiten und eine traditionelle Bindung der Bevölkerung an die Landwirtschaft haben in der Rhön eine weitgehend intakte Kulturlandschaft und ländliche Siedlungsstrukturen erhalten. Die Rhön bietet vielfältige Landschaftstypen: die Hohe Rhön ist ein Hochplateau, das durch Mahd und Beweidung offen gehalten wurde und ein breites Spektrum artenreicher, extensiver Grünlandtypen trägt. Die Kernzone bilden Buchen- und Edellaubholzwälder sowie Hochmoore.
Die hessische Rhön zeichnet sich durch Dutzende markante Kegelberge und durch eine parkartige Gliederung aus, die thüringische Rhön durch einzigartige, großflächig vernetzte Kalkmagerrasen und durch eine von Großbetrieben geprägte Landwirtschaft. In der bayerischen Rhön finden sich offene, siedlungsfreie Matten und ausgedehnte Heckengebiete. Im bayerischen Teil gibt es außerdem großflächig Entwicklungskernzonen, die erst nach der Ernte der nicht standortheimischen Nadelholzbestände (im Zeitraum von zehn Jahren) der natürlichen Sukzession überlassen werden. Im Weltnetz der Biosphärenreservate steht die Rhön für folgende Lebensräume: einzelne waldbestandene Kegelberge um eine zentrale Basalthochfläche, artenreiches montanes Mähgrünland, Steilhänge mit Kalkmagerrasen, Buchenwälder, Edellaubholzwälder.
Land der offenen Fernen
Die Artenvielfalt in den geschützten Lebensraumtypen ist sehr hoch, es finden sich gute Lebensbedingungen für vom Aussterben bedrohte Vogelarten wie das Birkhuhn, den Wachtelkönig, den Schwarzstorch und den Eisvogel. Die Lebensbedingungen für das Birkhuhn werden seit 25 Jahren im größten außeralpinen Naturschutzgebiet Bayerns verbessert, durch Offenhaltung der Landschaft, durch Vertragsnaturschutz, durch Bejagung natürlicher Feinde und durch Aufklärung der Touristen.
2014 wurde das Biosphärenreservat Rhön auf bayerischer Seite – auf Initiative der Kommunen und Landkreise und mit Zustimmung der UNESCO – beträchtlich erweitert. Damit sind neue Ökosystem- und Nutzungstypen (beispielsweise Weinberge und intensiver genutzte Agrarlandschaften) in das Biosphärenreservat einbezogen. Das Biosphärenreservat Rhön umfasst durch die Erweiterung auch nahezu das gesamte Einzugsgebiet der Fränkischen Saale, sowie die Kreisstädte Bad Kissingen und Bad Neustadt.
Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung
Gemeinsam mit der örtlichen Bevölkerung und zahlreichen regionalen Akteuren haben die drei Verwaltungsstellen des Biosphärenreservats die Rhön zu einem beispielgebenden Biosphärenreservat entwickelt. Die Identifikation der Bevölkerung mit dem Biosphärenreservat ist hoch, wie mehrere repräsentative Bürgerbefragungen unter Beweis stellen. Die regionale Wertschöpfung verschafft Menschen wie auch der Natur im Biosphärenreservat Vorteile. Der Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten trägt zur Imagebildung bei und schafft neue Arbeitsplätze in der Rhön. Wie die Universität Würzburg nachwies, sind Rhöner Wirtschaftsunternehmen enger miteinander vernetzt als in anderen Regionen. Die gleichen Wissenschaftler bewiesen große Einkommensvorteile durch den Tourismus im Biosphärenreservat.
Ein wichtiges Instrument ist die Vermarktung regionaler Produkte. Das Rhönschaf wurde erfolgreich wiedereingeführt zur Landschaftspflege und als kulinarischer Höhepunkt, ähnlich Rhönforelle oder Rhönapfel. Ein sechsjähriges EU-LIFE-ProjektExterner Link: schafft mit Unterstützung der Landwirtschaft Beratungsangebote für Landwirte, Pflegekonzepte für das Berggrünland und Schutzkonzepte unter anderem für bodenbrütende Vogelarten. Auch erneuerbare Energien und eine Mitfahrzentrale für den ländlichen Raum fördert das Biosphärenreservat. Als einer von bislang wenigen „Sternenparks“ sorgt das Biosphärenreservat für einen möglichst ungestörten Nachthimmel, was zugleich den Kommunen Geld spart und die Lichtbeeinträchtigung für Vögel und Insekten reduziert.
Bildung für nachhaltige Entwicklung ist weiterer Schwerpunkt der Arbeit. Es gibt viele Angebote für alle Altersgruppen und viele Informationsstellen. Herausragende Beispiele sind in Thüringen das Informationszentrum ,,Erlebniswelt Rhönwald/Arche Rhön“ mit dem Aussichtsturm ,,Noahs Segel“ und in Bayern drei Bildungseinrichtungen beziehungsweise Schullandheime, die als „Rhöniversum“ kooperieren. Das RhöniversumExterner Link: wurde 2017 von der Deutschen UNESCO-Kommission und dem BMBF als beispielgebender -Lernort im UNESCO-Weltaktionsprogramm ausgezeichnet.
Das Rahmenkonzept der RhönExterner Link:, als Leitbild für die langfristige gesamtgesellschaftliche Entwicklung des Biosphärenreservats, wurde 1995 formuliert und in einem vierjährigen partizipativen Prozess bis 2018 umfänglich aktualisiert.
Internationale Partnerschaften
Die Rhön wird schon seit Gründung von vielen internationalen Experten besucht, die sich für gut funktionierende Biosphärenreservate interessieren. Darüber hinaus ist die Rhön besonders aktiv im Netzwerk der UNESCO-Biosphärenreservate. Sie steht mit drei Partner-Biosphärenreservaten in regem Kontakt: mit den Biosphärenreservaten Kruger-to-Canyons (Südafrika), Redberry Lake (Kanada) und Salzburger Lungau/Kärntner Nockberge (Österreich). Gerade die 2008 etablierte Kooperation mit Kruger-to-Canyons ist ein Musterbeispiel für die Kooperation im Weltnetz. Nicht nur die Verwaltungsstellen der beiden Biosphärenreservate tauschen sich regelmäßig aus, sondern auch Kommunen, Schulen und Betriebe. Außerdem gibt es Freiwillige aus der Rhön, die die Region im Nordosten Südafrikas regelmäßig unterstützen.