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Fakten

Im Frühsommer ist im südlichen Bliesgau nahezu die Hälfte aller bundesweit vorkommenden Orchideenarten anzutreffen. Verschiedene Groß- und Kleinstlebensräume greifen hier ineinander und ermöglichen dadurch einen außerordentlich hohen Struktur- und Artenreichtum. Das UNESCO-BiosphärenreservatExterner Link: bewahrt nicht nur die traditionelle Kulturlandschaft und die besondere Artenvielfalt der Region, es engagiert sich auch stark im Klimaschutz und in der Etablierung regionaler Wertschöpfungsketten.  

Die Landschaft des UNESCO-Biosphärenreservats Bliesgau nutzt der Mensch seit Jahrtausenden. Mit einer Bevölkerungsdichte über dem Bundesdurchschnitt es im Vergleich zu den anderen deutschen Biosphärenreservaten insgesamt eher städtisch geprägt. Die Stadt-Land-Beziehung mit all ihren Facetten, Einflüssenund Besonderheiten ist deshalb einer der Schwerpunkte im Nachhaltigkeitsanspruch des Biosphärenreservates.

Eine Besonderheit der Region ist die Vielfalt der Landschaft: verschiedene Lebensräume greifen auf engem Raum ineinander und bieten ein Zuhause für viele seltene Tier- und Pflanzenarten. Repräsentativ für das Weltnetz der Biosphärenreservate sind artenreiche Kalk-Halbtrockenrasen, Salbei-Glatthaferwiesen und Streuobstwiesen, aber auch bodensaure und mesophile Buchenwälder sowieEichen- und Hainbuchenwälder. Hinzu kommt die Auenlandschaft des Bliestals mit ausgedehnten Überschwemmungsflächen, großflächig extensiv genutzten Auenwiesen, Röhrichten, Hochstaudenfluren und Auenwäldern.

Der Bliesgau beherbergt etwa 80 Prozent des saarländischen Vorkommens des vom Aussterben bedrohten Steinkauzes. Besonders häufig kommt auch der Goldene Scheckenfalter vor. Auf den Muschelkalkböden kann man nahezu die Hälfte aller in Deutschland vorkommenden Orchideenarten bewundern. Das Naturschutzgroßvorhaben „Saar-Blies-Gau/Auf der Lohe“ bewahrt die wertvollsten natürlichen Schätze des Biosphärenreservates. Ziel des Projekts ist die Entwicklung von orchideenreichen Kalk-Magerrasen und der Erhalt der Biodiversität in extensivierten Grünlandflächen. Als ein sehr altes Siedlungsgebiet hält der Bliesgau darüber hinaus viele Möglichkeiten zur Spurensuche der römischen und keltischen Besiedlung bereit. Und der landschaftliche Liebreiz im Süden der Region wird im Norden durch die Mittelstadt St. Ingbert mit ihrer Industriekultur und ihrem umfangeichen kulturellen Angebot ergänzt.

Mit dem Modell eines Zweckverbandes als Verwaltungsform für ein Biosphärenreservat wurde 2007 bundesweit Neuland betreten. Diese Verwaltungsform bildet die in den UNESCO-Kriterien geforderte Einbeziehung der Kommunen auch institutionell in der Gebietsverwaltung ab. Zusätzlich entwickelt der Biosphärenzweckverband Ansätze im Bereich Bürgerbeteiligung weiter. Die im Zweckverband des Biosphärenreservats vertretenen Gebietskörperschaften sind das Saarland (vertreten durch das Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz), der Saarpfalz-Kreis, die Kreisstadt Homburg, die Mittelstadt St. Ingbert, die Stadt Blieskastel sowie die Gemeinden Gersheim, Kirkel, Kleinblittersdorf und Mandelbachtal.

Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung

Die traditionell kleinparzellierte Kulturlandschaft ist vor allem durch die Aufgabe unwirtschaftlicher Flächen bedroht. So ist in den letzten 30 Jahren jeder zweite Obstbaum der Region verschwunden. Daher sucht das Biosphärenreservat zusammen mit der Landwirtschaft nach neuen Wegen. Großes Potenzial besteht auch im Hinblick auf erneuerbare Energien, vor allem bei dem Ansatz, Biomasse aus der Land- und Forstwirtschaft sowie der Landschaftspflege zur Energiegewinnung zu nutzen.

Mit dem „Bliesgau-Regal“ gibt es bereits seit vielen Jahren ein erfolgreiches Instrument zur aktiven Förderung der Regionalvermarktung. Fast 20 Produzenten vermarkten rund 100 verschiedene Produkte in rund 60 Super- und Getränkemärkten, sowie Bäckereien, Metzgereien und Eine-Welt-Läden, insbesondere im städtischen Umland. Das Biosphärenreservat hat über 50 Partnerbetriebe, von Direktvermarktern über die Gastronomie bis hin zu Landschaftsführern.

Eine weitere Herausforderung ist der demographische Wandel und seine Folgen für suburbane und ländliche Räume. Das Biosphärenreservat entwickelt modellhaft Dorfkerne weiter, bietet Hilfen zur klima- und altersgerechten Sanierung von „Leerständen“ an, sorgt sich um dörfliche Infrastruktur, Landschaftsentwicklung, und lokale soziale Netzwerke. Das gesamte Handeln des Biosphärenreservats für nachhaltige Entwicklung wurde im bis 2014 erstellten Rahmenkonzept gebündelt. Das Vorhaben „Botschaften und Botschafter – Kommunikation im Biosphärenreservat Bliesgau“ wird nach dem Saarländischen Entwicklungsplan für den ländlichen Raum 2014-2020 vom LEADER-Programm der EU gefördert. Die Einbindung Jugendlicher und junger Menschen erfolgt über das LEADER-Projekt „Junge Biosphäre“, im Rahmen dessen der Biosphärenzweckverband und der Landesjugendring Saar zusammenarbeiten. Bereits zwei Projekte zur Renaturierung von Auenlandschaften der Blies haben die Deutsche UNESCO-Kommission und Danone Waters finanziert.

Bereits 2010 beschloss die Verbandsversammlung des  Biosphärenzweckverbandes Bliesgau, sich langfristig zu einer Null-Emissions-Region zu entwickeln. Als eine von 19 Modellregionen wurde  es im Programm „Masterplan 100 % Klimaschutz“ des Bundesumweltministeriums gefördert, wodurch unter anderem die Stelle eines Klimaschutzmanagers finanziert werden konnte. Langzeitziel des Masterplans ist es, die Emissionen bis zum Jahr 2050 im Vergleich zu 1990 um 95 % zu reduzieren und den Energieverbrauch zu halbieren. Im Klimaschutzrat arbeiten Vertreterinnen und Vertreter von Kommunen, des Landkreises, von Naturschutzverbänden, den Landnutzern, der Wirtschaftsförderung sowie der Kirche, insgesamt 28 Institutionen, zusammen. 2015 beschloss die Verbandsversammlung den „Masterplan 100 % Klimaschutz“ einstimmig. Inzwischen nimmt der Biosphärenzweckverband, die Mittelstadt St. Ingbert und der Saarpfalz- Kreis am EU LIFE-IP Programm ZENAPA unter Leitung des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement (Ifas) teil. Damit wird der Klimawandelmanager auch künftig Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien, der Elektromobilität und der integrierten Quartierskonzepte umsetzen: Für mehr Klimaschutz und Biodiversität im besiedelten Raum.

Das Ökologische Schullandheim Spohns HausExterner Link: in Gersheim ist wichtiger Kooperationspartner im Biosphärenreservat. Aufgrund der konsequenten Orientierung der Bildungsangebote an den Prinzipien der Nachhaltigkeit, wurde es als Projekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und erneut 2016 als Lernort des UNESCO-Weltaktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet. Ein besonders sozial-innovatives Projekt von Spohns Haus ist das Programm „Neue Heimat Biosphäre“. Es bringt geflüchteten Neubürgern in der Region mit Hilfe von - Elementen das Biosphärenreservat Bliesgau als ihre neue Heimat näher,  es erleichtert Ihnen die Integration und hilft Ihnen sich mit den oftmals neuen Themen Abfall- und Energieeinsparung, sowie Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu beschäftigten.

Internationale Partnerschaften

Das Biosphärenreservat diskutiert derzeit mehrere Partnerschaftsoptionen, unter anderem mit Partnern in Georgien. Auch mit Herstellern von Shea-Butter aus Burkina Faso gibt es Kooperationen. Nationale und internationale Delegationen besuchen den Bliesgau regelmäßig.

Werke über den Bliesgau:

  • „Faszination Bliesgau: Fotos und Lyrik“ (Gebundene Ausgabe 2017, ISBN: 978-3-96227-000-1)
  • „Der Bliesgau“ vom Institut für Landeskunde im Saarland (2006, ISBN-13: 978-3923877423)
Das Bild zeigt eine von Flüssen durchzogene Landschaft von Wäldern und Wiesen.
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