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Fakten

  • Aufnahmejahr: 2015
  • Verbreitung: deutschlandweit, mit Schwerpunkt in Pforzheim
  • Zentraler Termin: ganzjährig
  • Beispiel Guter Praxis der Erhaltung Immateriellen Kulturerbes

Aus Wettbewerbsgründen erfolgte die Weitergabe der spezifischen Fertigungstechniken, vor allem aber der Bedienung der Maschinen, ausschließlich mündlich und unter hoher Geheimhaltung. Lehrbücher oder Betriebsanleitung für die Maschinen sind kaum vorhanden. Mit dem Niedergang der Manufakturen spätestens Mitte des 20. Jahrhunderts drohte daher nicht nur das Aus für die Maschinen, sondern vor allem für das Fachwissen im Hinblick auf die Bedienung, die Justierung und die Reparatur der Maschinen.

Hier setzt das Projekt „Manufakturelle Schmuckgestaltung“ an, das sich zum Ziel gesetzt hat, die einzigartigen manufakturellen Verfahrenstechniken nebst des dazugehörigen Erfahrungswissens zu erhalten und an kommende Generationen weiterzugeben. Das Deutsche Technikmuseum Berlin hat dafür den Bestand der Maschinen aus Pforzheim übernommen und arbeitet mit mehreren Partnern zusammen. Das Museum beschränkt sich nicht darauf, die Maschinen, ihren historischen Kontext und ihre Produkte auszustellen sowie mittels Führungen und Filmterminals (deutsch & englisch) auch einem jungen Publikum zu vermitteln: Es wurden eine voll funktionstüchtige Museumswerkstatt eingerichtet sowie die noch lebenden Träger des Wissens in der Arbeitsgruppe „Schmuck verbindet" zusammengebracht. Ihre spezialisierte Maschinenerfahrung wurde textlich, bildlich und vor allem audiovisuell umfassend dokumentiert. Diese erfahrenen Experten aus der Schmuckindustrie geben als Dozenten bei Seminaren in Berlin und im neu aufgebauten Manufaktur-Transfer-Zentrum Pforzheim (MTZ) ihr handwerkliches, technisches und künstlerisches Können und Wissen an die nächste Generation der Schmuckschaffenden weiter.

Mit dem MTZ ist in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Gestaltung der Hochschule und der Stadt Pforzheim eine Werkstatt entstanden, die es interessierten Schmuckschaffenden ermöglichen soll, manufakturelle Fertigungstechniken in ihren Designs und Kollektionen zu nutzen. Das MTZ soll auch als ein Wissenszentrum ("living archive") fungieren, in dem das Know-how und die benötigten Fertigkeiten gesammelt und weitergegeben werden. Weiterhin werden in Workshops und durch ein Artist-in-Residence-Programm, finanziert durch ein Stipendium eines der beteiligten Pforzheimer Traditionsunternehmen, in Berlin die Fertigungstechniken für die manufakturelle Schmuckgestaltung vermittelt und außerdem technisch qualifizierte Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in Kursen zur Weitergabe des Maschinenwissens und der Techniken befähigt. Durch die personale und lebendige Vermittlung wird auf verschiedenen Ebenen ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung und Tradierung manufaktureller Verfahrenstechniken geleistet.

Das Projekt hat einen Prozess in Gang gesetzt, der Techniken der Schmuckgestaltung ermittelt, dokumentiert, sichert und teilweise neubelebt. Im Zentrum steht in besonderem Maße die Weitergabe von Wissen und Können. Forschung und Dokumentation sind durch die Ansiedlung des Projekts beim Deutschen Technikmuseum Berlin gesichert. Nachhaltigkeit und Wirkung des Projekts zeigen sich durch die mittlerweile vielfach Geförderten des Artist-in-Residence-Programms, die als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren fungieren. Besonders hervorzuheben ist zudem die Filmdokumentation: In fast 200 Stunden Filmmaterial wird das Wissen um die manufakturellen Verfahrenstechniken bereits seit dem Jahr 2000 dokumentiert und ist für Interessierte auf DVD erhältlich.

Dieses Projekt entspricht in besonderer Weise den Grundsätzen und Zielen des Übereinkommens. Es kann überregional und international als Modell für Erhaltungsmaßnahmen dienen. Alle Maßnahmen zielen auf die nachhaltige Bewahrung und Weitergabe der Techniken, bauen gezielt aufeinander auf und beschreiten konsequent den Weg von der musealen Vermittlung über die Gestaltungslehre bis zur wirtschaftlichen Wiederbelebung der Techniken. Über neue Designs und die Verwendung alternativer Materialien zu Metallen, wie etwa Kunstoff, Papier oder Textilien, sollen neue Märkte entwickelt werden, mit der Perspektive, die Fertigungstechniken durch erhöhte Nachfrage auch wirtschaftlich wieder zu beleben.

Kontakt

Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin
Andrea Grimm
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