

Chinesenfasching Dietfurt
Fakten
- Aufnahmejahr: 2025
- Verbreitung: Dietfurt
- Zentraler Termin: Immer am Donnerstag vor Aschermittwoch
- Bereich: Gesellschaftliche Bräuche, (jahreszeitliche) Feste und Rituale
Der sog. Dietfurter Chinesenfasching ist ein lokaler Faschingsbrauch, der vielfältige Formen des interkulturellen Dialogs und der kulturellen Bildung integriert. Im Zentrum steht ein Maskenumzug mit fünfzig Wagen und Fußgruppen sowie mehreren Musikkapellen. Der auf einer lokalen Anekdote basierende Faschingsbrauch erhielt in den 1920er-Jahren erstmals eine Ausrichtung mit Elementen, die damals als typisch chinesisch erachtet wurden. Ab den 1950er-Jahren wurde der Brauch zu einem identitätsstiftenden Ereignis, das mit immer mehr Verweisen auf die chinesische Geschichte und die chinesische Kultur angereichert wurde.
Heute setzen sich die Akteure vor Ort sehr transparent mit der Geschichte des Brauches und mit an sie gerichteten Vorwürfen auseinander. Sie greifen aktuelle gesellschaftliche Debatten kritisch-selbstreflexiv auf und diskutieren mit dem Brauch konnotierte Themen wie kulturelle Aneignung, Klischees oder rassistische Darstellungen. Eine gelbe Gesichtsbemalung untersagt man ebenso wie etwa eine rassifizierende Bemalung der Augen. Diese kritische Auseinandersetzung mit heute als problematisch erachteten Bestandteilen des Brauchs ist beispielhaft.
Bildergalerie Chinesenfasching Dietfurt
Die Eintragung in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes würdigt genau diesen selbstkritischen und produktiven Umgang, der zeigt, wie sich Bräuche in der Gegenwart dynamisch weiterentwickeln können. Sie würdigt die klaren Positionierungen vor Ort gegen rassistische Darstellungen, die Bemühungen um Dialog und Austausch und die zeitgemäße Weiterentwicklung des Immateriellen Kulturerbes.