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Fakten

  • Aufnahmejahr: 2016
  • Verbreitung: deutschlandweit (hauptsächlich in Niedersachsen, Berlin-Brandenburg und Sachsen) und darüber hinaus
  • Zentraler Termin: ganzjährig (erster Sonntag im Mai Färbermarkt in Gutau, Österreich)
  • Bereich: Wissen und Bräuche in Bezug auf die Natur und das Universum; Traditionelle Handwerkstechniken

Die Reservage wird mit Druckstöcken, sogenannten „Modeln“, aufgedruckt. Druckstöcke bestehen aus einem Holzkörper, in dessen Oberseite das aus Birn- oder Buchsbaumholz geschnittene oder aus Messingformstücken gefertigte Motiv eingefügt wird. Viele Werkstätten haben eine beträchtliche Sammlung an Formen und Motiven. Die ältesten Druckformen stammen aus der Zeit um 1700. Gängige Motive zeigen zum Beispiel den Granatapfel, Pfauenfedern oder Streublumen. 

Das Blaudruckverfahren wurde zusammen mit der Indigo-Färberpflanze durch Reisende der Niederländischen Ostindien-Kompanie in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Europa eingeführt. Im 18. und 19. Jahrhundert war die Technik des Blaufärbens in Mitteleuropa stark verbreitet. Der ergiebige Farbstoff Indigo verdrängte die bis dahin zum Färben verwendete Waidpflanze. Mit dem Aufkommen der Industrialisierung büßte der Blaudruck an Attraktivität ein und die meisten Druckereien wurden geschlossen. Heute existieren in Deutschland nur noch wenige Blaudruckwerkstätten, meist Familienbetriebe. Die Traditionsbetriebe bestehen seit Generationen und das Wissen wird innerfamiliär weitergegeben. Die in den Werkstätten gefertigten Stoffe werden zu Tischtüchern, Vorhängen, Hemden, Meterware und ähnlichem verarbeitet.

Ein blaues Wunder erleben

Der Blaudruck spielt heute beispielsweise noch für die Herstellung von Trachten eine wichtige Rolle. Aber auch junge Designer wenden die Technik in Zusammenarbeit mit den Werkstätten für ihre Kleidungs-, Möbel- und weiteren Kollektionen wieder verstärkt an. Und auch die Zusammenarbeit mit Universitäten und die Anwendung moderner Medien werden verfolgt. Handwerkskammern, Freiluft-, Heimat- und ethnologische Museen präsentierten den Blaudruck und seine Produkte in Ausstellungen und Schauvorführungen.

Von den Werkstätten selbst werden zur Bewusstseinsförderung für die Besonderheiten des Handwerks vielfach Besucherführungen und Praxiskurse für alle Altersgruppen angeboten, bei denen die Historie und das verwendete Reservedruckverfahren erläutert werden. Der Blaudruck hat die deutsche Sprache mit Sprichwörtern wie „Du wirst Dein blaues Wunder erleben“ bereichert. Mit dem „Wunder“ ist die Verfärbung des Stoffes von weiß über gelb und grün nach blau in Reaktion mit Sauerstoff nach der Herausnahme aus der Indigoküpe gemeint.

Internationale UNESCO-Nominierung

Am 20. März 2017 unterzeichnete Staatsministerin Maria Böhmer zusammen mit dem österreichischen Kulturminister Thomas Drozda, Kulturminister Daniel Herman aus der Tschechischen Republik, Staatssekretär Ivan Secik für die Slowakei und der stellvertretenden Staatssekretärin Anikó Herter Krucsainé aus Ungarn das gemeinsame Dossier zur Nominierung des Blaudruck-Handwerks für die internationale Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Der Zwischenstaatliche UNESCO-Ausschuss entschied Ende 2018 positiv über die Aufnahme des Handwerks in die internationale UNESCO-Liste.

Kontakt

Einbecker Blaudruck
Ursula Schwerin

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Blaudruckerei Jever
Georg Stark

Sabrina Schuhmacher

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Blaudruckerei im Heimatverein Niedersachsen e.V.
Annerose Rathjen

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Blaudruckwerkstatt Cordula Reppe   

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Erfurter Blaudruck
Familie Wezyk

Blaudruckerei Elke Schlüter

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Blau- und Zeugdruckerei Krüger

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Blaudruckerei Angelika Thielemann
Hartmut Thielemann-Tonne

Blaudruckerei Folprecht
Heidi Folprecht-Pscheida

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Blaudruckerei Sigritt Weiß

Video-Trailer zur multinationalen UNESCO-Nominierung des Blaudrucks

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