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Wattenmeer
Die Welterbestätte Wattenmeer erstreckt sich über eine rund 11.500 km² große Fläche und umfasst eine Vielzahl von Übergangszonen zwischen Land, Meer und Süßwasserumgebungen: Sand- und Schlickwatt, Muschelbänke, dichte Seegraswiesen, Salzwiesen, Sandstrände und Dünen. Das Wattenmeer verbindet die drei Staaten Deutschland, Dänemark und die Niederlande und ist somit Ausdruck erfolgreicher internationaler Kooperation zum Schutz des einzigartigen Naturerbes.
Fakten
Aufnahmejahr: 2009, Erweiterungen 2011 und 2014
Bundesländer: Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein
Staaten: Dänemark, Deutschland, Niederlande
Art der Stätte: grenzüberschreitende Naturstätte
Erfüllte Aufnahmekriterien: (viii), (ix), (x)
Von Gezeiten geprägt
Das Wattenmeer stellt ein außergewöhnliches Beispiel eines komplexen und vielseitigen, vom ständigen Gezeitenwechsel bestimmten Küstengebiets dar. Dynamische natürliche Prozesse formen die sich kontinuierlich verändernde Landschaft. Die geologischen und geomorphologischen Eigenschaften des Wattenmeers in der Verbindung mit biophysikalischen Prozessen veranschaulichen in einzigartiger Weise die kontinuierlichen Anpassungsprozesse von Küstengebieten an globale Veränderungen.

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Außergewöhnliche Biodiversität
Das Wattenmeer zeichnet sich durch ein sehr hohes Maß an Biodiversität aus: 2.300 Pflanzen- und Tierarten leben in und von den Salzwiesen, die marinen und brackwasserhaltigen Zonen beherbergen circa 2.700 weitere Arten. Zu den im Wattenmeer lebenden Säugetieren zählen Seehunde, Kegelrobben und Schweinswale. Im Schlick tummeln sich Muscheln und Krebse, Faden- und Strudelwürmer, darüber hinaus ist das Watt Laichplatz von zahlreichen Meeresfischen wie Scholle und Seezunge. Das große Nahrungsangebot macht das Wattenmeer unentbehrlich als Zwischenstopp für Zugvögel. Auf dem ostatlantischen Flugweg gelegen, ist das Wattenmeer in ein Netzwerk weiterer, für Zugvögel bedeutender Gebiete eingebunden. Es dient als Rast-, Mauser- und Überwinterungsgebiet auf dem Weg von Südafrika entlang der Atlantikküste nach Nordsibirien. Das Gebiet beherbergt bis zu 6,1 Millionen Vögel gleichzeitig.
Eine lebendige transnationale Welterbestätte
Nach der Einschreibung in die Welterbeliste der UNESCO 2009 folgten Erweiterungen um das Hamburgische Wattenmeer und den dänischen Teil der Stätte 2011 und 2014. Die Anerkennung als Erbe der Menschheit wurde auch durch die bereits seit 1978 andauernde Zusammenarbeit der drei beteiligten Staaten im Rahmen der Trilateralen Wattenmeerkooperation ermöglicht.
Die Einzigartigkeit des Wattenmeeres wird auch durch die Unberührtheit großflächiger Gebiete bedingt. Zugleich ist die Welterbestätte Veränderungen durch Klimawandel, Tourismus und wirtschaftliche Nutzung der Umgebung ausgesetzt. Eine Vielzahl an Akteuren des Nationalparks WattenmeerExterner Link: und der drei UNESCO-Biosphärenreservate Hamburgisches WattenmeerExterner Link:, Niedersächsisches WattenmeerExterner Link: und Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und HalligenExterner Link: setzt sich für die Welterbevermittlung, Bildung für Nachhaltige Entwicklung und Naturschutz ein. Im Rahmen des Junior Ranger-Programmes werden junge Naturschützer ausgebildet. Informations- und Besucherzentren informieren an verschiedenen Standorten über das Welterbe Wattenmeer und die International Wadden Sea SchoolExterner Link: (IWSS), ein Projekt im Rahmen der trilateralen Wattenmeerkooperation, bietet als Bildungs- und Informationsplattform Lehr- und Informationsmaterialen für Pädagogen in mehreren Sprachen an. Darüber hinaus können Klassenfahrten ans Wattenmeer mit Hilfe der IWSS organisiert werden.

Der außergewöhnliche universelle Wert
Integrität
Die erweiterte Stätte umfasst alle Lebensraum-Typen, Merkmale und Prozesse, die für das natürliche und dynamische Wattenmeer kennzeichnend sind, das sich von den Niederlanden über Deutschland bis nach Dänemark erstreckt. Das Gebiet umfasst alle Wattenmeer-Ökosysteme und ist von ausreichender Größe, um die wesentlichen ökologischen Prozesse aufrechtzuerhalten und die wichtigsten Elemente und Werte zu schützen.
In der Stätte werden umfassende, durch ausreichende personelle und finanzielle Ressourcen abgesicherte Schutz-, Management- und Monitoringmaßnahmen durchgeführt. Für die Nutzung und Einwirkung durch den Menschen gibt es Regelungen mit klar abgesteckten und einvernehmlich festgelegten Zielen. Aktivitäten, die mit der Erhaltung unvereinbar sind, wurden entweder verboten oder werden streng reguliert und überwacht, um zu gewährleisten, dass sie sich nicht negativ auf die Stätte auswirken. Da die Stätte in einem nicht unerheblich besiedelten Gebiet liegt und vom Menschen genutzt wird, ist es von entscheidender Bedeutung, dass dem Schutz und der Erhaltung des Wattenmeeres bei der Nutzungsplanung und -regelung, einschließlich Plänen für Land-/Gewässernutzung, Gewährleistung und Regelung des Küstenschutzes, Seeverkehr und Entwässerung, weiterhin Priorität eingeräumt wird. Zu den wichtigsten Gefährdungen, die eine fortlaufende Aufmerksamkeit erfordern, gehören Fischereiaktivitäten, die Entwicklung und Unterhaltung von Häfen, Industrieanlagen in der Umgebung des Gutes wie Öl- und Gasplattformen und Windparks, Seeverkehr, Siedlungs- und Tourismusentwicklung sowie die Auswirkungen des Klimawandels.
Kriterien
Kriterium (viii)
Das Wattenmeer ist ein aus Sedimentablagerungen entstandener Küstenstreifen von einzigartiger Größe und Vielfalt. Es ist insofern einzigartig, als es fast ausschließlich aus Watten und Barriere-Inseln mit nur geringfügigen fluvialen Einflüssen besteht und ein herausragendes Beispiel der großflächigen Entwicklung einer differenzierten und komplexen Sandbarriereküste in gemäßigtem Klima unter den Bedingungen eines steigenden Meeresspiegels darstellt. Hochdynamische natürliche Prozesse laufen im überwiegenden Teil der Stätte ungestört ab und lassen eine Vielzahl unterschiedlicher Barriere-Inseln, Rinnen, Wattflächen, Priele, Salzwiesen und anderer Küsten- und Sedimentformationen entstehen.
Kriterium (ix)
Das Wattenmeer umfasst einige der letzten verbleibenden großräumigen intertidalen Ökosysteme, in denen natürliche Prozesse auch heute noch weitgehend ungestört ablaufen. Seine geologischen und geomorphologischen Merkmale sind eng mit biophysikalischen Prozessen verflochten und wertvoller Beleg für die laufende dynamische Anpassung von Küstenlebensräumen an globale Veränderungen. Es gibt eine Vielzahl von Übergangszonen zwischen Land, Meer und Süßwasser, welche die Grundlage für den Artenreichtum der Stätte bilden. Die Produktivität der Biomasse des Wattenmeeres ist eine der höchsten weltweit, was sich am deutlichsten in der Anzahl von Fischen, Schalentieren und Vögeln zeigt, denen die Stätte Lebensgrundlage bietet. Die Stätte ist eine der wichtigsten Gebiete für wandernde Vogelarten, und ihre Ökosysteme sorgen weit über ihre Grenzen hinaus für den Erhalt wildlebender Tierpopulationen.
Kriterium (x)
Küstenfeuchtgebiete zeichnen sich nicht immer durch eine besonders vielfältige Fauna aus, doch gilt dies nicht für das Wattenmeer. Die Salzwiesen
beherbergen etwa 2300 Tier- und Pflanzenarten, in den marinen und brackigen Gebieten kommen weitere 2700 Arten vor, sowie 30 Brutvogelarten. Der deutlichste Indikator für die Bedeutung der Stätte ist ihre Funktion als Rast-, Mauser- und Überwinterungsgebiet für wandernde Vogelarten. Sie bietet bis zu 6,1 Millionen Vögeln gleichzeitig Platz, und im Schnitt nutzen alljährlich 10 - 12 Millionen Vögel die Stätte auf ihrem Zug. Das Nahrungsangebot und die relative Unberührtheit tragen wesentlich dazu bei, dass die Stätte eine Schlüsselrolle für das Überleben wandernder Arten spielt. Das Wattenmeer ist ein für den ostatlantischen und den afrikanisch-eurasischen Zugweg unerlässlicher Zwischenstopp und für die weltweite Artenvielfalt unverzichtbar.