UNESCO-Welterbe Buddhistische Sansa-Bergklöster

Zeugnisse kontinuierlicher Praxis

Die 2018 als UNESCO-Welterbe anerkannten buddhistischen Sansa-Bergklöster sind eine Serie von sieben Tempeln in der Republik Korea (Südkorea), welche in direkter Verbindung mit den vorherrschenden großen Schulen des Mahayana Buddhismus stehen.

Fakten

Die Sansa-Bergklöster wurden vom 7. bis zum 9. Jahrhundert errichtet und gelten als heilige Orte, die als lebendige Zentren des Glaubens und der täglichen religiösen Praxis trotz jahrhundertelanger Unterdrückung durch die Joseon-Dynastie bis heute überlebt haben. Mit ihrem offenen Hof (der „Madang), der jeweils zu der Buddha-Halle, einem Pavillon, einem Hörsaal und einem Wohnheim führt, weisen die Klöster traditionelle Merkmale koreanischer Bauart auf. Verschiedene lokale kulturelle Einflüsse, Traditionen und Praktiken, eingebettet in eine natürliche Umgebung, werden hier sichtbar. Die bemerkenswert individuellen Baustrukturen beherbergen neben einzigartigen Objekten und Schreinen auch eine Vielzahl von Dokumenten über die Geschichte der Klöster und deren kulturelles Leben.

In Korea ist der Buddhismus erstmals ab dem 4. Jahrhundert nachweisbar, als er durch den chinesischen Einfluss in der Region nach Korea expandierte. Während die ersten Klöster ursprünglich in urbanen Kontexten erbaut wurden, entstanden zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert zahlreiche Klöster in den Bergregionen der koreanischen Halbinsel. Gegründet wurden sie von den verschiedenen philosophisch-religiösen Schulen des Buddhismus. In dieser Zeit entwickelte sich der Buddhismus zu einer Mehrheitsreligion, bis er während der Goryeo-Dynastie zur zentralen Staatsreligion aufstieg. Durch die nachhaltige Nutzung des Ortes samt seiner Ressourcen und die traditionelle Wahrung von Techniken und Managementstrukturen bewahren die buddhistischen Bergklöster ein hohes Maß an Authentizität. Die Holzbauwerke bezeugen zudem die ursprüngliche Form und den Entwicklungsprozess der koreanischen Architektur, die sorgfältig und unter strengen Restaurierungsprinzipien erhalten wurde. 


 

Porträtserie

Im Rahmen der 42. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees 2018 in Manama, Bahrain wurden 19 Stätten neu in die Liste des Welterbes aufgenommen. In ihrer Gesamtheit versinnbildlichen sie die Vielfalt und Bandbreite des gemeinsamen Kultur- und Naturerbes der Menschheit.

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Auszug aus dem Statement of Outstanding Universal Value, 2018

"Major buildings at the nominated temples restored at the time are treasured today as one of the most outstanding masterpieces of Buddhist architecture in Korea."

"Die großen Gebäude der seinerzeit restaurierten Tempel werden heute als herausragendste Meisterwerke buddhistischer Architektur in Korea geschätzt."

Kulturelle Praxis in Zeiten politischer Unterdrückung

Mit der Einführung des Konfuzianismus als Staatsphilosophie während der Joseon-Dynastie begann eine Phase der Unterdrückung, welche sich über Jahrhunderte erstrecken sollte. In dieser Zeit hielten viele lokale Gemeinschaften dem politischen Druck nicht stand und eine Vielzahl von Klöstern wurden aufgegeben. Aufgrund ihrer geographisch geschützten Lage konnten jedoch einige Bergklöster die Jahrhunderte überstehen und entwickelten sich zu religiösen Zentren kultureller Praxis. Die sieben eingeschriebenen Klöster gehören zu den besterhaltenen und einflussreichsten buddhistischen Klöstern Koreas, die ihren originalen Charakter samt ihrer traditionellen Praktiken kontinuierlich erhalten konnten (Kriterium iii). Sie demonstrieren auf einzigartige Weise die historische Bedeutung des Buddhismus in Korea und den Überlebenskampf religiöser Praktiken in Zeiten der Unterdrückung.

Förderung der Resilienz von Welterbestätten

Die Sansa Bergklöster sind ein bemerkenswertes Beispiel der Widerstandsfähigkeit kultureller Traditionen und zeigen, dass die Bedrohungen von Welterbestätten vielfältig sind. Die Resilienz und das Bestehen von Stätten und ihrer kontinuierlichen Bedeutsamkeit für lokale Gemeinschaften über lange Zeiträume hinweg zeigen, dass Natur- und Kulturerbestätten nicht nur selbst resilient sind, sondern durch das ihnen inhärente Wissen und die sie umgebenden Organisationsstrukturen zu gesellschaftlicher Resilienz beitragen können. Um die Resilienz von Welterbestätten und lokalen Gemeinschaften zu stärken, veröffentlichte das UNESCO World Heritage Centre im Januar 2015 im Rahmen der World Heritage Serie die Ausgabe World Heritage: Fostering Resilience, welche sich speziell mit der Stärkung von Widerstandsfähigkeit verschiedener Welterbestätten auseinandersetzt. Anhand praktischer Erfahrungen werden Strategien entwickelt, um beispielsweise sozialen und ökologischen Stressfaktoren entgegenzuwirken.

Welterbe von religiösem Interesse

Die buddhistischen Klöster gehören zu etwa 20 Prozent aller Welterbestätten weltweit, die in direkter Verbindung mit dem Glauben und Traditionen religiöser oder spiritueller Gemeinschaften stehen. Oftmals ist es die spirituelle Bedeutung, die den außergewöhnlichen universellen Wert dieser Welterbestätten rechtfertigt. Der Einbindung religiöser Gemeinschaften in die lokalen Managementstrukturen kommt daher eine wichtige Rolle zu. Um auf diese besonderen Herausforderungen zu reagieren, rief die UNESCO 2010 die Initiative zum Erbe von religiösem Interesse ins Leben, in deren Kontext das „Statement on the Protection of Religious Properties within the Framework of the World Heritage Convention“ (Erklärung zum Schutz von religiösen Gütern im Rahmen der Welterbekonvention) verabschiedet wurde. Weitere Richtliniendokumente zum Umgang mit heiligen Kultur- und Naturstätten wurden von ICOMOS und IUCN veröffentlicht.

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