UNESCO-Welterbe Antike Stadt Qalhat

Archäologische Zeugnisse einer weltoffenen Handelsstadt

Die antike Stadt Qalhat birgt einzigartige archäologische Zeugnisse der Handelsbeziehungen zwischen Ostasien und der Arabischen Halbinsel im 11. - 15. Jahrhundert. Sie wurde daher im Jahr 2018 als fünfte Stätte im Oman in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen.

Die an der Ostküste des Sultanats Oman gelegene Stätte umfasst die von inneren und äußeren Stadtmauern umgebene, über 35 Hektar große Stadt Qalhat sowie die umliegenden Gebiete, in denen mehrere Begräbnisstätten liegen. Bisher wurden mehr als 2000 dieser Gräber in verschiedenen Formen - von Mausoleen bis hin zu Grabterrassen - gefunden. Unter den Prinzen von Hormuz entwickelte sich die Stadt im 11. – 15. Jahrhundert zu einem bedeutenden Hafen der ostarabischen Küste und ermöglichte den wirtschaftlichen Austausch zwischen der arabischen Halbinsel, Ostafrika, Indien, China und Südostasien. Nach portugiesischen Angriffen verlor Qalhat rapide an Bedeutung für den Handel und wurde im 16. Jahrhundert aufgegeben. Bis heute ist die Stadt aber als archäologische Stätte erhalten geblieben. Ihre Ruinen lassen die typische Architektur und Stadtplanung Hormuz‘ erkennbar werden.

Fakten

Repräsentation eines antiken Königreichs

Innerhalb des Handelsnetzwerkes des Königreichs Hormuz kam es nicht nur zu einem wirtschaftlichen, sondern auch zu einem kulturellen Austausch. Spuren dieses doppelten Austausches finden sich noch heute: So belegen archäologische Zeugnisse unter anderem die Produktion lokaler, für den Handel bestimmter Güter wie Datteln, Weihrauch, Gewürze und Perlen. Funde chinesischen Porzellans oder indischer Keramik zeugen vom Handel mit dem ostasiatischen Raum. Zugleich spiegeln die Gebäude der Stadt die multikulturelle Herkunft ihrer Besitzer und Bewohner und deren Einfluss auf die architektonische Entwicklung Qalhats als mittelalterliche kosmopolitische Stadt wider. (Aufnahmekriterium ii). Eines der heute am besten erhaltenen Gebäude ist die Große Freitagsmoschee, die unter der Herrschaft Bibi Maryams, der Frau des Statthalters Ayaz, die im 13. und 14. Jahrhundert in dessen Abwesenheit und nach seinem Tod die Stadt regierte, erbaut wurde. Die Architektur der Stadt erlangte so große Anerkennung, dass auch in Erzählungen von Reisenden aus dieser Zeit auf eine Reihe charakteristischer Gebäude der Stadt hingewiesen wird.

Auszug aus dem Statement of Outstanding Universal Value, 2018

“The remains and monuments on site comprehensively represent a port city of the Kingdom of Hormuz and reflect its legacy, architecture and urban design.”

“Die Ruinen und Monumente der Stätte repräsentieren umfassend eine bedeutende Hafenstadt des Königreichs Hormuz und spiegeln dessen Vermächtnis, Architektur und Stadtplanung wider.“

Die Stätte bietet einzigartige Einblicke in die kulturellen Traditionen des Königreichs Hormuz (Aufnahmekriterium iii). Für die Prinzen diente Qalhat als saisonale Residenz und Rückzugsort in Zeiten des Konfliktes, wodurch der Stadt der Titel „zweite Hauptstadt“ verliehen wurde. Sie hatte somit nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine politische Funktion. Der Stadtplan sowie die ausgegrabenen Gebäude zeigen Merkmale und Eigenschaften, die als charakteristisch für die Kultur des Königreichs gelten. Die Ausgrabungen in Qalhat sind die am besten erhaltenden archäologischen Zeugnisse Hormuz‘ und liefern so einen großen Beitrag zum besseren Verständnis seiner Lebensformen und seiner Handelsbeziehungen. Bisher wurde erst ein kleiner Teil der Stätte ausgegraben, sodass das archäologische Potential, weitere Kenntnisse über das Königreich zu erhalten, immens ist.

Porträtserie

    Im Rahmen der 42. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees 2018 in Manama, Bahrain, wurden 19 Stätten neu in die Liste des Welterbes aufgenommen. In ihrer Gesamtheit versinnbildlichen sie die Vielfalt und Bandbreite des gemeinsamen Kultur- und Naturerbes der Menschheit.

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