UNESCO-Welterbe Bagan

Ausdruck buddhistischer Frömmigkeit

Die heilige Kulturlandschaft von Bagan mit ihrer Vielfalt buddhistischer Kunst und Architektur ist ein außergewöhnliches Zeugnis jahrhundertelanger kultureller Tradition der Bagan-Zivilisation und beherbergt eine der größten archäologischen Stätten in Südostasien. Seit 2019 ist sie UNESCO-Welterbe.

Bagan liegt an der Biegung des Flusses Irrawady in der Zentralebene von Myanmar. Die Welterbestätte umfasst acht Teilgebiete mit über 3.500 Denkmälern, die gemeinsam mit der von Flüssen, Seen, Höhlen, Hügeln und Ackerland geprägten Landschaft eine atemberaubende Atmosphäre schaffen. Vom 11. bis zum 13. Jahrhundert war die Königsstadt das Herz des größten buddhistischen Reiches im Mittelalter. Die Königsstadt spielte eine herausragende wirtschaftliche, politische und religiöse Bedeutung und war das Zentrum der Bagan-Zivilisation. Durch ihre günstige Flusslage kontrollierte die Stadt in dieser Zeit die Handelswege nach China und Indien und konnte so ihren Einfluss in der Region ausweiten. Bagan wuchs zu einer bedeutenden Stadt bis das Reich im 13. Jahrhundert durch den Ansturm der Mongolen in Kleinstaaten zerfiel.

Meisterhafte buddhistische Architektur und Kunst

Das Welterbekomitee hat auf seiner 43. Sitzung in Baku im Juli 2019 eine Erklärung zum außergewöhnlichen universellen Wert von Bagan verabschiedet. Demnach ist die Stätte ein herausragendes Beispiel für die Vielfalt buddhistischer Architektur und Kunst, die sich in zahlreichen Stupas (ein Gebäude zur Aufbewahrung einzelner Reliquien des Buddhas oder von angesehenen Mönchen), Tempeln, Klöstern, Hallen sowie Pilgerstätten, Befestigungsanlagen, Inschriften, Malereien und Skulpturen verschiedener historischer Epochen ausdrückt (Auswahlkriterium iv). Die Wandmalereien in mehr als 300 Tempeln bilden einen einzigartigen Bestand an mittelalterlichen Gemälden in Südostasien.

Die Welterbestätte gibt Aufschluss über die Blütezeit der Zivilisation von Bagan zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert. Sie veranschaulicht die bis heute andauernde kulturelle Tradition des Tham Bun – ein auf der Karma-Lehre basierendes buddhistisches Konzept zum Erwerb religiöser Verdienste, zum Beispiel durch tugendhaftes Leben, Meditation oder Hilfsbereitschaft (Auswahlkriterium iii).

Die einzelnen Monumente und Kunstobjekte sind Ausdruck der ausgeprägten Frömmigkeit und Traditionen der Bagan-Zivilisation, die den lebendigen buddhistischen Glauben vieler Gebiete nachhaltig beeinflusst haben und bis heute in einigen religiösen Traditionen und kulturellen Praktiken fortleben (Auswahlkriterium vi).

Illustration Welerbestätten

Faktenbox

Auszug aus der Erklärung zum Außergewöhnlichen Universellen Wert (OUV)

While the evidence of practices of merit-making are common in many Buddhist sites and areas, the influences established in the Bagan period, and the scale and diversity of expressions, and continuing traditions make Bagan exceptional.

Während es in vielen buddhistischen Stätten und Gebieten Zeugnisse für die Praxis des Tham Bun gibt, sind die Einflüsse der Bagan-Zeit, der Umfang und die Vielfalt der Ausdrucksformen sowie die andauernden Traditionen Bagans außergewöhnlich.

Welterbe und Religiosität

Für die lokale Gemeinschaft von Bagan ist die Welterbestätte bis heute eine heilige Landschaft und eng verbunden mit der buddhistischen Praxis in dieser Region. Etwa 20 Prozent der auf der UNESCO-Welterbeliste eingetragenen Stätten haben einen Bezug zum Glauben und den Traditionen religiöser und spiritueller Gemeinschaften und bilden so eine der größten thematischen Kategorien auf der Welterbeliste. In vielen Fällen ist es der religiöse Bezug, der den außergewöhnlichen universellen Wert einer Stätte begründet. Die Verbindung zu lebendigen Traditionen stellt besondere Herausforderungen an die Managementstrukturen einer Welterbestätte. Die Einbindung religiöser Gemeinschaften in die Verwaltung und den Schutz einer Welterbestätte ist deshalb nicht nur wünschenswert, sondern ausschlaggebend für den Erhalt ihres universellen Wertes.

Um auf diese besonderen Herausforderungen zu reagieren, rief die UNESCO 2010 die Initiative zum Erbe von religiösem Interesse ins Leben, in deren Kontext das „Statement on the Protection of Religious Properties within the Framework of the World Heritage Convention“ (Erklärung zum Schutz von religiösen Gütern im Rahmen der Welterbekonvention) verabschiedet wurde. Im Rahmen dieser Initiative fand vom 31. Oktober bis 1. November 2018 in Kiew ein internationales Netzwerktreffen von Stättenmanagern von Welterbestätten mit religiösem Bezug statt, welches unter dem Thema Religiöses Welterbe leben: partizipatives Management und Nachhaltigkeit stand. Im Fokus der Diskussionen stand unter anderem die Frage, wie neben dem materiellen Wert einer Welterbestätte auch geistige, historisch-kulturelle und natürliche Werte einer Welterbestätte erhalten werden können.

Porträtserie

Im Rahmen der 43. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees 2019 in Baku (Aserbaidschan) wurden 29 Stätten neu in die Liste des Welterbes aufgenommen. In ihrer Gesamtheit versinnbildlichen sie die Vielfalt und Bandbreite des gemeinsamen Kultur- und Naturerbes der Menschheit.

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