Marinewerft auf Antigua und zugehörige archäologische Stätten

Georgianische Marineanlage: erste Welterbestätte auf Antigua und Barbuda

Diese erste Welterbestätte auf Antigua und Barbuda umfasst die Gebäude der historischen Marinewerft "Nelson's Dockyard" und die Überreste ihrer Verteidigungsanlagen aus dem 18. Jahrhundert.

Faktenbox

Das Welterbekomitee hat auf seiner 40. Sitzung im Juli 2016 in Istanbul "Nelson's Dockyard" als herausragendes Beispiel der georgianischen Marineanlagen in der Karibik gewürdigt. Die Stätte zeigt den Prozess der Kolonialisierung durch die britische Krone und die weltweite Verbreitung von Ideen, Bauformen und -techniken einer führenden Seemacht im 18. Jahrhundert auf. Sie steht ebenfalls als Denkmal für die afrikanischen Sklaven, die an und in der Anlage gearbeitet haben (Kriterium ii).

Auszug aus dem Statement of Outstanding Universal Value, 2016

"The property represents an outstanding example of a Georgian naval facility in the Caribbean context. […] The Antigua Naval Dockyard and its Related Archaeological Sites demonstrate the process of colonisation and the global spread of ideas, building forms and technologies by a leading naval power in the 18th century."

 "Die Stätte ist ein herausragendes Beispiel für eine georgische Marineanlage im karibischen Kontext. [...] Die Marinewerft Antigua und die dazugehörigen archäologischen Stätten zeigen den Prozess der Kolonisierung und der globalen Verbreitung von Ideen, Bauformen und Technologien durch eine führende Seemacht im 18. Jahrhundert. "

Marinestützpunkt mit strategischer Bedeutung

"Nelson's Dockyard" besteht aus mehreren von einer Festungsmauer umschlossenen Hafengebäuden und -anlagen der georgianischen Epoche (Kriterium iv). Die natürliche Umgebung dieses Teils der Insel Antigua bot seinerzeit mit seinen tiefen von Bergland umgebenen Buchten Schutz vor Stürmen und eine günstige Lage für Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten an Schiffen. Die Marinewerft und ihre Anlagen entstanden zwischen Ende des 18. Jahrhunderts und Anfang des 19. Jahrhunderts. Der Ort war von strategischer Bedeutung, um die Interessen der Besitzer der Zuckerrohrplantagen zu schützen und die britische Vorherrschaft über die lukrativen zuckerproduzierenden Inseln der östlichen Karibik zu sichern.

Nahezu alle Baumaterialien – mit Ausnahme von Mörtel und Steinen – wurden aus England oder anderen Kolonien nach Antigua transportiert. Generationen von afrikanischen Sklaven waren am Bau und Betrieb der Anlage maßgeblich beteiligt. Historische Dokumente und archäologische Nachforschungen belegen, dass im Krankenhaus und auf dem Friedhof der Werft die Betroffenen nicht, wie damals üblich, streng nach Hautfarbe getrennt behandelt oder beerdigt wurden.

Erhaltung und touristische Erschließung

Im Laufe des 19. Jahrhunderts zogen ein Brand und ein Erdbeben die Hafen- und Befestigungsanlagen in Mitleidenschaft. 1889 wurde die Marinewerft außer Betrieb genommen, da die Anlagen nicht für große Dampfschiffe geeignet waren. Anschließend diente "Nelson's Dockyard" als militärische Ausbildungsstätte und zur Reparatur von kleinen Schiffen.

Nach umfangreichen durch Spenden finanzierten Restaurierungsarbeiten ist die Stätte seit 1961 ein Tourismusstandort und Yachthafen. Sie dient weiterhin zur Reparatur von Schiffen für den nationalen Schiffsverkehr. Auch die nationale UNESCO-Kommission von Antigua und Barbuda hat dort ihren Sitz.

Mit der Aufnahme dieser ersten Welterbestätte auf Antigua und Barbuda ist ein weiterer Inselstaat der Karibik auf der Welterbeliste vertreten. Damit wird das Kulturerbe im karibischen Raum und auch die bisher in der Liste unterrepräsentierte Gruppe der kleinen Inselstaaten weltweit stärker gewürdigt. Die Aufnahme von "Nelson's Dockyard" in die Welterbeliste ist zudem ein wichtiger Schritt zur Umsetzung des Aktionsplans für Welterbe in der Karibik im Rahmen des UNESCO-Programms "Small Island Developing States", das der Unterstützung kleiner Inselstaaten dient, die aufgrund ihrer geringen Größe und starken Beeinflussung durch den Klimawandel besonderen Herausforderungen gegenüberstehen. Die Welterbestätte ist darüber hinaus Teil des weltweiten Netzwerks von Orten entlang der Sklavenroute, die als Mahnmale für den Sklavenhandel stehen und durch die UNESCO in einem gesonderten Projekt zu Sklavenrouten betreut werden.

Porträtserie

Im Rahmen der 40. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees im Juli 2016 in Istanbul wurden 21 Stätten neu in die Liste des Welterbes aufgenommen. In ihrer Gesamtheit versinnbildlichen sie die Vielfalt und Bandbreite des gemeinsamen Erbes der Menschheit, dessen Erhaltung und Pflege sich die internationale Staatengemeinschaft 1972 mit dem "Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt" verschrieben hat.

Porträtserie

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