Kulturlandschaft der ǂKhomani
Einzigartiges Beispiel für die Lebensweise unserer Vorfahren
Als 9. Welterbestätte Südafrikas wurde die Kulturlandschaft der ǂKhomani in die UNESCO-Welterbeliste eingeschrieben. Als einzigartiges Beispiel für die Lebensweise der Vorfahren aller modernen Menschen gibt diese Kulturlandschaft Auskunft über die Geschichte, Lebensgrundlagen und das kollektive Gedächtnis der hier ansässigen ǂKhomani San-Gemeinschaft.
Faktenbox
- Aufnahmejahr: 2017
- Staaten: Südafrika
- Art der Stätte: Kulturstätte
- Erfüllte Aufnahmekriterien:
(v) (vi) - Webseite des UNESCO-Welterbezentrums
Die als Kulturlandschaft eingeschriebene Stätte im Süden der Kalahari umfasst ein weitläufiges Gebiet mit charakteristischen rotsandigen Dünen und erstreckt sich über das innere Plateau des südlichen Afrikas. Im Nordwesten grenzt die südafrikanische ǂKhomani Kulturlandschaft an Namibia, im Nordosten an Botswana. Bis heute hat sich die Wüstenlandschaft in ihrer Erscheinung kaum verändert. Zum einen ist die südliche Kalahari heute ein Naturschutzgebiet, zum anderen ist die Kulturlandschaft Teil des Kgalagadi Transfrontier Park und überlagert sich darüber hinaus mit dem Kalahari Gemsbok National Park (KGNP).
Die Kulturlandschaft der ǂKhomani kennzeichnet sich durch eine eher spärliche Vegetation. Neben ausgedehnten Sanddünen prägen hauptsächlich Gräser, vereinzelte Bäume und Baumgruppen sowie die trockenen Flussbetten der beiden Flüsse Nossob und Auob die Landschaft. Das Wasser fließt hier unterirdisch und bietet somit vor allem den in den Flussbetten wachsenden Gräsern und Bäumen eine Lebensgrundlage – aber auch der hier ansässigen Gemeinschaft der ǂKhomani San.
Ein einzigartiges Beispiel menschlicher Besiedlung – von der Steinzeit bis heute
Die ǂKhomani San sind eine der wenigen Gruppen der San, die noch heute der traditionellen Lebensweise ihrer Vorfahren als Jäger und Sammler in angestammten Gebieten der Kalahari nachgehen. Belege für die Präsenz und Kultur der San reichen von der Steinzeit bis heute. Dabei handelt es sich insbesondere um Zeugnisse der Geschichte, Migration, Lebensgrundlagen und des kollektiven Gedächtnisses der San, die die Anpassungsfähigkeit und (Über-) Lebensstrategien der San-Gemeinschaften im Wüstenklima veranschaulichen (Kriterium v).
Darüber hinaus ist das Überleben der !Ui-Taa-Sprachen der ǂKhomani-Gemeinde von besonderem Interesse und bedarf großer Aufmerksamkeit. So spricht der Großteil der ǂKhomani San heute Khoekhoegowap oder Afrikaans, während es derzeit nur noch 23 Sprecher des N|u, der letzten noch gesprochenen Sprache aus der !Ui-Sprachfamilie, gibt – eine Sprache, die einst von allen Jäger- und Sammler-Gemeinschaften in der Region gesprochen wurde. Es gilt daher, die Sprache und damit einhergehend auch das ethnobotanische Wissen der ǂKhomani San sowie die Erinnerung an ihre nahezu ausgestorbene Lebensweise und Weltanschauung für die Nachwelt zu erhalten (Kriterium vi).
Im Spannungsfeld von Tradition und Moderne
Die Vertreibung der ǂKhomani aus ihrem Gebiet 1931, die darauf folgende Diaspora und das Leben in landwirtschaftlichen Betrieben führten bei vielen Mitgliedern der Gemeinschaft zum Verlust ihrer Sprache und Kultur. Mit der erfolgreichen Rückgewinnung ihres angestammten Gebiets wurde es der ǂKhomani-Gemeinde ermöglicht, dorthin zurückzukehren und ihre Sprache und lebendige Kultur zu sichern und an die jüngeren Generationen weiterzugeben. Die Kultur der ǂKhomani wird insbesondere durch das sprachliche Gedächtnis weitergegeben und gepflegt, ist aber gleichzeitig aufgrund der geringen Sprecherzahl bedroht. Mithilfe von NGOs und Forschern wird die Sprache und Kultur heute dokumentiert und zugänglich gemacht.
Die Wiedergewinnung ihrer symbolischen und kulturellen Rechte, einschließlich der Ressourcennutzung und Jagdrechte, an dem von ihnen besiedelten Land trägt zur Authentizität der Wiederbelebung der ǂKhomani-Kultur bei und verhindert, dass sich ihre Lebensweise zu einer „Museumskultur“ entwickelt. Ihre traditionelle Lebensweise gründet auf Nachhaltigkeit und verbindet die ǂKhomani eng mit ihrem Land. Sie sehen sich als Teil der Natur in einer Landschaft, in der respektvolle Beziehungen zwischen Menschen, Pflanzen und Tieren vorherrschen. Trotz einer unumgänglichen Anpassung ihrer Lebensweise, lässt sich die kontinuierliche Existenz ihrer Traditionen im Handwerk und im Spurenlesen ebenso nachvollziehen wie im Fortbestehen kultureller Praktiken oder in ihrer besonderen Perspektive auf die Welt und den eigenen Platz darin.
Porträtserie
Im Rahmen der 41. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees im Juli 2017 in Krakau wurden 21 Stätten neu in die Liste des Welterbes aufgenommen. In ihrer Gesamtheit versinnbildlichen sie die Vielfalt und Bandbreite des gemeinsamen Erbes der Menschheit, dessen Erhaltung und Pflege sich die internationale Staatengemeinschaft 1972 mit dem "Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt" verschrieben hat.
Auszug aus dem Statement of Outstanding Universal Value, 2017
“The ǂKhomani Cultural Landscape is uniquely expressive of the hunting and gathering way of life practised by the ancestors of all modern human beings; so are the simple, yet highly sophisticated technologies which they used to exploit scarce resources […] in an extremely hostile environment.”
"Die KulturLandschaft des ǂKhomani ist einzigartiges und ausdrucksstarkes Zeugnis für die Lebensart der Jäger und Sammler, die von den Vorfahren aller modernen Menschen praktiziert wurde; Dazu gehören die einfachen, aber hoch entwickelten Technologien, mit denen sie knappe Ressourcen ausbeuteten [...] in einer extrem feindlichen Umgebung. "