Kulturlandschaft mit Felsbildkunst am Zuojiang in Huashan

Einziges Zeugnis des Luoyue-Volkes

Mit der Felsbildkunst in der Kulturlandschaft am Zuojiang in Huashan in Südchina zählen seit Juli 2016 nunmehr 50 Stätten in China zum Welterbe. Die Felsmalereien mit ihrer umliegenden Kulturlandschaft sind heute das einzig erhaltene Zeugnis des Luoyue-Volkes.

Faktenbox

Die Stätte liegt im Südwesten Chinas, wo das tropische Klima seit ca. 200 Millionen Jahren eine Karst- und Plateaulandschaft geformt hat. Durch die Stätte winden sich der Fluss Zuo Jiang und dessen Zufluss Mingjiang, an deren Ufern sich steile Felswände gebildet haben. Die dort zu findenden Felsmalereien entstanden zwischen dem 5. Jahrhundert v. Chr. und dem 2. Jahrhundert n. Chr. und zeigen das Leben und die Rituale des Luoyue-Volkes sowie Zeremonien, die als Darstellung der früher in Südchina dominierenden Kultur der Bronzegongs interpretiert werden. Die Kulturlandschaft ist heute das einzig erhaltene Zeugnis dieser Kultur. 

Auszug aus dem Statement of Outstanding Universal Value, 2016

“The Zuojiang Huashan Rock Art Cultural Landscape, with its special combination of landscape and rock art, vividly conveys the vigorous spiritual and social life of the Luoyue people […] It is now the only witness to the tradition.”

"Die Zuojiang Huashan Rock Art Kulturlandschaft vermittelt mit ihrer besonderen Kombination von Landschafts und Felskunst das kraftvolle spirituelle und soziale Leben der Luoyue Menschen [...] Sie ist jetzt das letzte Zeugnis dieser Tradition."

2.000 Jahre altes Zeugnis einer untergegangenen Kultur

Die Einschreibung der Stätten erfolgte auf Grundlage von zwei Kriterien: Die Felsmalereien stellen ein „außergewöhnliches Zeugnis einer untergegangenen Kultur“ dar (Kriterium iii) und sind darüber hinaus unmittelbar mit „Ereignissen oder überlieferten Lebensformen, mit Ideen oder Glaubensbekenntnissen […] von außergewöhnlicher universeller Bedeutung“ verknüpft (Kriterium vi).

Die Felsmalereien befinden sich an insgesamt 38 Orten verteilt auf drei Teilgebiete entlang der beiden Flüsse. Vielerorts deuten Überreste von Holzpfählen auf den Bau von Holzgerüsten hin, mithilfe derer die Felsbilder 15 bis 30 m über dem Wasser angefertigt wurden. Zu Ihrer Herstellung diente eine Mischung aus rotem Pigment auf Hämatit-Basis und Pflanzensaft als Haftmittel. Die Mehrheit der Bilder zeigen menschliche Figuren zwischen 20 cm und 3,58 m bei einem rituellen Tanz mit Glocken und Bronzegongs, teilweise sind auch Waffen und Tierfiguren repräsentiert.

Die mehr als 2.000 Jahre alten Szenen und Figuren auf den Bildern sind eng mit den Glaubensvorstellungen und den Ritualen der Einwohner der Region verbunden. Auch heute noch haben die Felsmalereien eine starke symbolische Bedeutung – die Einwohner führen am Fuße der Felsen Rituale und Opfergaben durch, um die dort ansässigen unsichtbaren Kräfte, die auf ihr Leben einwirken, zu beschwichtigen.

Zeugnis der menschlichen Evolution und der Entstehung vielfältiger kultureller Ausdrucksformen

Aufgrund ihres Alters und ihrer Lage, gehören Felsmalereien und -gravuren zu den besonders anfälligen und von Klimawandel und Vandalismus bedrohten Stätten auf der UNESCO-Welterbeliste.

Im Rahmen des UNESCO-Programms HEADS (Human Evolutions: Adaptations, Dispersals und Social Developments) zur Repräsentativität ur- und frühgeschichtlicher Stätten auf der Welterbeliste wurden u.a. Felsmalereien und -gravuren als wichtige Zeugnisse der menschlichen Evolution identifiziert. Sie stellen die Vielfalt des menschlichen Lebens und Sozialverhaltens dar und ermöglichen wertvolle Einblicke in die Ursprünge unserer kulturellen Vielfalt und deren Ausdrucksformen. Der 2010 vom Welterbekomitee verabschiedete Aktionsplan des HEADS-Programms zur Unterstützung ur- und frühgeschichtlicher Stätten konzentriert sich insbesondere auf die stärkere Verbindung von Erforschung und Erhalt der Stätten und die Identifizierung weiterer außergewöhnlicher Relikte der menschlichen Evolution.

Porträtserie

Im Rahmen der 40. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees im Juli 2016 in Istanbul wurden 21 Stätten neu in die Liste des Welterbes aufgenommen. In ihrer Gesamtheit versinnbildlichen sie die Vielfalt und Bandbreite des gemeinsamen Erbes der Menschheit, dessen Erhaltung und Pflege sich die internationale Staatengemeinschaft 1972 mit dem "Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt" verschrieben hat.

Porträtserie

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