Archäologische Stätte von Ani

Herausragendes Beispiel mittelalterlichen Städtebaus

Als herausragendes Beispiel des mittelalterlichen Städtebaus hat das Welterbekomitee die in der Türkei gelegene Archäologische Stätte von Ani im Juli 2016 als UNESCO-Welterbe anerkannt. Zum Zeitpunkt der Anerkennung war die Türkei Gastgeber der 40. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees in Istanbul und ist nun mit sechzehn Stätten auf der UNESCO-Welterbeliste vertreten.

Faktenbox

Im Nordosten der Türkei auf einer abgelegenen Hochebene über einer Schlucht gelegen, bildet Ani die natürliche Grenze zu Armenien. Die Stätte liegt etwa 42 Kilometer östlich der Stadt Kars in der gleichnamigen türkischen Provinz. Die Siedlung Anipemza, acht Kilometer südöstlich auf armenischer Seite, leitet ihren Namen von Ani ab. Mit ihrer Verbindung von Wohnanlagen mit religiösen und militärischen Strukturen ist Ani kennzeichnend für einen mittelalterlichen Städtebau, der im Verlauf der Jahrhunderte von christlichen und anschließend muslimischen Dynastien geprägt war.

Die Blütezeit der Stadt lag zwischen dem 10. und 11. Jahrhundert n. Chr., als Ani Hauptstadt des mittelalterlichen armenischen Königreichs der Bagratiden wurde und ihr Reichtum auf der Kontrolle des Handels entlang eines Abschnitts der Seidenstraße gründete. Später behielt die Stadt auch unter der byzantinischen, seldschukischen und georgischen Herrschaft ihren Status als wichtige Drehscheibe für Handelskarawanen. Der Einfall der Mongolen sowie ein zerstörerisches Erdbeben im Jahr 1319 stellten den Beginn des Niedergangs der Stadt dar.

Auszug aus dem Statement of Outstanding Universal Value, 2016

"The property consists of impressively standing monumental buildings, in a partly hidden urban context, over an invisible landscape of underground tunnels and caves surrounded by deep river valleys that altogether convey the Outstanding Universal Value of the property as a relic medieval city."

"Das Anwesen besteht aus eindrucksvoll stehenden monumentalen Gebäuden, in einem teilweise verborgenen städtischen Kontext und über einer unsichtbaren Landschaft von unterirdischen Tunneln und Höhlen, die von tiefen Flusstälern umgeben sind, die gemeinsam den außergewöhnlichen universellen Wert der Stätte als mittelalterliche Reliktstadt vermitteln."

Zeugnis kulturellen Austauschs

Der Ort im Grenzgebiet zwischen der Türkei und Armenien war ein wichtiger Knotenpunkt auf der Seidenstraße. Auf der eurasischen Handelsroute gelangten nicht nur Kaufleute, Gelehrte und Armeen, sondern auch Ideen, Religionen und ganze Kulturen von Ost nach West und umgekehrt. So vereint Ani architektonische Strömungen aus dem Kaukasus, Iran, Turkestan und Khurasan und zeugt von religiösen Einflüssen aus dem Christentum, Islam und Zoroastrismus.

Die Spuren des kulturellen Austauschs begründen auch den außergewöhnlichen universellen Wert der Welterbestätte. Drei der zehn Aufnahmekriterien, die die Welterbekonvention für die Anerkennung einer Stätte als Welterbe definiert, hat das Welterbekomitee der Aufnahme Anis in die Welterbeliste zugrundegelegt: Ani war einst Treffpunkt für armenische, georgische und unterschiedliche islamische kulturelle Traditionen, die sich vor allem in der Architektur der Stadt spiegeln (Kriterium ii). Es war auch Zentrum für zahlreiche Nationen und Religionen, die ihre Spuren in Kunst und Kultur hinterließen (Kriterium iii). Darüber hinaus zeugen ihre Wohnanlagen und militärischen und religiösen Strukturen von einem typischen mittelalterlichen Städtebau (Kriterum iv).

Dialog mit den Nachbarn

In seiner Ansprache auf der Welterbekomiteesitzung bezeichnete der Ständige Vertreter der Türkei bei der UNESCO die Aufnahme der Archäologischen Stätte von Ani in die Welterbeliste als einen "Brückenschlag zwischen den Kulturen", eine "Vision der Hoffnung für künftige Generationen". Auch die Delegationen aus Armenien, dem Iran und Georgien begrüßten die Anerkennung Anis als UNESCO-Welterbe. Der Ständige Vertreter Armeniens gratulierte der Türkei ausdrücklich zu ihrer sechzehnten Welterbestätte – ein bewegender Moment der gegenseitigen Achtung der Kulturen.

Die UNESCO hat die Aufgabe, "durch Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Völkern in Bildung, Wissenschaft und Kultur zur Wahrung des Friedens und der Sicherheit beizutragen" (Präambel der UNESCO-Verfassung). Der Dialog zwischen den Kulturen ist ein zentraler Bestandteil des UNESCO-Programms. 2001 hatte die Organisation das Jahr des Dialogs zwischen den Kulturen ausgerufen.

Porträtserie

Im Rahmen der 40. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees im Juli 2016 in Istanbul wurden 21 Stätten neu in die Liste des Welterbes aufgenommen. In ihrer Gesamtheit versinnbildlichen sie die Vielfalt und Bandbreite des gemeinsamen Erbes der Menschheit, dessen Erhaltung und Pflege sich die internationale Staatengemeinschaft 1972 mit dem "Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt" verschrieben hat.

Porträtserie

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