Aphrodisias

Zentrum für Bildhauerei

Aphrodisias – einst Kultstätte der Verehrer Aphrodites und wichtiges antikes Zentrum für Bildhauerei – wurde 2017 vom UNESCO-Welterbekomitee in die Welterbeliste der UNESCO eingeschrieben. Die archäologische Stätte der antiken Stadt mit ihren Marmorsteinbrüchen zeugt in außergewöhnlicher Weise von der Kunstfertigkeit der Marmorbearbeitung sowie der Bedeutung der Stadt als wichtiges religiöses und regionales Zentrum im römischen Imperium.

Faktenbox

Bereits im 3. Jahrhundert vor Christus wurde in Aphrodisias, gelegen im Tal des Morsynus im Südwesten der heutigen Türkei, ein Tempel zu Ehren der Aphrodite errichtet. Um diesen Tempel herum entstand ab dem 2. Jahrhundert vor Christus eine Stadt, gekennzeichnet zum einen durch die Verwendung von weißem und grauem Marmor aus den in der Nähe gelegenen Steinbrüchen, zum anderen durch die Mischung römischer, hellenistischer und anatolischer Einflüsse. Innerhalb einer Stadtmauer gitterförmig angelegt, beherbergte die antike Stadt eine Reihe monumentaler Bauten, darunter den Tempel der Aphrodite samt dem Tetrapylon als Eingang zur Kultstätte, ein antikes Theater, zwei Versammlungsplätze, sogenannte Agoren, sowie ein Stadium und mehrere Badehäuser.

Marmor und Bildhauerei als Ursprung überregionaler Bedeutung

Die Kunstfertigkeit der Bildhauer in Aphrodisias zeigt sich in vielfältiger Weise in den archäologischen Überresten, welche von großen dekorierten Marmorbauwerken zu lebensgroßen Statuen und kleinen Marmorfigürchen reichen. In den Werken drückt sich die Mischung lokaler, römischer und griechischer Traditionen, Themen und Stile aus. Als wichtige Akteure des Kunstmarktes ihrer Zeit gehören die Bildhauerei und Mamorbearbeitung in Aphrodisias zu den Ausgangspunkten westlicher Bildhauereitradition (Aufnahmekriterium ii). Möglich wurden Kunst und Kunsthandel durch die nahe gelegenen Steinbrüche, die einen Teil der seriellen Welterbestätte bilden.

Auszug aus dem Statement of Outstanding Universal Value, 2017

"The exceptional production of sculpted marble at Aphrodisias blends local, Greek, and Roman traditions, themes, and iconography. It is visible throughout the city in an impressive variety of forms, from large decorated architectural blocks to over life-statues to small portable votive figures."

"Die außergewöhnliche Produktion von Marmorskulpturen in Aphrodisias verbindet lokale, griechische und römische Traditionen, Themen und Ikonographie. Sie sind in der ganzen Stadt in einer beeindruckenden Vielfalt von Formen zu sehen, von großen dekorierten architektonischen Blöcken bis zu überlebensgroßen Statuen hin zu kleinen tragbaren Votivfiguren. 

Der außergewöhnlich gute Erhaltungszustand macht Aphrodisias zu einem wichtigen Forschungsort urbaner Kultur in Kleinasien von der hellenistischen Zeit bis zur Spätantike (Aufnahmekriterium iii). Das Zusammenwirken griechischer Einflüsse mit Elementen aus der Zeit des römischen Imperiums ist deutlich sichtbar in den archäologischen Überresten. Die Stätte und insbesondere die im großen Stile erhaltenen Marmorinschriften legen Zeugnis ab von der religiösen und politischen Bedeutung der Stadt Aprohidisias. Die erhaltenen archäologischen Überreste der Monumentalbauten, darunter das Sebasteion, ein Ort zur Verehrung der frühen römischen Kaiser, das Theater mit der Archivmauer und Teile des Heiligtums der Aphrodite, insbesondere das Tetrapylon, sowie die auf dem ehemaligen Tempel erbaute Kirche aus dem 5. Jahrhundert nach Christus erlauben in außergewöhnlicher Weise Rückschlüsse auf die Bauweise griechisch-römischer Städte in Kleinasien (Aufnahmekriterium iv).

Kultstätte zur Verehrung Aphrodites

Aphrodisias bildete in der Antike ein weit bekanntes religiöses Zentrum zur Verehrung einer einzigartigen Version der Aphrodite (Aufnahmekriterium vi). Diese verband in sich Aspekte der anatolischen Fruchtbarkeitsgöttin und der hellenistischen Göttin der Liebe und der Schönheit. Funde von Figuren als Abbilder dieser Gottheit sind bekannt aus Aphrodisias und darüber hinaus von diversen Orten um das Mittelmeer, wodurch die überregionale Bedeutung der Stadt als Kultstätte deutlich wird.

Porträtserie

Im Rahmen der 41. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees im Juli 2017 in Krakau wurden 21 Stätten neu in die Liste des Welterbes aufgenommen. In ihrer Gesamtheit versinnbildlichen sie die Vielfalt und Bandbreite des gemeinsamen Erbes der Menschheit, dessen Erhaltung und Pflege sich die internationale Staatengemeinschaft 1972 mit dem "Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt" verschrieben hat.

Porträtserie

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