Welterbe vermitteln

Welterbe lernen und mitgestalten

Ein wichtiger Teil der Welterbevermittlung ist die Welterbebildung, welche alle Arten von Bildungsarbeit vielfältiger Akteure für unterschiedliche Zielgruppen und mit diversen Methoden umfasst. Übergeordnetes Ziel ist dabei die Vermittlung von Wissen zum Welterbe, dessen Grundgedanken und Geschichte, zum außergewöhnlichen universellen Wert von Welterbestätten und zu ihrer Bedeutung in heutigen Gesellschaften als Orte für interkulturelle Begegnung und nachhaltige Entwicklung.

Das direkte Erleben von Welterbestätten ist fester Bestandteil in vielen Programmen, darunter dem Förderprogramm „denkmal aktiv“ oder der Weiterbildung zu Welterbe-TeamerInnen, angeboten durch die Deutsche UNESCO-Kommission. Rahmen und zugleich Anhaltspunkt für die Bildungsarbeit vieler Akteure bietet das World Heritage Education Programme des UNESCO-Welterbezentrums. Zu dessen Aktivitäten gehören unter anderem die Veröffentlichung des „World Heritage in Young Hands Kit“ und der „Patrimonito’s World Heritage Adventures“. Auch die Welterbe-Foren der UNESCO für junge Experten sind Teil des Programmes.

Viele Welterbestätten in Deutschland und der Welt sind aktiv und innovativ in der Welterbevermittlung. Hilfreich ist dabei die Einbettung der Bildungsarbeit in allgemeine Managementstrategien einer Stätte. Hierbei werden Zielgruppen analysiert, Anknüpfungspunkte zwischen lokalen Einrichtungen ermittelt und passende Projekte entwickelt.

Zielgruppe: Junge Generation

Insbesondere die junge Generation ist eine wichtige Zielgruppe der Welterbevermittlung, da nur sie auf Dauer den Erhalt und die nachhaltige Nutzung der Welterbestätten garantieren können. Viele Stätten bieten aus diesem Grund spezielle Programme für Kinder und Jugendliche, darunter besondere Führungen, Workshops und Seminare, Bücher und Spiele. Insbesondere die praktische Erfahrung im Zuge von Hands-on-Workshops bietet die Chance, die Neugier und Begeisterung der jungen Gäste zu wecken und einen persönlichen Zugang zum Welterbe zu schaffen. Dabei sind den Welterbestätten keine Grenzen gesetzt, wie die Kreativität und Innovationsfreudigkeit vieler deutscher Welterbestätten beweist.

Außerschulische Angebote

So gibt beispielsweise die Stiftung Bauhaus Dessau mit verschiedenen Werkstattformaten Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, selbst kreativ zu werden und sich in junge Bauhäusler zu verwandeln.

Unter dem Motto „Kinder führen Kinder“ setzt der Aachener Dom auf die Befähigung der jungen Generation zur Weitergabe von Erlerntem und Erlebtem zur Welterbestätte an ihre Altersgenossen. Im Laufe eines Jahres können sich 8- bis 14-Jährige zu Domkindern ausbilden lassen, um anschließend Kinderführungen im Dom anzubieten, bei denen sie anderen Kindern und deren Eltern allerlei Wissenswertes über die Welterbestätte weitergeben.

Auch die Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen setzen auf die junge Generation. Im Rahmen eines einjährigen Kurses können sich Jugendliche der Klassen 8 bis 11 zu Pfahlbauten-Multiplikatoren ausbilden lassen. Das Programm mit Workshops und Exkursionen wird angeboten vom Landesamt für Denkmalpflege in Baden-Württemberg in Kooperation mit den 13 Pfahlbaugemeinden des Landes.

Den Kleinsten bietet das Welterbe Oberes Mittelrheintal nun die Möglichkeit, die Stätte und ihre Besonderheiten an der Hand der kleinen Smaragdeidechse Uwe zu erleben. Die Abenteuer des Maskottchens und seiner rheinischen Freunde, die allesamt speziell für die Welterbestätte kreiert wurden, sind in einer Comic-Reihe nachzulesen oder als Video abrufbar. Dies sind nur einige Beispiele der vielfältigen Aktivitäten an Welterbestätten, die es jungen Generationen ermöglicht, Welterbe zu entdecken.

Publikation

Welterbe vermitteln - ein UNESCO-Auftrag. Publikation zur Tagung.
Ramona Dornbusch, Deutsches Nationalkomitee von ICOMOS; Friederike Hansell, Institut für Industriearchäologie, Wissenschafts- und Technikgeschichte an der TU Bergakademie Freiberg und Sächsisches Min. des Innern; Kerstin Manz, Deutsche UNESCO-Kommission, 2018

Schulische Arbeit

Um die Welterbebildung auch im schulischen Kontext zu verankern, schließen viele deutsche Welterbestätten Partnerschaften mit Schulen vor Ort. So hat die Welterbestätte Zeche Zollverein in Essen mit dem Projekt „Welterbestättenvermittlung – Zollverein macht Schule“ ein Kooperationsangebot ins Leben gerufen, in dessen Rahmen Schülerinnen und Schüler aller Schulformen die Welterbestätte als geschichtlichen Ort, aber auch als Ort des Wandels und der Kreativität erfahren können.

Die Stiftung Weltkulturerbe Stadt Bamberg ist Kooperationspartner des Projektes Kultur.Klassen des Kulturamtes der Stadt Bamberg. Ziel des Programmes ist die dauerhafte Verankerung von kultureller Bildung im Schulalltag. Auch das Thema Welterbe wird mit Hilfe innovativer Ansätze aufbereitet: Schülerinnen und Schüler können beispielsweise Planspiele durchführen oder an sogenannten Geogames teilnehmen. Darüber hinaus stellt die Materialsammlung welterbe.elementar des Zentrums Welterbe Bamberg dreizehn methodische Zugänge vor, um kulturelles Erbe als Lernressource in Schulen zu nutzen. Jedes Modul setzt dabei einen bestimmten thematischen Schwerpunkt und erläutert das Thema anhand einer ausgewählten bayerischen Welterbestätte, eines Weltdokumentenerbes oder eines Immateriellen Kulturerbes. Die Materialsammlung ist gegen eine Schutzgebühr bei der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit erhältlich.

Die International Wadden Sea School (IWSS), ein Projekt im Rahmen der trilateralen Kooperation an der grenzüberschreitenden Welterbestätte Wattenmeer, koordiniert durch das Gemeinsame Wattenmeersekretariat in Wilhelmshaven, bietet als Bildungs- und Informationsplattform unter anderem Lehr- und Informationsmaterialen für Pädagogen in mehreren Sprachen an. Darüber hinaus können Klassenfahrten ans Wattenmeer mit Hilfe der IWSS organisiert werden.

Auch im Rahmen von „denkmal aktiv“, dem Förderprogramm der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, wird die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Welterbestätten gefördert.

Bildung für Lehrkräfte

Erfolgreiche Welterbevermittlung an Schulen kann jedoch nur gelingen, wenn Lehrkräfte über die entsprechenden Kenntnisse und Kontakte verfügen. Um Lehrerinnen und Lehrern die Vielzahl der Möglichkeiten zu vermitteln, mit welchen Welterbebildung in den Unterricht aufgenommen werden kann, hat das Zentrum Welterbe Bamberg in Kooperation mit dem Bamberger Zentrum für Lehrerbildung im Oktober 2016 erstmals eine Fortbildung für Lehrkräfte angeboten. Die etwa 120 Teilnehmenden aus fünf Bundesländern konnten beispielsweise mehr über Projekte von Jugendlichen für Jugendliche, über Geocoaching oder die Nutzung von welterbebezogenen Anwendungen in den neuen Medien erfahren. 

Welterbe gestalten

Auf das Lernen folgt das Mitgestalten. Dies ist insbesondere für junge Experten und solche, die es werden wollen, von Interesse, da sie einen Beitrag zum langfristigen Schutz und Erhalt und insbesondere der Vermittlung der Welterbestätten leisten können. Die Weiterbildung zu Welterbe-TeamerInnen, ein Angebot der Deutschen UNESCO-Kommission, ist daher darauf ausgerichtet, MultiplikatorInnen auszubilden, um ihrerseits Welterbe vermitteln zu können. Freiwilligendienste oder Foren junger Experten bieten weitere Möglichkeiten zum aktiven Mitarbeiten.

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