Pressemitteilung,

Sieben neue Stätten auf UNESCO-Welterbeliste

Babylon im Irak und der Nationalpark Vatnajökull auf Island wurden heute zum UNESCO-Welterbe erklärt.

Das UNESCO-Welterbekomitee hat heute beschlossen, sieben neue Stätten in die Welterbeliste aufzunehmen. Darunter sind Babylon im Irak und der Nationalpark Vatnajökull in Island. Das Natur- und Kulturerbe der Ohrid-Region in Nordmazedonien, das seit 1979 zum UNESCO-Welterbe gehört, wurde um Gebiete in Albanien erweitert. Am 6. und 7. Juli entscheidet das Komitee über weitere Bewerbungen. Das Welterbekomitee tagt noch bis zum 10. Juli in Aserbaidschans Hauptstadt Baku.

Neuaufnahmen

Paraty und Ilha Grande – Kultur und Biodiversität (Brasilien)

Zwischen den Bergen der Serra da Bocaina und dem Atlantischen Ozean gelegen, umfasst diese Kulturlandschaft das historische Zentrum von Paraty, einer der am besten erhaltenen Küstenstädte Brasiliens, sowie vier Naturschutzgebiete des Atlantischen Regenwalds. In der Region leben zahlreiche endemische und bedrohte Arten wie der Jaguar, das Weißbartpekari und der Südliche Spinnenaffe. Ende des 17. Jahrhunderts war Paraty die Endstation des „Caminho do Ouro“, des Goldwegs, auf dem das Edelmetall aus dem Landesinneren nach Europa transportiert wurde. Gleichzeitig war Paraty ein wichtiger Warenumschlagplatz und Ankunftsort für versklavte Menschen aus Afrika, die in den Minen arbeiteten. Die historische Anlage des Zentrums von Paraty ist ebenso erhalten wie die Kolonialarchitektur aus dem 18. und dem frühen 19. Jahrhundert.

Historische Stätten der Eisenverhüttung (Burkina Faso)

Die Historischen Stätten der Eisenverhüttung in Burkina Faso umfassen insgesamt 15 noch erhaltene Rennöfen, mehrere Ofenstrukturen, Minen sowie Spuren von Wohngebäuden in verschiedenen Provinzen des Landes. Die ältesten Zeugnisse der Eisenproduktion in Douroula stammen aus dem 8. vorchristlichen Jahrhundert. Die anderen Orte – Tiwêga, Yamané, Kindibo und Békuy – zeugen von der Intensivierung der Eisenproduktion ab dem 11. Jahrhundert nach Christus. Obwohl die Eisenverhüttung heute nicht mehr praktiziert wird, spielen Dorfschmiede noch immer eine wichtige Rolle – handwerklich und rituell.

Zugvogelschutzgebiete entlang der Küste des Gelben Meeres – Golf von Bohai (Phase I) (China)

Das Schutzgebiet umfasst Teile eines Gezeiten- und Wattsystems, das als das größte der Welt gilt. Seine Wattflächen und Sümpfe sind von außerordentlicher biologischer Produktivität und dienen als Wachstumsgebiete für viele Fisch- und Krebstierarten. Die Gezeitenzonen des Gelben Meeres und des Golfs von Bohai sind bedeutende Sammelplätze vieler Zugvogelarten, die sich entlang der ostasiatisch-australasiatischen Zugroute bewegen. Große Vogelbestände, darunter einige der am stärksten gefährdeten Arten der Welt, nutzen die Küstenabschnitte für einen Zwischenstopp, zum Nisten und Überwintern.

Französische Südgebiete und -meere (Frankreich)

Die Französischen Südgebiete und -meere umfassen die größten Inseln des südlichen Indischen Ozeans: die Crozetinseln, den Kerguelen-Archipel sowie die Inseln Sankt Paul und Amsterdam. Diese artenreiche Oase inmitten des Ozeans ist Heimat für zahlreiche Seevögel und Meeressäuger. So befinden sich hier die weltweit größten Kolonien von Königspinguinen und Gelbnasenalbatrossen. Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit bilden die Inseln intakte Lebensräume, die der Wissenschaft wertvolle Einblicke in evolutionsbiologische Entwicklungen geben.

Babylon (Irak)

Das 85 Kilometer südlich von Bagdad gelegene Babylon umfasst die Ruinen der Stadt, die zwischen 626 und 539 vor Christus Zentrum des Neubabylonischen Reiches war. Zur Welterbestätte gehören zudem umliegende Dörfer und landwirtschaftliche Gebiete. Die Überreste der Außen- und Innenmauer der Stadt sowie der Paläste und Tempel sind ein einzigartiges Zeugnis eines der einflussreichsten Reiche der Antike. Babylon war zu dieser Zeit das Machtzentrum, das von Herrschern wie Hammurabi oder Nebukadnezar regiert wurde. Die Stadt und ihre Verbindung zu zwei der sieben Weltwunder der Antike – den Hängenden Gärten und den Festungsmauern von Babylon – ist bis heute Inspirationsquelle für Kunst und Kultur weltweit.

Hyrkanische Wälder (Iran)

Die Hyrkanischen Wälder sind einzigartige Laubwälder, die sich über rund 850 Kilometer entlang der Südküste des Kaspischen Meeres erstrecken. Vor 25 bis 50 Millionen Jahren bedeckten sie den Großteil der Region. Im Quartären Eiszeitalter ging der Waldbestand dann zurück und breitete sich mit Beginn der folgenden Warmzeit wieder aus. Die botanische Artenvielfalt der Wälder ist bemerkenswert: Mehr als 40 Prozent aller im Iran bekannten Gefäßpflanzen befinden sich in der hyrkanischen Region, die lediglich sieben Prozent der Landesfläche ausmacht und Heimat des Persischen Leoparden ist.

Nationalpark Vatnajökull – die dynamische Natur von Feuer und Eis (Island)

Der Nationalpark Vatnajökull ist eine Vulkanregion, die über zehn Prozent der Fläche Islands bedeckt. Die Hauptkrater von acht Vulkanen liegen unter Gletschern, wovon zwei zu den aktivsten des Landes zählen. Eines der spektakulärsten Naturschauspiele ist der sogenannte „jökulhlaup“, ein Gletscherlauf: Durch Vulkanaktivitäten unter der Eisdecke stauen sich große Mengen Schmelzwasser in subglazialen Seen an, die bei einem neuerlichen Ausbruch in Form von Flutwellen austreten können und die umliegenden Ebenen und Täler überschwemmen. Dadurch entstehen einzigartige Sanderflächen, verzweigte Flusssysteme und tief eingeschnittene Schluchten. Das Grundwasser der vulkanischen Gebiete ist zudem Lebensraum für endemische Tierarten, die die letzte Eiszeit überlebt haben.

Erweiterung

Natur- und Kulturerbe der Ohrid-Region (Albanien)

Der in Nordmazedonien gelegene Teil des Ohridsees und die gleichnamige Stadt sind seit 1979 auf der Welterbeliste verzeichnet. Mit der Erweiterung umfasst das Gebiet nun auch den albanischen Teil des Ohridsees, die kleine Halbinsel Lin, die Quellen im Park von Drillon und einen Uferabschnitt an der nordmazedonischen Grenze. Auf der Halbinsel Lin befinden sich die Überreste einer frühchristlichen Kirche aus dem 6. Jahrhundert. In den seichten Gewässern nahe des Seeufers zeugen drei Fundorte von prähistorischen Pfahlbausiedlungen. Der Ohridsee entstand ursprünglich durch einen Grabenbruch und gilt als einer der ältesten Seen der Erde. Er ist Lebensraum für eine Vielzahl endemischer Tier- und Pflanzenarten aus dem Tertiär.

Hintergrund

Das UNESCO-Welterbekomitee tagt vom 30. Juni bis 10. Juli in Baku, Aserbaidschan. Es setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention zusammen. Das Komitee entscheidet jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste und befasst sich mit Bedrohungen eingeschriebener Stätten. Auf der Liste des UNESCO-Welterbes stehen derzeit 1.099 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. Deutschland verzeichnet 44 Welterbestätten.

Pressekontakt

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