Meldung,

Welterbe in Timbuktu

Von Extremisten zerstört, von der internationalen Gemeinschaft wiederaufgebaut

Extremisten zerstörten im Jahr 2012 Moscheen, Mausoleen und Grabstätten der UNESCO-Welterbestätte Timbuktu. Das Welterbekomitee beschloss in Folge die Einrichtung eines Sonderfonds für den Wiederaufbau der Stätten. Nach drei Jahren konnte ein Großteil der Restaurierungsmaßnahmen erfolgreich abgeschlossen werden.

Im 15. und 16. Jahrhundert war das in der Wüste Malis gelegene Timbuktu ein intellektuelles und spirituelles Zentrum Afrikas. Seine drei Moscheen und 16 Mausoleen sind Zeugnisse eines goldenen Zeitalters. Menschen aus Mali und den umliegenden Ländern pilgerten in die Stadt, die mit ihren Koranschulen ein wichtiger Ort für die Vermittlung des Islams war. Die historischen Monumente Timbuktus sind Symbole des Glaubenssystems der Region. Die Bibliothek Timbuktus mit ihrer über 500-jährigen Sammlung bedeutender Dokumente westafrikanischer Literaturgeschichte eröffnet zudem den Menschen aus der Region einen Einblick in ihre Historie. Timbuktu zählt seit 1988 zum UNESCO-Welterbe.

Welterbe als Zielscheibe von Extremisten

14 der 16 Mausoleen Timbuktus wurden im Jahr 2012 von Extremisten attackiert und zerstört. Die Anschläge der Extremisten richteten sich gezielt auf das Weltkulturerbe. Mit Spitzhacken und Äxten verwüsteten sie die Grabstätten islamischer Gelehrter und steckten die Bibliothek des Ahmed-Baba-Instituts in Timbuktu in Brand. Mehr als 4.000 von den in der Bibliothek beherbergten 40.000 historischen Dokumenten gingen verloren. Einige der wertvollen arabischen Handschriften wurden verbrannt, andere gestohlen. Mehr als 10.000 Dokumente sind schwer beschädigt. Die lokale Bevölkerung von Timbuktu brachte unter Lebensgefahr mehr als 300.000 Manuskripte in Sicherheit. Sie wurden von Timbuktu in die über 700 Kilometer entfernte Hauptstadt Bamako transportiert. Im Juni 2012 setzte das UNESCO-Welterbekomitee die Kulturerbestätten von Timbuktu und das ebenfalls durch die bewaffneten Konflikte bedrohte Grabmal von Askia in der Stadt Gao auf die Liste des gefährdeten Welterbes.

Wiederaufbau des zerstörten Erbes

ie Regierung Malis rief nach den Anschlägen auf die Welterbestätte Timbuktu die internationale Gemeinschaft zur Hilfe. Die UNESCO wurde auf zahlreichen Ebenen aktiv. Sie richtete einen Sonderfonds zur Rettung der zerstörten Kulturstätten ein und kooperierte während der militärischen Operationen in Mali mit den beteiligten Mitgliedstaaten, um das Bewusstsein der Soldaten für den Schutz der Stätten zu erhöhen. Über 8.000 Karten und Dokumente wurden an Soldaten verteilt, um sie für das kulturelle Erbe zu sensibilisieren. Der Schutz des Kulturerbes wurde zudem in das Mandat der UN-Friedenstruppe integriert. 

Über drei Jahre hat die UNESCO die Restaurierung und den Wiederaufbau der 14 Mausoleen von Timbuktu vorangetrieben. Gemeinsam mit lokalen Handwerkern und mit internationaler Unterstützung hat sie den technisch anspruchsvollen Wiederaufbau der zum UNESCO-Welterbe gehörenden Bauwerke im Sommer 2015 erfolgreich abgeschlossen. Die lokale Bevölkerung wurde geschult, um den dauerhaften Erhalt der Welterbestätte unter den schwierigen klimatischen Bedingungen in der Wüstenregion gewährleisten zu können. Die internationalen Unterstützungsmaßnahmen dienten nicht nur der Wiedererrichtung des kulturellen Erbes, sondern waren auch ein wichtiger Moment für den Zusammenhalt der lokalen Bevölkerung. Die mutwillige Zerstörung der Kulturstätten war auch ein Anschlag auf die Würde der Menschen in Mali, ihre kulturelle Identität und ihre religiösen und historischen Wurzeln.

Die UNESCO leistete ebenso Unterstützung bei der Konservierung der historischen Handschriften aus Timbuktu, die nicht nur durch die Brandanschläge auf die Bibliothek, sondern auch während der Evakuierungsmaßnahmen durch den schwierigen Transport und die provisorische Lagerung in Metallkisten Schaden erlitten.

Deutschland ist an einem internationalen Kooperationsprojekt zur Restaurierung der wertvollen Manuskripte beteiligt. Gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt fördert die Gerda Henkel Stiftung ein Projekt, um die in Bamako lagernden Manuskript-Bestände zu sichern, zu katalogisieren und zu digitalisieren und sie damit langfristig der malischen und internationalen Forschung zugänglich zu machen. 

Zerstörung von Kulturerbe ist Kriegsverbrechen

Neben den Wiederaufbaumaßnahmen nach den Anschlägen auf das Welterbe war die strafrechtliche Verfolgung der Attentäter ein wichtiges Anliegen der UNESCO. Der Angriff auf das kulturelle Erbe ist nach dem Völkerrecht ein Kriegsverbrechen. Im September 2015 wurde erstmalig ein mutmaßlicher Islamist wegen der Zerstörung von kulturellem Erbe an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag ausgeliefert. Er soll zwischen Juni und Juli 2012 an den Angriffen auf zehn Mausoleen und eine Moschee in Timbuktu beteiligt gewesen sein. Ermittlungen zufolge soll er eng mit einem islamistischen Gericht zusammengearbeitet haben, das die Zerstörung der Kulturstätten angeordnet hatte. Die UNESCO kooperiert mit dem Internationalen Strafgerichtshof und unterstützt bei dem bevorstehenden Prozess, um die Zerstörung der Welterbestätte in Mali aufzuklären. Die UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokova erklärte aus diesem Anlass: "Das ist Gerechtigkeit für Mali, für die Identität und Geschichte der Menschen."