Zwischenstaatlicher Ausschuss Immaterielles Kulturerbe

35 Neuaufnahmen in die internationalen UNESCO-Listen 2011

Die traditionelle französische Reitkunst, der portugiesische Fado und die Mariachi-Musik aus Mexiko gehören künftig zum Erbe der Menschheit. Das hat das UNESCO-Komitee zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes auf seiner 6. Tagung Ende November auf der indonesischen Insel Bali beschlossen. 19 Kulturpraktiken, Traditionen und Volksbräuche wurden neu in die "Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes" aufgenommen.

"Mariachi-Musik vermittelt traditionelle Werte der Volkskultur Mexikos und der lokalen Geschichte", begründete das UNESCO-Komitee seine Entscheidung. Das Repertoire umfasst Lieder aus verschiedenen Regionen, Stile wie Menuett, Polka und Walzer und verbindet sie mit den "Corridos", den mexikanischen Balladen über Kämpfe, Heldentaten und Liebesgeschichten. Typisch für den Mariachi-Klang sind Trompeten und Saiteninstrumente, der Wechsel aus Solostimme und mehrstimmigem Gesang. Die Kunst des Mariachi-Gesangs wird seit Generationen vom Vater an den Sohn weitergegeben. Traditionelle Gruppen tragen Trachten im Stil des mexikanischen Cowboys.

Als repräsentativ für das Immaterielle Kulturerbe der Menschheit wurden außerdem der melancholische portugiesische Musikstil Fado, das chinesische Schattentheater und die Balafon-Musik der Senufo-Gemeinschaften aus Burkina Faso und Mali anerkannt. Die französische Reitschule wurde ebenfalls in die Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Die Tradition sei Ausdruck einer "harmonischen Beziehung und von gegenseitigem Respekt zwischen Pferd und Reiter" geprägt, erklärte das UNESCO-Komitee. Die Repräsentative Liste umfasst jetzt 232 kulturelle Ausdrucksformen aus allen Weltregionen.

UNESCO schützt Saman-Tanz aus Indonesien

Auf die "Liste des dringend erhaltungsbedürftigen Immateriellen Kulturerbes" setzte das UNESCO-Komitee zu den bereits 16 eingetragenen elf weitere kulturelle Ausdrucksformen. Dazu gehören die Tradition der Yimakan-Erzählungen aus dem Nordosten Chinas, der indonesische Saman-Tanz und das Weisheitsritual der Kôrêdugaw aus Mali.

Fünf Projekte, die beispielhaft Immaterielles Kulturerbe erhalten, wurden neu in das "Register Guter Praxisbeispiele" aufgenommen. Belgien trägt unter anderem mit einem Programm dazu bei, traditionelle Spiele in Flandern zu bewahren; Spanien hat ein Projekt ins Leben gerufen, dass traditionelle andalusische Handwerkskunst revitalisiert.

139 Staaten haben das Übereinkommen ratifiziert

Geht es bei der Welterbekonvention um den Schutz von Kultur- und Naturdenkmälern, erhält das Übereinkommen zum Immateriellen Kulturerbe gelebte Traditionen. Kulturelle Ausdrucksformen wie Tanz, Theater, Musik und mündliche Überlieferungen werden ebenso geschützt wie Bräuche, Feste und Handwerkswissen. Damit eine kulturelle Ausdrucksform als Immaterielles Kulturerbe anerkannt wird, muss sie praktiziert werden, Identität stiften und repräsentativ für eine Kulturtradition stehen.

Die Vorschläge werden von den Vertragsstaaten erarbeitet und bei der UNESCO eingereicht. Nach einer Aufnahme sind die Staaten verpflichtet, Maßnahmen zu ergreifen, damit das Immaterielle Kulturerbe ihres Landes erhalten bleibt. Erhaltungsmaßnahmen für die eingetragenen Ausdrucksformen variieren von Fall zu Fall stark und hängen von den regionalen wie lokalen Gegebenheiten ab.

Das Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes wurde 2003 verabschiedet und ist seit 2006 in Kraft. Bisher haben 139 Staaten das Übereinkommen ratifiziert. Deutschland strebt eine Ratifizierung für 2012 an. Zunächst soll dann ein bundesweites Verzeichnis erstellt werden. Erst im zweiten Schritt können dann deutsche Vorschläge für die Listen des immateriellen Kulturerbes bei der UNESCO vorbereitet werden.

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