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Immaterielles Kulturerbe als Motor für eine nachhaltige, inklusive Gesellschaft im arabischsprachigen Raum

Vom 28. Februar bis zum 1. März 2023 organisierte das Institute of Development Studies in Zusammenarbeit mit dem British Council und dem Institute for Heritage and Sustainable Human Development (inherit) im Libanon eine internationale Konferenz zum Thema „Intangible Cultural Heritage for Sustainable, Inclusive Societies“.

Die Deutsche UNESCO-Kommission war bei der Konferenz eingeladen, Einschätzungen zu Projekten aus Ägypten, Irak, Libanon, Marokko, Palästina und Syrien zu geben. Die vorgestellten Initiativen spiegelten die Vielfalt des Immateriellen Kulturerbes in einer großen Bandbreite wider, angefangen bei landwirtschaftlichen Techniken über Tanz, Musik, Stickereien, bis hin zu Trauerritualen oder historischen Erbschaftsstrukturen. Sichtbar wurde das große Potenzial der Inwertsetzung überlieferter Handwerks- beziehungsweise Handarbeitstechniken für die Stärkung von Frauen innerhalb traditionell patriarchaler Gemeinschaften.

Projekte wie „Ettijahat - Independent Culture“ zeigten, wie sich durch die kooperative Herstellung handwerklicher Produkte der soziale Radius von syrischen Frauen erweitert und sie an finanzieller und damit persönlicher Unabhängigkeit gewinnen. Das „Action for Hope“-Programm demonstrierte eindrücklich, wie das Erlernen und Ausüben traditioneller Musik das Selbstvertrauen geflüchteter Kinder und Jugendlicher stärkt und ihr Leben in den Flüchtlingslagern im Libanon erträglicher macht. Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte der „Action for Hope“ Musikschulen im Libanon und Palästina erstellten die „Syria Music Map“ mit dem Ziel der Sammlung und lokalen Verortung traditioneller syrischer Musik angesichts der massiven kriegs- und erdbebenbedingten Zerstörungen des Landes und der damit verbundenen Abwanderung der unterschiedlichen kulturellen Gemeinschaften. Auch das Selbstbewusstsein kultureller Minderheiten wie den Beduinen, die im arabischsprachigen Raum einer starken gesellschaftlichen Diskriminierung ausgesetzt sind, wird durch die aktive Beschäftigung mit ihrem Immateriellen Kulturerbe gestärkt, wie das Projekt „Cultural Corridors of Peace“ demonstrierte. Als innovative Methode für die Bestandsaufnahme von Erbepraktiken religiöser Minderheiten im Irak wurden die „heritage gatherers“ vorgestellt. Hierbei handelt es sich um junge Menschen aus den lokalen Gemeinschaften selbst, die mittels Audio- und Videotagebüchern das Immaterielle Erbe ihrer Umgebung sammeln.

Neben dem häufig attestierten Potenzial von Immateriellem Erbe für soziale, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit veranschaulichte die Konferenz die emanzipatorische Kraft kultureller Praktiken für unterschiedliche gesellschaftliche Minderheiten. So kann Immaterielles Kulturerbe nicht nur als Katalysator für kulturelle Rechte benachteiligter Gruppen wirken, sondern auch die Resilienz ganzer Gemeinschaften in Kriegs- und Krisenzeiten stärken.

Organisatoren:

Institute for Development Studies
British Council Cultural Protection Fund
Inherit

Projekte:

Ettijahat Independent Culture
Action for Hope
Cultural Corridors of Peace
Syria Music Map
Heritage Gatherers im Irak