Nominierung des Bauhüttenwesens für UNESCO-Register Guter Praxisbeispiele der Erhaltung Immateriellen Kulturerbes

Gemeinsame Nominierung durch Frankreich, Deutschland, Norwegen, Österreich und der Schweiz

Frankreich, Deutschland, Norwegen, Österreich und die Schweiz haben sich für eine multinationale UNESCO-Nominierung des Bauhüttenwesens für das Register Guter Praxisbeispiele der Erhaltung Immateriellen Kulturerbes zusammengeschlossen. Die Nominierung soll im März 2019 bei der UNESCO eingereicht werden.

Seit Jahrhunderten bewahren Bauhütten sowohl eigenständig als auch innerhalb ihres grenzüberschreitenden Netzwerks traditionelle Handwerkstechniken, überliefertes Wissen sowie Bräuche und Rituale im Zusammenhang mit dem Bau und dem Erhalt von Kathedralen, Großkirchen und -gebäuden. Bauhütten sind sowohl Arbeits- als auch Lebensgemeinschaft, in der interdisziplinär verschiedene Gewerke auf höchstem Niveau an einer Bauaufgabe gemeinsam arbeiten. Unter der Leitung des jeweiligen Bauverantwortlichen sind das Fachkräfte aus der Steinmetzerei, der Bildhauerei, der Schreinerei, Zimmerleute, dem Gerüstbau, der Dachdeckerei, der Schmiederei, der Gold- und Silberschmiederei, der Metallrestauration, der Elektrotechnik, der Restauration im Steinfachhandwerk und Glas, der Kunstglaserei und Glasmalerei, dem Turmbau sowie Bauwesen.

Saurer Regen, hervorgerufen durch die Verbrennung von Kohle, Heizöl und Benzin, führten vor allem im 19. und 20. Jahrhundert beim Naturstein zu starken emissionsbedingten Beschädigungen. Heute sind es überwiegend witterungsbedingte Umwelteinflüsse, wie Stürme und Starkregen, welche den Bauten zusetzen. Um diesen Gefahren so substanzschonend wie möglich entgegen zu wirken, wird vor allem präventiv gearbeitet. Der daraus resultierende stetige Restaurierungsbedarf begründet den notwendigen Erhalt der Bauwerke durch die Bauhütten, denn eine kontinuierliche und systematische Restaurierung durch eine fest eingerichtete Bauhütte hat sich als unabdingbar für eine denkmalgerechte, nachhaltige und dauerhafte Erhaltung historischer Großbauten erwiesen.

Das Bauhüttenwesen als weltweites Modellprogramm

Ziel der modernen Bauhütten ist es, das Wissen über die tradierten Handwerkstechniken auch in Zukunft weiterzugeben und lebendig zu halten. Dieses beispielhafte Engagement für den Erhalt und die Förderung Immateriellen Kulturerbes mit gezielten bewusstseinsbildenden Informations- und Vermittlungsmaßnahmen und der eng vernetzten Zusammenarbeit mit Akteuren aus Politik, Kirche, Wirtschaft und Forschung kann als Gutes Praxisbeispiel modellhaft weltweit dienen. Zugleich fördern die Bauhütten durch ihre Arbeit und deren Vermittlung an die Öffentlichkeit das Verständnis für Großbauwerke aus dem Mittelalter, wie Kathedralen und Burgen, deren Baubetrieb, Bauorganisation und die Bautechnik.

An der Erstellung der multinationalen UNESCO-Nominierung des Bauhüttenwesens für das Register Guter Praxisbeispiele der Erhaltung Immateriellen Kulturerbes sind 17 Bauhütten aus Frankreich, Deutschland, Norwegen, Österreich und der Schweiz beteiligt: in Aachen, Bamberg, Passau, Mainz, Xanten, Lübeck, Soest, Dresden, Ulm, Köln, Freiburg, Regensburg, Schwäbisch Gmünd, Strassburg, Trondheim, Wien und Basel.

Zwischen Tradition und Innovation: Das Bauhüttenwesen - Immaterielles Kulturerbe in Deutschland

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Hintergrundinformationen zum Immateriellen Kulturerbe

Zum Immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Formen Immateriellen Kulturerbes sind entscheidend von menschlichem Wissen und Können getragen. Sie sind Ausdruck von Kreativität und Erfindergeist, vermitteln Identität und Kontinuität. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben und immer wieder neu gestaltet.

Seit 2003 unterstützt die UNESCO den Schutz, die Dokumentation und den Erhalt dieser Kulturformen. Einzelne Elemente aus den nationalen Verzeichnissen der Vertragsstaaten können für eine von drei UNESCO-Listen des Immateriellen Kulturerbes vorgeschlagen werden. Über 450 Bräuche, Darstellungskünste, Handwerkstechniken und Naturwissen aus aller Welt werden derzeit auf diesen Listen geführt, darunter die Genossenschaftsidee und -praxis aus Deutschland, die Rumba aus Kuba, die traditionelle chinesische Medizin und die italienische Geigenbaukunst. Bis heute sind über 175 Staaten dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes beigetreten. Deutschland ist seit 2013 Vertragsstaat.

 

 

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Seit Jahrhunderten bewahren Dom- und Münsterbauhütten, wie etwa in Ulm, Freiburg oder Köln, Handwerkstechniken, tradiertes Wissen und Bräuche in Zusammenhang mit dem Bau und Erhalt von Großkirchen und führen diese bis in die Gegenwart fort. In den Bauhütten arbeiten Personen aus der Steinmetzerei, Tischlerei, Schmiederei, Restauration, Turmbau sowie Bauhelferinnen und Bauhelfer zusammen.
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