Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe

Schwörtagstraditionen in ehemaligen Reichsstädten

Die Schwörtagstraditionen beruhen auf mittelalterlichen Vorlagen. Die Stadtgemeinden konstituierten sich durch einen gemeinsamen öffentlichen Eid des Stadtoberhaupts, des Rates und der ganzen Bürgerschaft auf die jeweilige Stadtverfassung.

Illustration Immaterielles Kulturerbe

Fakten

  • Aufnahmejahr: 2021
  • Verbreitung: In ehemaligen Reichsstädten
  • Zentraler Termin: Jährlich im Sommer
  • Bereich: Gesellschaftliche Bräuche, Feste und Rituale

Ihren Ursprung haben die Rituale in der politischen Kultur in den Reichsstädten des Heiligen Römischen Reiches. Die Reichstädte regierten sich bis zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches weitgehend selbst und wahrten so eine relative Unabhängigkeit.

Wiederbelebung nach 1945

Nach 1945 belebten die ehemaligen Reichsstädte Ulm, Reutlingen und Esslingen die Schwörtage wieder, um symbolisch ihre demokratischen Traditionen zu betonen. Auch die traditionellen Orte des Schwörakts und die Gegenstände, wie Schwörstab und Schwörglocke, bekräftigen diesen Anspruch.

Im Mittelpunkt der Schwörtage steht der offizielle Schwörakt. In Ulm und Reutlingen schwört nur der Oberbürgermeister oder die Oberbürgermeisterin, während sich in Esslingen auch der Gemeinderat verpflichtet. In allen drei Städten legt das Stadtoberhaupt dabei der Bürgerschaft Rechenschaft über das vergangene Jahr ab und stellt sein weiteres Programm vor.

Schwörakt und Stadtfeste

Im Anschluss an den Schwörakt finden Stadtfeste statt, die selbst auf eine lange Geschichte zurückblicken. In Ulm feiert die Bürgerschaft einen traditioneller Wasserumzug (Nabada) und den historische Bindertanz. In Reutlingen spielen das Fahnenflaigen der Weingärtnerzunft und die Zunftfahnen eine wichtige Rolle.

Kontakt

Oberbürgermeister der Stadt Esslingen am Neckar
Matthias Klopfer
E-Mail
Homepage

Oberbürgermeister der Stadt Reutlingen
Thomas Keck
E-Mail
Homepage

Oberbürgermeister der Stadt Ulm
Gunter Czisch   
E-Mail
Homepage

Feste der Bürgerschaft

Die Schwörtagstraditionen stärken die kommunale Demokratie und Teilhabe der Bürgerschaft am kommunalen Gemeinwesen. Der Schwörakt erreicht den Zusammenhalt in der Stadt, friedliche Konfliktaustragung und die Beachtung der städtischen Regeln durch alle Beteiligten. Schwörtage sind bis heute ein zentrales städtisches Fest und ein wichtiger Faktor im Bewusstsein der Bürgerschaft. Die Schwörtagstraditionen verweisen auf historische Verbindungen und Gemeinsamkeiten ehemaliger Reichsstädte, besonders im deutschen Südwesten. Als Stadtfeste sind sie wichtige Bestandteile des städtischen Kulturprogramms und ein wichtiges Element bürgerschaftlichen Engagements.

Publikation

Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe - Jubiläumsausgabe.
Deutsche UNESCO-Kommission, 2023

weitere Artikel

Kamenzer Forstfest

Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe

Kamenzer Forstfest

Seit mehr als 300 Jahren wird das Kamenzer Forstfest gefeiert. Das einwöchige Schul- und Heimatfest findet stets um den 24. August herum statt. Bunte Wimpelketten, Fahnen und Kränze aus Tannengrün schmücken dann die Stadt.
weiterlesen
Papiertheater

Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe

Papiertheater

In Deutschland hat das Papiertheater eine gut 200-jährige Tradition. Es besteht aus Tischbühnen, die mit Figuren und Szenen aus Papier bespielt werden.
weiterlesen