Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe

Süddeutsche Wander- und Hüteschäferei

Seit mehreren Jahrhunderten werden Wander- und Hüteschäferei in Süddeutschland betrieben. Für den Erhalt der Natur- und Kulturlandschaften spielen sie bis heute eine entscheidende Rolle. Das hierfür relevante Wissen und Können wird in einer Berufsausbildung und durch Fortbildungen vermittelt.

Illustration Immaterielles Kulturerbe

Fakten

  • Aufnahmejahr: 2020
  • Verbreitung: süddeutsche Mittelgebirgsregionen mit Flusstälern inklusive Bodenseeregion
  • Zentraler Termin: ganzjährig
  • Bereich: Gesellschaftliche Bräuche, Rituale und Feste; Wissen und Bräuche in Bezug auf die Natur und das Universum; traditionelle Handwerkstechniken; darstellende Künste

Bei der Wanderschäferei ziehen Schafherden, geführt von ihren Schäferinnen und Schäfern, im jahreszeitlichen und standörtlichen Wechsel zwischen Sommer-, Herbst- und Winterweiden dem verfügbaren Futterangebot nach. Im Winter werden die Tiere meist kurzzeitig aufgestallt. Die Sommerweiden sind oftmals besonders karge Weidegründe, die landwirtschaftlich kaum anders genutzt werden können. Die Herbstweiden liegen in den Ackerbauregionen auf dem Weg zu den Winterweiden beziehungsweise von den Sommerweiden. Im Winter ziehen die Schafe dann in klimatische Gunstlagen. Dabei sind Distanzen von 50 bis 500 Kilometer zu bewältigen.

Durch die jahrhundertelange Schafbeweidung sind Wacholderheiden, Mager- und Trockenrasen entstanden, die zu den historischen Kulturlandschaftselementen in Bayern und Baden-Württemberg zählen und als charakteristische Zeugen für das menschliche Wirken im Naturraum gelten. Die Wanderschäferei trägt außerdem durch den Transport von Tier- und Pflanzenarten von einer Weidefläche zur nächsten und durch die Klauen und Wolle der Schafe zur Erhaltung der Biodiversität und zur Biotopvernetzung bei.

Kontakt

Landesschafzuchtverband Baden-Württemberg e.V.
Anette Wohlfarth
E-Mail 
Homepage

Landesverband Bayerischer Schafhalter e.V.
Josef Grasegger
E-Mail 
Homepage

Das Wissen über Hüten und Führen der Schafe, Haltung und Züchtung der Tiere, Bedeutung von Nutzungsintensität, Nutzungsfrequenz und Nutzungszeitpunkt der Weideflächen und der Futterselektion der Schafe ist bis heute ein wichtiger Bestandteil in der Berufsausbildung zur Tierwirtin oder zum Tierwirt (Fachrichtung Schafhaltung). Auch Fortbildungen im Rahmen der Erwachsenenbildung werden zu diesen Themen angeboten. Darüber hinaus stellen die über Jahrhunderte entstandenen Schäferlieder, Schäferdichtungen und Schäfertänze ein besonderes Kulturgut dar. In regionalen Verbänden finden sie nicht nur Berücksichtigung bei Festen und Feierlichkeiten, sondern sind auch Ausgangspunkt für Wettbewerbe.

Publikation

Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe - Jubiläumsausgabe.
Deutsche UNESCO-Kommission, 2023

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