Pressemitteilung,

Jesus-Darsteller Frederik Mayet der Oberammergauer Passionsspiele ist Kulturtalent

Passionsspiele im Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes

Tausende Kulturtalente in ganz Deutschland erhalten kulturelle Traditionen und gestalten das Immaterielle Kulturerbe. Die Deutsche UNESCO-Kommission stellt ausgewählte Kulturtalente vor, im Monat September: den Jesus-Darsteller Frederik Mayet der Oberammergauer Passionsspiele. Alle zehn Jahre stellt das bayerische Dorf die letzten fünf Tage im Leben Jesu in einer mehrstündigen Aufführung dar. Das Besondere: Nur Bürgerinnen und Bürger, die in Oberammergau geboren sind oder seit mehr als 20 Jahren in Oberammergau leben, wirken mit. Die Schauspieler, der Chor und das Orchester, die Platzeinweiser im Theater – sie alle sind Einheimische.

Frederik Mayet (35) hat bei der letzten Ausgabe der Passion 2010 die Rolle des Jesus gespielt. Er betont: "Die Oberammergauer Passionsspiele sind lokal stark verankert und zugleich ein weltweit bekanntes Phänomen. Seit 400 Jahren führen die Dorfbewohner sie auf und doch muss man die Passionsgeschichte alle zehn Jahre neu erzählen, um die Menschen zu erreichen. Die Verbindung von Traditionstreue und Offenheit für die Gegenwart, die durch einen Dialog der Generationen und Glaubensrichtungen ermöglicht wird, sind besonders wichtig. Ich bin stolz darauf, ein Teil dieser Tradition zu sein."

Er erklärt unter anderem, wie er sich auf einer Israel-Reise des gesamten Passionsspiel-Ensembles im Austausch mit Theologen und Rabbinern auf die Jesus-Rolle vorbereitet hat, was es mit dem sogenannten Haar- und Barterlass am Aschermittwoch im Vorjahr der Aufführungen auf sich hat, wie das Dorf in der Säkularisation das königliche Spielverbot umging und in welcher Weise die Passionsspiele das Leben in Oberammergau prägen. 2014 wurden die Oberammergauer Passionsspiele in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Oktober-Vorschau

Im Oktober stellt die Deutsche UNESCO-Kommission als Kulturtalent den Orgelbauer Georg Wünning aus dem sächsischen Großolbersdorf im Erzgebirge vor. Er berichtet von seiner vielfältigen Arbeit an den "Königinnen der Instrumente". Im Mittelpunkt steht dabei eine Orgelrestaurierung, bei der Wünning im Rahmen des "denkmal aktiv"-Programms von einer Schulklasse im thüringischen Buttelstedt begleitet wurde. Im Interview erzählen der Orgelbauer und eine Lehrerin des Lyonel-Feininger-Gymnasiums, wie es zur Zusammenarbeit kam und welches Wissen und Können der Orgelbaumeister den jungen "Lehrlingen" vermittelt hat.

Hintergrundinformationen zum Immateriellen Kulturerbe

Zum Immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Formen Immateriellen Kulturerbes sind entscheidend von menschlichem Wissen und Können getragen. Sie sind Ausdruck von Kreativität und Erfindergeist, vermitteln Identität und Kontinuität. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben und immer wieder neu gestaltet.

Seit 2003 unterstützt die UNESCO den Schutz, die Dokumentation und den Erhalt dieser Kulturformen. Einzelne Elemente aus den nationalen Verzeichnissen der Vertragsstaaten können für eine von drei UNESCO-Listen des Immateriellen Kulturerbes vorgeschlagen werden. 391 Bräuche, Darstellungskünste, Handwerkstechniken und Naturwissen aus aller Welt werden derzeit auf diesen Listen geführt, darunter der Tango aus Argentinien und Uruguay, die traditionelle chinesische Medizin und die italienische Geigenbaukunst. Der erste Vorschlag aus Deutschland ist die "Idee und Praxis der Organisation gemeinsamer Interessen in Genossenschaften", über den im November/Dezember 2016 entschieden wird. Bis heute sind 170 Staaten dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes beigetreten. Deutschland ist seit 2013 Vertragsstaat.

Weitere Informationen:

Interview mit Frederik Mayet 

DUK-Webseite "Kulturtalente"

Pressekontakt:

Deutsche UNESCO-Kommission
Pressesprecherin
Katja Römer
Telefon: 0228-60497-42
E-Mail: roemer(at)unesco.de