Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe

Die Haubergswirtschaft im Siegerland und in angrenzenden Regionen

Die Haubergswirtschaft im Siegerland und in angrenzenden Regionen ist eine lokal verankerte und nachhaltige Form der Waldbewirtschaftung. Die gemeinschaftliche Waldbewirtschaftung unterliegt seit jeher dem steten Wandel der Zeit und prägt die Kulturlandschaft der Region. Die Öffentlichkeitsarbeit und Weitergabemaßnahmen der Trägerschaft, wie thematische Führungen und Umweltbildungsmaßnahmen an Schulen, zeugen von einem herausragenden Engagement.

Illustration Immaterielles Kulturerbe

Fakten

  • Aufnahmejahr: 2018
  • Verbreitung: Siegerland und in angrenzenden Regionen
  • Zentraler Termin: ganzjährlich
  • Bereiche: Traditionelle Handwerkstechniken; Wissen und Bräuche in Bezug auf die Natur und das Universum; Leben in Gemeinschaft
     

Kontakt

Waldbauernverband NRW e.V.
Dr. Phillip Freiherr Heereman
E-Mail
Homepage 

Die Haubergswirtschaft bezeichnet die Bewirtschaftung der Wälder im Siegerland und in den angrenzenden Regionen, die gemeinschaftlich durch die Bewohner der an den Wald grenzenden Dörfer erfolgt. Mit den Haubergsgenossenschaften hat sich eine besondere Besitzstruktur entwickelt, bei der alle Anteilseigner entsprechend der Zahl ihrer ideellen Anteile Mitbestimmungsrechte haben. Die Arbeiten in den Haubergen werden somit von der Gemeinschaft getragen und verwaltet. Die Hauberge sind historisch Niederwälder. Dabei handelt es sich um lichte Wälder, die durch Stockausschlag bewirtschaftet werden. Beim Stockausschlag wird der Stamm eines Baumes gefällt, durch Triebe, die am Stumpf des gefällten Baumes ansetzen, treiben die Bäume allerdings wieder aus. Nach dieser Technik kann ein Baum alle 10 bis 30 Jahre gefällt werden. In Hochwäldern bleiben Bäume über einen längeren Zeitraum stehen. 

Neben der traditionellen Brennholznutzung der Niederwälder bestehen die Aufgaben in der gemeinsamen Planung der Gestaltung der Waldflächen. Der größere Teil der Waldflächen der Haubergsgenossenschaften besteht inzwischen aus Hochwäldern der klassischen Forstwirtschaft. Darüber hinaus finden jährlich wiederkehrende Veranstaltungen statt. Die wichtigste ist die Jahreshauptversammlung der jeweiligen Haubergsgenossenschaft. Sie dient dem Informationsaustausch und der Organisation eines Wirtschaftsplans für das kommende Jahr. Bei Waldbegehungen und Wanderungen werden Schwerpunkte vor Ort diskutiert und Kenntnisse weitergeben. Zentral ist hierbei die Möglichkeit, Wissen an die nächsten Generationen zu vermitteln und somit den Brauch als auch den Wert nachhaltiger Bewirtschaftung zu transportieren.

Die Region zählt mit über 60 Prozent Waldanteil zu den waldreichsten Regionen in Deutschland und so haben es sich die Haubergsgenossenschaften zur Aufgabe gemacht, eine Vorbildfunktion für nachhaltige Waldbewirtschaftung einzunehmen. In den Dörfern ist das Bewusstsein der Anteilseigner, gemeinschaftlich für den Wald Verantwortung zu tragen, sehr präsent und identitätsstiftend. Zudem schaffen die Waldgenossenschaften als elementare Bestandteile der Dorfgemeinschaft eine besondere Form der Aufmerksamkeit und Wertschätzung gegenüber dem eigenen natürlichen Umfeld.

Der Förderverein Historischer Hauberg e. V. und der Landesbetrieb Wald und Holz NRW bieten themenspezifische Führungen und Umweltbildungsmaßnahmen an. Das Engagement der Mitwirkenden hat auch Schulen animiert, sich an der Weitergabe des kulturellen Erbes zu beteiligen. Kinder werden so frühzeitig in didaktisch-spielerischer Weise an das Thema Hauberg herangeführt. Pädagogische Lehrmittel stehen zu Verfügung, um eine umfangreiche Umweltbildung zu gewährleisten.

Publikation

Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe - Jubiläumsausgabe.
Deutsche UNESCO-Kommission, 2023

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