Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe

Chormusik in deutschen Amateurchören

Musik wird durch die Chormusik in Amateurchören tief in der Mitte der Gesellschaft verwurzelt. Menschen aller Schichten finden sich in Singvereinen, Singakademien, in Philharmonischen Chören, Lehrergesangsvereinen, Volkschören, Hochschul- und Universitätschören, Kantoreien und Kirchenchören, Schulchören sowie Gospel- und Jazzchören zusammen, um miteinander zu singen, zu proben und Aufführungen zu gestalten.

Illustration Immaterielles Kulturerbe

Fakten

  • Aufnahmejahr: 2014
  • Verbreitung: deutschlandweit
  • Zentraler Termin: ganzjährig, Schwerpunkt in der Adventszeit
  • Bereich: mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksformen; darstellende Künste

Kontakt

Bundesmusikverband Chor & Orchester e.V.
Dr. Stefan Donath
E-Mail
Website

Die Tradition der deutschen Amateurchöre ist eine seit tausend Jahren praktizierte kulturelle Ausdrucksform, die im religiösen Umfeld der Kirchen ihren Ursprung hat. Im ausgehenden 18. und 19. Jahrhundert wurden die deutschen Laienchöre zum Schwerpunkt bürgerlicher Musikkultur und lösten sich vom feudalen Umfeld. Mit dieser Emanzipationsbewegung leisteten sie einen wichtigen Beitrag zur Bewusstseinsbildung der bürgerlichen Gesellschaft und damit zur Demokratiebewegung.

Heute stellen sie das Rückgrat der Musikpflege und Musikausübung dar, ohne das die professionelle Musikausübung undenkbar ist. Die Laienchöre sind zugleich die Basis des Musikpublikums, Nährboden für künstlerischen Nachwuchs und musikalischer Partner in Tausenden von Konzerten und Aufführungen aller Art. Die kreative Aneignung von Text und Musik sowie die künstlerische Vitalität der Menschen werden durch die Aktivität der Chöre mobilisiert. Gleichzeitig richtet sich die Praxis des Singens auf identitätsstiftende Gemeinsamkeiten und öffentliches Wirken.

Die Laienchöre sind in Stadt und Land engagiert und sorgen dafür, dass das Singen als Urform künstlerischen Ausdrucks allen Menschen ermöglicht und zugänglich gemacht wird. Die Arbeit in Kinder- und Jugendchören, das Engagement innerhalb von Seniorenchören, die Integration von Migranten und gesellschaftlichen Randgruppen gehören zum selbstverständlichen Alltag der Chöre und vernetzen ihre Arbeit mit wichtigen Aufgaben einer modernen, weltoffenen Gesellschaft.

Die Musikpflege der deutschen Laienchöre manifestiert sich gegenwärtig in mindestens 60.000 Chören, die überwiegend in verschiedenen Chorverbänden registriert sind. Jährlich werden über 300.000 Konzerte für rund 60 Millionen Zuhörerinnen und Zuhörer veranstaltet. Unter dem Dach des Bundesmusikverbands Chor & Orchester e.V. sind verschiedene Verbände mit besonderen inhaltlichen Schwerpunkten organisiert. Sie stehen für eine Diversität im Chorbereich, die weltweit ihres Gleichen sucht.

Fest verbunden mit der Tätigkeit der deutschen Amateurchöre ist die Pflege eines wertvollen kulturellen Schatzes. Mit der Chormusik verfügen die deutschen Amateurchöre über ein Repertoire, das untrennbar mit ihrer Wirksamkeit und Entstehung verknüpft ist. Kulturelle Tradition, gesellschaftlicher Aufbruch und lebendiges Engagement verbinden sich bei der Pflege der Chormusik in den deutschen Amateurchören. Sie stellen einen Kern der Musiktradition, des Musiklebens und der Musikpflege in Deutschland dar.

Publikation

Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe - Jubiläumsausgabe.
Deutsche UNESCO-Kommission, 2023

Perspektiven

Kulturtalente

Kulturtalente in ganz Deutschland prägen und gestalten das Immaterielle Kulturerbe. Sie erhalten kulturelle Traditionen durch Anwendung und Weitergabe ihres Wissens und Könnens. Die Deutsche UNESCO-Kommission stellte von Juli 2016 bis Juli 2017 zwölf Kulturtalente vor und zeigt, wie sie das Immaterielle Kulturerbe hierzulande kreativ weiterentwickeln. Christiane Büttig und Laura Müller sind die Kulturtalente des Monats Dezember 2016.

Zur Übersicht aller Kulturtalente

weitere Artikel

Choralsingen
Choralsingen

Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe

Choralsingen

Das Choralsingen, also das Singen von einstimmiger Kirchenmusik, ist eine spezifische Form des Chormusizierens. Weite Verbreitung in Deutschland fand es mit der Reformation in den 1520er Jahren in protestantischen Kirchengemeinden. Von da an war das Singen nicht länger Priestern vorbehalten, sondern wurde von Gemeindemitgliedern in der für jeden verständlichen deutschen Muttersprache praktiziert.
weiterlesen
Kulturtalente prägen, gestalten und erhalten
Postkarte Kulturtalente

Immaterielles Kulturerbe

Kulturtalente prägen, gestalten und erhalten

Kulturtalente in ganz Deutschland prägen, gestalten und erhalten Immaterielles Kulturerbe durch Anwendung und Weitergabe ihres Wissens und Könnens. Die Deutsche UNESCO-Kommission stellt zwölf Kulturtalente vor, die persönliche Einblicke geben, wie sie Immaterielles Kulturerbe tagtäglich leben, kreativ weiterentwickeln und an nachfolgende Generationen weitergeben.
weiterlesen