Immaterielles Kulturerbe

Falknerei

Falknerei, auch Beizjagd genannt, ist die Jagd mit abgerichteten Greifvögeln (Beizvögeln) auf freilebendes Wild in seinem natürlichen Lebensraum. Das Abtragen, also Zähmen und Abrichten, sowie Einjagen eines Beizvogels durch Falknerin oder Falkner ist ein sensibler Prozess, bei dem der Greifvogel sich langsam und nur mit positiven Erfahrungen und Belohnungen an die jeweilige Person gewöhnt. 

Illustration Immaterielles Kulturerbe

Fakten

  • Aufnahmejahr: 2014
  • Verbreitung: deutschlandweit und darüber hinaus
  • Zentraler Termin: ganzjährig
  • Bereich: mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksweisen; gesellschaftliche Bräuche, Feste und Rituale; Wissen und Bräuche in Bezug auf die Natur und das Universum

Obwohl die Kunst der Falknerei mindestens 3.500 Jahre alt ist, sind die Grundprinzipien beim Abtragen und bei der Beizjagd im Kern die gleichen geblieben, wobei der technische und medizinische Fortschritt, wie auch die ethologischen Kenntnisse der heutigen Zeit, eine dem modernen Tierschutzgedanken Rechnung tragende Praxis ermöglichen.

Rechtlich sind in Deutschland von den heimischen Arten nur Habicht, Steinadler und Wanderfalke als Beizvögel zugelassen. Diese werden, abgesehen von Ausnahmen beim Habicht, in der Falknerei gezüchtet. Die Haltung ist auf insgesamt zwei Vögel pro Person beschränkt. Lediglich Zuchtbetriebe dürfen mehr Tiere halten. Zusätzlich zur regulären Jagdprüfung muss von den Praktizierenden eine spezielle Falknerprüfung erfolgreich abgelegt werden, um den Jagdschein zu erlangen. Diese doppelte Prüfungspflicht besteht weltweit nur in Deutschland.

Die Falknerei benötigt viel Geduld und Einfühlungsvermögen. Da Greifvögel Bestrafungen nicht verstehen, werden sie zu keiner Zeit angewendet.

Kontakt

Deutscher Falkenorden - Bund für Falknerei, Greifvogelschutz und Greifvogelkunde e.V. (DFO)
Anke Bormann
E-Mail
Homepage

Orden Deutscher Falkoniere (ODF)
Alexander Junker
E-Mail
Homepage

Verband Deutscher Falkner (VDF)
Steffen Baumbach
E-Mail
Homepage

„Die Falknerei gehört zu jenen Traditionen und Bräuchen, die zeigen, dass Reichtum nicht allein in Wohlstand begründet liegt, sondern in der Vielfalt unserer Kultur.“

Auch die verwendeten Gerätschaften haben sich in den letzten Jahrtausenden kaum verändert. Aufgrund der hohen qualitativen und speziellen Anforderungen an diese Gerätschaften werden sie bis heute in Handarbeit hergestellt. Insbesondere die Herstellung von Bells (kleine Glöckchen) oder Hauben, die für das Bedecken des Kopfes zum Beruhigen von Beizvögeln dienen, ist aufwändig und erfordert großes Geschick und Erfahrung.

Das Erlernen der Falknerei als Kunstfertigkeit ist über ein alleiniges Theoriestudium nicht möglich, da es um den Umgang mit lebenden Tieren geht. Der gegenseitige Erfahrungsaustausch und die Tradierung von Wissen und Erfahrung an künftige Generationen sind für den langfristigen Erhalt der Falknerei unerlässlich. Die meisten Praktizierenden sind in Vereinen organisiert, wobei nicht alle Mitglieder aktiv sind; nur etwa die Hälfte übt die Falknerei praktisch aus. Die Vereine fördern den Erfahrungsaustausch der Mitglieder untereinander. Gemeinsame Beizjagden, auch im Ausland und die Weitergabe und Verbreitung von falknerischen, ornithologischen und geschichtlichen Kenntnissen auf mündlichem und medialem Weg, unterstützen wissenschaftliche Projekte, leisten aktiven Greifvogelschutz und Öffentlichkeitsarbeit.

Publikation

Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe - Jubiläumsausgabe.
Deutsche UNESCO-Kommission, 2023

Falconry, a living human heritage

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Falknerei

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Krähenbeize mit dem Wanderfalken

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