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COVID-19: UNESCO-Empfehlungen für das Fernstudium in Schule und Universität

Die UNESCO gibt zehn Empfehlungen für den Fernunterricht, damit junge Menschen weiterhin am Bildungssystem teilnehmen können. 

Am 16. März ist die Zahl der Kinder Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die wegen des COVID-19 Virus nicht Schulen oder Universitäten besuchen können, auf über 515 Millionen gestiegen. In 56 Staaten sind die Bildungssysteme landesweit geschlossen, in weiteren 17 Staaten haben Regierungen teilweise Schulschließungen angeordnet, um die Ausbreitung von COVID-19 zu verlangsamen. Seit kurzem liegt die Zahl der betroffenen Schülerinnen und Schüler sowie der Studierenden außerhalb von China höher als in China, wo heute allerdings weiter 233 Millionen junge Menschen wegen COVID-19 nicht am Bildungssystem teilnehmen können.

Damit Lernen in dieser Zeit bestmöglich gewährleistet bleibt – wenn auch aus der Ferne –
gibt die UNESCO zehn Empfehlungen. Außerdem stellt die UNESCO eine Übersicht digitaler Fernstudiums-Angebote zur Verfügung, allerdings ohne Qualitätsempfehlung.

1. Auswahl der bestgeeigneten verfügbaren Instrumente

Die Vielfalt von Instrumenten ist groß, sie reicht von integrierten digitalen Lernplattformen über synchrone und asynchrone Video-Unterrichtseinheiten, MOOCs bis hin zu Sendungen per Radio und Fernsehen. Die Entscheidung über das bestgeeignete Instrument sollte getroffen werden auf Basis von Faktoren wie der Bandbreite des Internet-Anschlusses und der digitalen Fähigkeiten von Lehrerinnen und Lehrer ebenso wie der Schülerinnen und Schüler sowie (in Entwicklungsländern) der Zuverlässigkeit der örtlichen Stromversorgung. Eine technisch weniger anspruchsvolle Lösung kann einer technisch anspruchsvollen Lösung überlegen sein.

2.  Fernstudium-Angebote müssen inklusiv gestaltet sein!

Auch Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen und aus einkommensschwachen Familien brauchen Zugang zu Angeboten des Fernstudiums – sie haben aber nur selten Zugriff auf die nötigen elektronischen Geräte. Schulen sollten daher womöglich kurzzeitig Rechner aus Computer-AGs bzw. EDV-Laboren an solche Familien verleihen und Internetverbindungen mit entsprechender Bandbreite subventionieren.

3. Datenschutz und Datensicherheit

Trotz Dringlichkeit darf die Datensicherheit beim Hochladen von Daten oder Bildungsressourcen auf webbasierte Systeme sowie beim Austausch mit anderen Organisationen oder Personen nicht vergessen werden. Stellen Sie sicher, dass bei der Nutzung von Anwendungen und Plattformen der Datenschutz der Schülerinnen und Schüler bzw. Studierenden nicht verletzt wird.

4. Psychosoziale Herausforderungen sind wichtiger als Unterricht!

Elektronische Instrumente können vor allem dabei helfen, Verbindung zu halten zwischen Schulen, Eltern, Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern. Regelmäßiger persönlicher Austausch per digitaler Communities erlaubt soziale Fürsorge und die Bewältigung möglicher psychosozialer Herausforderungen der Schülerinnen und Schüler in isolierten Situationen.

5. Den Stundenplan für die Fernlehre planen

Je nach Dauer von absehbaren Schul- und Universitätsschließungen ist zu prüfen und zu entscheiden, ob sich Fernstudium-Angebote auf neue Unterrichtsinhalte oder vielmehr auf Wiederholung und Vertiefung bereits zuvor gehaltener Unterrichtseinheiten konzentrieren sollten. Der Stundenplan für das Fernstudium sollte die Situation der betroffenen Region, das Lernniveau, Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler sowie die Verfügbarkeit der Eltern berücksichtigen. Auch die jeweils geeigneten Lernmethoden unterscheiden sich je nach Lage der Schulschließung und möglicher häuslicher Quarantäne-Maßnahmen – wobei Lernmethoden mit persönlichem Kontakt zu vermeiden sind.

6. Unterstützung für Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern

Oft sind für digitale Instrumente Anleitung und Beratung erforderlich, sowohl für Lehrerinnen und Lehrer wie auch für Eltern; kurze Schulungs- oder Orientierungssitzungen sind hier hilfreich. Entsprechend braucht es oft angepasste Grundeinstellungen, z. B. für die Nutzung von Internetdaten, für das Live-Streaming von Unterrichtsstunden, und damit als Voraussetzung für die Arbeit von Lehrerinnen und Lehrern

7. Kombinierte und wenige Anwendungen

Nutzen Sie jene Werkzeuge und Medien, die für die größte Zahl an Schülerinnen und Schüler geeignet sind, womöglich in kombinierter Form für synchrones wie für asynchrones Lernen. Schülerinnen und Schüler und deren Eltern sollten keinesfalls durch Download und Test von zu vielen Anwendungen oder Plattformen überfordert werden.

8. Regeln formulieren und Lernprozesse überwachen

Definieren Sie die Regeln für das Fernstudium gemeinsam mit Eltern und Schülerinnen und Schülern. Entwickeln Sie Fragen, Tests oder Übungen, um mitten im Lernprozess den Fortschritt zu überwachen. Nutzen Sie Werkzeuge für direktes Schüler-Feedback statt Eltern durch Einbindung in Feedbackprozesse zu überlasten.

9. Die Länge von Einheiten des Fernstudiums richtet sich nach der Fähigkeit zur Selbstkontrolle.

Ausschlaggebend für die Dauer von Einheiten, insbesondere bei Livestreaming-Klassen, sind die Fähigkeiten zur Selbstkontrolle und andere metakognitiven Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler. Definieren Sie die Einheiten entsprechend und definieren Sie einheitliche Zeitfenster. In der Grundschule sollten Einheiten nicht länger als 20 Minuten und in der Sekundarstufe nicht länger als 40 Minuten dauern.

10. Gemeinschaft schaffen und Austausch fördern

Ein Gemeinschaftsgefühl von Lehrerinnen und Lehrern, Eltern und Schulleitung ist entscheidend, um Gefühle von Einsamkeit oder Hilflosigkeit zu überwinden. Gemeinschaft erleichtert zudem den Erfahrungsaustausch, insbesondere über Lernschwierigkeiten und deren Bewältigung.