Die UNESCO-Generalkonferenz hat heute in Paris einstimmig die Empfehlung zur Bildung für Frieden, Menschenrechte und nachhaltige Entwicklung verabschiedet. Das Grundsatzpapier gilt als Fahrplan für die Bildungspolitik im 21. Jahrhundert und formuliert Leitlinien für die Ausgestaltung von Bildungssystemen und -inhalten weltweit. Es enthält einen zwischen allen Staaten der Welt vereinbarten Kanon von zwölf Kompetenzen, die Bildung vermitteln soll. Das Dokument basiert auf der Weltbildungsempfehlung der UN-Organisation aus dem Jahr 1974, die erstmals den Beitrag von Bildung zu Frieden, internationaler Verständigung und Gerechtigkeit systematisch erfasst hat und über Jahrzehnte hinweg wegweisend war für die Entwicklung internationaler Grundsätze und Standards in der Bildung.

„Die UNESCO-Generalkonferenz hat eine richtungsweisende Entscheidung getroffen“, erklärt die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Maria Böhmer. „Die neue Weltbildungsempfehlung trägt den komplexen Herausforderungen Rechnung, mit denen die Menschheit im 21. Jahrhundert konfrontiert ist. Bildung muss heute weit mehr leisten, als die Vermittlung von Wissen allein. Es geht um Kompetenzen, Haltung und Werte. Das Dokument ist ein Bekenntnis der Weltgemeinschaft zu individueller Entwicklung und Freiheit, kritischem Denken und globaler Verantwortung. Ein wachsender Teil der Weltbevölkerung lebt unter autoritären Regimen. Angesichts dieser Entwicklung ist der Konsens für eine Bildung, die das Individuum in den Mittelpunkt stellt, ein wichtiger Schritt. Ich hoffe, dass dieser Beschluss schon bald Früchte trägt!“

Im Zentrum der neuen UNESCO-Empfehlung steht das moderne, umfassende Friedensverständnis. Frieden ist demnach nicht nur die Abwesenheit von Krieg und unmittelbarer Gewalt, sondern ein Prozess, in dem Menschen zusammenwirken, um gerechte und inklusive Gesellschaften zu schaffen. Aufgabe der Bildung ist nach dem neuen Völkerrecht, allen Menschen dieses Verständnis und das Handwerkszeug zu vermitteln, Frieden zu leben. Die Empfehlung geht auf die dafür nötigen Lehrpläne und -materialien, pädagogischen Ansätze und die Rolle von Lehrkräften auf allen Bildungsstufen ein.

Im digitalen Zeitalter sei etwa ein hohes Maß an Medienkompetenz essenziell. Kritisches Denken und die Fähigkeit, Falschinformationen zu erkennen, müssen der Empfehlung zufolge besonders gestärkt werden. Zudem betonen die UNESCO-Mitgliedstaaten die wichtige Rolle von Bildung für nachhaltige Entwicklung. In einer vernetzten Welt sei es immer wichtiger, zu verstehen, wie lokale und nationale Entscheidungen das Leben in anderen Teilen der Erde beeinflussen. Bildung müsse Gemeinsinn und Empathie ebenso fördern wie Toleranz und Respekt.

Kriege und Konflikte, aber auch die Auswirkungen der Klimakrise beeinträchtigen das Leben von Menschen heute immer stärker. Daher muss Bildung laut der Empfehlung Kompetenzen und Wissen um die wechselseitige Abhängigkeit von Gesellschaften, über die Endlichkeit natürlicher Ressourcen und den Schutz von Ökosystemen vermitteln. Dafür sei es notwendig, Ansätze wie Friedens- und Menschenrechtsbildung, aber auch Bildung für Nachhaltigkeit stärker zusammenzuführen.

Darüber hinaus wirbt die Empfehlung für ein breites Verständnis von Bildung. Gelernt werde im Klassenzimmer besonders gut, wenn Bildungseinrichtungen Lerninhalte nicht nur vermitteln, sondern vorleben würden. Gelernt werde aber auch außerhalb von Schulen und Universitäten, etwa im Beruf, in Museen, bei Sport- oder Kulturvereinen – und das ein Leben lang.

Hintergrund

Die UNESCO-Empfehlung zur Bildung für Frieden, Menschenrechte und nachhaltige Entwicklung basiert auf der ersten Weltbildungsempfehlung von 1974. Sie dient den Staaten der Welt als Handlungsrahmen, um ihre Bildungssysteme weiterzuentwickeln. Die neue Empfehlung wurde von der Staatengemeinschaft zwei Jahre lang beraten, von der UNESCO-Generalkonferenz im November 2023 einstimmig verabschiedet und wird von einem breiten internationalen Konsens getragen. Die UNESCO-Mitgliedstaaten legen dem Exekutivrat der UN-Bildungsorganisation alle vier Jahre einen Bericht über die Umsetzung der Empfehlung vor.

Weitere Informationen

Empfehlung zur Bildung für Frieden, Menschenrechte und nachhaltige EntwicklungExterner Link:

Weltbildungsempfehlung von 1974Externer Link:

UNESCO-GeneralkonferenzExterner Link:

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Timm Nikolaus Schulze
Pressesprecher
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Peter Martin
Stellvertretender Pressesprecher
Deutsche UNESCO-Kommission
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