UNESCO fordert starke Führungskräfte für bessere Bildung und höhere Bildungsinvestitionen
Am Donnerstag, 31. Oktober 2024, stellt die UNESCO den diesjährigen Weltbildungsbericht unter dem Titel „Leadership in Education“ auf dem Globalen BildungstreffenExterner Link: in Fortaleza, Brasilien, vor. Der Bericht beleuchtet weltweit die Rolle von Führungskräften auf allen Ebenen in der Bildung und betont, dass Lernerfolge maßgeblich auch von Schulleitungen abhingen. Ebenso seien Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung für den Erfolg eines Bildungssystems entscheidend. Zudem fordert die Weltbildungsorganisation höhere und effizientere Bildungsinvestitionen, nachdem neue Daten einen Stillstand der weltweiten Fortschritte in der Bildung zeigten. So bleiben dem Bericht zufolge trotz steigender Einschulungszahlen seit 2015 251 Millionen Kinder und Jugendliche weltweit ohne Schulbildung, 650 Millionen verlassen die Schule ohne Abschluss.
„Der UNESCO-Bericht zeigt, dass der Erfolg unseres Bildungssystems ganz entscheidend von Lehrkräften und Schulleitungen abhängt“, erklärt die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Maria Böhmer. „Wir müssen qualifiziertes Personal gewinnen, dürfen es mit seinen Aufgaben aber nicht allein lassen. Gute Arbeitsbedingungen, eine moderne Ausstattung der Schulen sowie kontinuierliche Angebote für Qualifizierung und Weiterbildung sind das A und O! Besonders Schulleitungen haben aber mit immer mehr Verwaltungsaufgaben zu kämpfen. Um die Qualität der Bildung zu verbessern, brauchen wir Strukturen, in denen Sie sich auf ihre pädagogische Arbeit konzentrieren und ihre Schulen voranbringen können."
Krise der Bildungsfinanzierung
Eine neue Studie von UNESCO und Weltbank zur Bildungsfinanzierung zeigt einen Rückgang der öffentlichen Bildungsausgaben. So sanken die weltweiten Bildungsausgaben zwischen 2015 und 2022 um 0,4 Prozentpunkte des Bruttoinlandsprodukts, von 4,4 % auf
4 %. Rund vier von zehn Ländern geben derzeit weniger als 4 % des Bruttoinlandsprodukts und weniger als 15 % ihrer gesamten öffentlichen Ausgaben für Bildung aus, womit sie jeweils das in der UN-Bildungsagenda festgelegte Minimum verfehlen. Trotz steigender Zahlen von Schülerinnen und Schülern sind die Bildungsausgaben pro Kind seit 2010 weitgehend unverändert geblieben. Der Anteil der internationalen Entwicklungshilfe, der in die Bildung fließt, ist ebenfalls gesunken, von 9,3 % im Jahr 2019 auf 7,6 % im Jahr 2022.
Rolle der Schulleitungen
Starken Schulleitungen, die klare Ziele setzen, Lernerfolge fördern, die Zusammenarbeit im Schulalltag stärken und sich um Personalentwicklung kümmern, kommt laut Weltbildungsbericht eine große Bedeutung im Bildungswesen zu. Zu oft fehle den Verantwortlichen jedoch die notwendige Entscheidungsfreiheit, um das Potenzial ihrer Position voll auszuschöpfen. Administrative Aufgaben nehmen laut Bericht einen zu großen Teil ihrer Arbeitszeit in Anspruch. Die UNESCO fordert daher, Schulleitungen mehr Raum für pädagogische Führungsaufgaben zu geben.
Auswahl und Ausbildung
Der Weltbildungsbericht betont die Bedeutung der Auswahl und Ausbildung von Schulleitungen. In weniger als zwei Dritteln der Länder sind transparente, wettbewerbsorientierte Einstellungsverfahren Standard. Schulleitungen sollten über pädagogische und administrative Kompetenzen verfügen, doch nahezu die Hälfte der Schulleitungen in reicheren Ländern beginnt ohne ausreichende Vorbereitungauf eine Führungsposition. Nur 30 % der Staaten bieten verpflichtende Weiterbildungen für neu ernannte Schulleitungen an. Durch klare Standards und praxisnahe Ausbildungskonzepte müssen Schulleitungen der UNESCO zufolge besser auf ihre vielfältigen Aufgaben vorbereitet werden.
Aufruf zu verstärkter Zusammenarbeit
Für ein zukunftsfähiges Bildungssystem braucht es eine starke, kompetente und vielfältige Führung auf allen Ebenen. Klare Standards und eine gerechte Förderung für Führungskräfte sind laut Weltbildungsbericht entscheidend, um das globale Ziel einer hochwertigen, inklusiven und chancengerechten Bildung zu erreichen. Zugleich seien mehr Zusammenarbeit und gezielte Investitionen in Bildungssysteme notwendig, um Bildung als Grundlage für eine nachhaltige, lebenswerte Zukunft zu sichern.
Hintergrund
Mit der Verabschiedung der Globalen Nachhaltigkeitsagenda hat sich die Weltgemeinschaft verpflichtet, bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sicherzustellen. Die UNESCO koordiniert die Umsetzung dieses Ziels, evaluiert die Fortschritte und veröffentlicht jährlich den Weltbildungsbericht. Die Deutsche UNESCO-Kommission gibt eine deutsche Kurzfassung heraus.
Weitere Informationen
Langfassung des UNESCO-Weltbildungsberichts 2024
Informationen zum UNESCO-Weltbildungsbericht
Pressekontakt
Timm Nikolaus Schulze
Pressesprecher
Deutsche UNESCO-Kommission
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