Vom 22. bis 24. März organisieren die Vereinten Nationen in New York ihre erste Weltwasserkonferenz seit 1977. Auf dem Gipfel sollen schnellere Fortschritte bei der Umsetzung der Agenda 2030 vereinbart werden, die das Menschenrecht auf Wasser- und Sanitärversorgung sicherstellen. Der Weltwasserbericht 2023, den die UNESCO im Auftrag der Vereinten Nationen erstellt hat, macht deutlich, wie entscheidend Partnerschaften dafür sind – auf kommunaler Ebene zwischen Landwirtschaft und Wasserversogern wie auch bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Staaten. Der Bericht wird heute vorgestellt.

„Die Weltgemeinschaft hat sich mit der Nachhaltigkeitsagenda 2030 ehrgeizige Ziele gesetzt, auch für das Menschenrecht auf Wasser- und Sanitärversorgung. Die Laufzeit der Agenda ist zur Hälfte vorbei. Der UNESCO-Weltwasserbericht zieht eine verheerende Zwischenbilanz. Zwei Milliarden Menschen haben weiter keinen Zugang zu sicherer Trinkwasserversorgung und 3,6 Milliarden keinen Zugang zu einer sicheren Abwasserentsorgung. Um die Wasser-Ziele der Agenda 2030 zu erreichen, bräuchten wir viermal so große Anstrengungen. Angesichts begrenzter Finanzmittel müssen wir koordiniert vorgehen und zum Beispiel beim Klimaschutz immer auch Wasser-Fragen mitdenken. In Europa stehen wir bei Wasser-Partnerschaften schon gut da. In Anbetracht zunehmender Dürre- und Starkregen-Ereignisse und der nach wie vor inakzeptablen Nitratkonzentrationen im Grundwasser brauchen wir aber schnell noch deutlich mehr dieser Partnerschaften“, fordert Ulla Burchardt, Vorstandsmitglied der Deutschen UNESCO-Kommission.

Wasserknappheit wird zur Norm

Zwischen zwei und drei Milliarden Menschen sind schon heute mindestens einen Monat pro Jahr von Wasserknappheit betroffen. Die Zahl der in Städten lebenden Menschen, die damit konfrontiert sind, wird von 930 Millionen im Jahr 2016 auf voraussichtlich 1,7 bis 2,4 Milliarden im Jahr 2050 wachsen. Die zunehmende Häufigkeit extremer und langanhaltender Dürren belastet auch die Ökosysteme, was gravierende Folgen für die Pflanzen- und Tierwelt hat.

Wasserknappheit wird in Zukunft auch dort auftreten, wo die Ressource heute noch im Überfluss vorhanden ist. Weltweit treibt ein Zusammenspiel von Bevölkerungswachstum, sozioökonomischer Entwicklung und veränderten Verbrauchsmustern den jährlichen Anstieg des Wasserverbrauchs um ein Prozent an. Hinzu kommen Probleme bei der Wasserqualität. Wird sie in Ländern mit niedrigen Einkommen oft durch unzureichende Abwasseraufbereitung beeinträchtig, stellt in Industriestaaten die Belastung des Grundwassers durch die Landwirtschaft ein ernstes Problem dar.

Wasserbewirtschaftung braucht Zusammenarbeit

Nahezu alle Maßnahmen zur Wasserversorgung oder Abwasserentsorgung, zum Hochwasserschutz oder zur landwirtschaftlichen Bewässerung erfordern die Kooperation unterschiedlicher Akteure. Beispiele sind gemeinsam betriebene Bewässerungssysteme in der Landwirtschaft oder der Schutz von Einzugsgebieten für die städtische Wasserversorgung. Flüsse und Grundwasserleiter, die internationale Grenzen überschreiten, erfordern weit komplexere Formen der Zusammenarbeit, um die Wassersicherheit zu gewährleisten. Dennoch sind nur sechs der weltweit 468 grenzüberschreitenden Grundwasserleiter Gegenstand formeller Kooperationsabkommen.

Der Weltwasserbericht fordert die Staatengemeinschaft dazu auf, sich kooperativen Ansätzen der Wasserbewirtschaftung zu öffnen, und hebt besonders erfolgreiche Modelle wie Wasserfonds hervor. Dabei investieren flussabwärts gelegene Nutzer wie Städte, Unternehmen und Versorger gemeinsam in den Schutz flussaufwärts gelegener Lebensräume, um Menge und Qualität des von ihnen bezogenen Wassers zu verbessern. Positivbeispiele nachhaltiger Wasserwirtschaft finden sich laut den Autorinnen und Autoren des Berichts entlang des Tana-Nairobi-Flusses, der 95 Prozent des Süßwasserbedarfs von Kenias Hauptstadt Nairobi deckt und 50 Prozent der Elektrizität des ostafrikanischen Landes liefert. Auch in Deutschland gibt es Kooperationen zwischen Wasser- und Landwirtschaft. So schützt etwa die Ökolandbau-Förderung der Stadtwerke München seit 1992 die Brunnen im Mangfall- und Loisachtal.

Darüber hinaus birgt die Beteiligung von Bevölkerung und Interessengruppen an der Planung und Umsetzung von Wassersystemen dem UN-Bericht zufolge große Potenziale. So haben sich in somalischen Flüchtlingslagern Wasserausschüsse etabliert, die mit lokalen Behörden zusammenarbeiten. Die von den Bewohnerinnen und Bewohnern der Lager gewählten Gremien betreiben und warten Wasserstellen, die Zehntausende Menschen versorgen.

Hintergrund

Der Zugang zu sicherem Wasser und sanitären Dienstleistungen ist ein Menschenrecht und gehört zu den 17 Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung. Daran erinnert der Weltwassertag am 22. März.

Der Weltwasserbericht der Vereinten Nationen wird jährlich durch die UNESCO und ihr World Water Assessment Programme für UN-Water erstellt. Dazu arbeiten über 30 UN-Organisationen mit der UNESCO zusammen. Von 2003 bis 2012 erschien der Bericht alle drei Jahre. Seit 2014 wird er jährlich mit einem Themenschwerpunkt herausgegeben und widmet sich in diesem Jahr Kooperationen und Partnerschaften zum Wasser.

Die UN-Wasserkonferenz vom 22. bis 24. März 2023 wird die Fortschritte bei den globalen Zielen zur Wasser- und Sanitärversorgung diskutieren und eine Halbzeitbilanz der Internationalen Aktionsdekade 2018-2028 „Wasser für nachhaltige Entwicklung“ ziehen.

Weitere Informationen

UN-Weltwasserbericht 2023: Langfassung, englischExterner Link:

UN-Weltwasserbericht 2023: Kurzfassung, deutschExterner Link:

UN-Weltwasserbericht 2023: Zahlen und Fakten, englischExterner Link:

Wasser und OzeaneExterner Link:

Pressekontakt

Timm Nikolaus Schulze
Pressesprecher
Deutsche UNESCO-Kommission
Telefon: +49 228 604 97-142
E-Mail: schulze(at)unesco.de

Peter Martin
Stellvertretender Pressesprecher
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