Zum Schutz des globalen Kultur- und Naturerbes hat die Staatengemeinschaft 1972 unter dem Dach der UNESCO die Welterbekonvention verabschiedet. Welche Wirkung sie zum Schutz von Kultur und Natur in den vergangenen 50 Jahren entfaltet hat und vor welchen Herausforderungen die Welterbeliste aktuell und in der Zukunft steht, ist Thema einer Tagung, die am 26. Oktober 2022 an der Universität Heidelberg stattfindet. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Staaten werden im Austausch mit Vertretern aus der Praxis sowohl Erfolgsgeschichten vorstellen als auch Problembereiche und Bedrohungen des Welterbesystems diskutieren. Zu der öffentlichen Veranstaltung mit dem Titel „Welterbe für die Zukunft bewahren: Bilanzen und Perspektiven zum 50-jährigen Jubiläum der UNESCO-Welterbekonvention“ laden das Heidelberg Zentrum Kulturelles Erbe der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und die Deutsche UNESCO-Kommission ein.

Der Welterbekonvention der UNESCO – der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation – liegt der Gedanke zugrunde, dass der Schutz von Kultur- und Naturdenkmälern mit außergewöhnlichem universellen Wert nicht in der Hand einzelner Staaten liegen soll, sondern Aufgabe der gesamten Menschheit ist.

„Seit 1972 dient die Welterbekonvention als effektives Schutzinstrument für bedeutende Natur- und Kulturstätten. So vielschichtige Welterbestätten wie das kambodschanische Angkor Wat, der Simien-Nationalpark in Äthiopien, die Völklinger Hütte oder das Wattenmeer in Dänemark, Deutschland und den Niederlanden zeugen von 50 Jahren erfolgreicher, grenzübergreifender Zusammenarbeit. Heute wissen wir, dass sich unsere Herangehensweise beim Erhalt und bei der Vermittlung dieses Erbes wandeln muss. Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen geben uns den Fahrplan dafür vor“, sagt Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, die zur Eröffnung der Heidelberger Tagung sprechen wird. So verfolgt die UNESCO mit der Konvention das Ziel, herausragende Stätten des Welterbes durch internationale Zusammenarbeit zu schützen. Die Liste enthält mittlerweile mehr als 1.100 Einträge weltweit.

„Global hat die Welterbekonvention auf der einen Seite die Aufmerksamkeit für den Schutz des Kulturerbes und den Naturschutz maßgeblich befördert. Auf der anderen Seite stehen Herausforderungen wie zum Beispiel eine angemessene Repräsentation des Globalen Südens, der bisher mit vergleichsweise wenigen Kultur- und Naturdenkmälern in der Liste des schützenswerten Erbes der Menschheit vertreten ist. Zugleich stellen der Klimawandel oder bewaffnete Auseinandersetzungen eine Bedrohung für die Welterbestätten dar“, erläutert Geograf Thomas Schmitt, Wissenschaftler am Heidelberg Zentrum Kulturelles Erbe und Mitorganisator der Tagung. Wie Schmitt weiter ausführt, wurden in den vergangenen Jahren die globalen Instrumente zum Management, Monitoring und Schutz von Kultur- und Naturdenkmälern verfeinert. Die angemessene Welterbe-Vermittlung ist zugleich deutlich stärker in das Bewusstsein lokaler wie internationaler Akteure gerückt, so der Heidelberger Wissenschaftler.

An der Tagung wirken Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen aus Deutschland, Frankreich, Irland, der Schweiz und Kanada mit. Die Vorträge im ersten Teil der Veranstaltung stehen unter dem Titel „Globale Perspektiven“. Dabei geht es auch um den Klimawandel als zentrale Herausforderung im 21. Jahrhundert. Im Anschluss beschäftigen sich zwei Podiumsdiskussionen mit der Vermittlung von Welterbe sowie der Zukunft des Welterbes und der UNESCO-Welterbekonvention.

Eine Teilnahme an der Veranstaltung ist sowohl vor Ort in Heidelberg als auch per Livestream unter www.unesco.deExterner Link: möglich. In Präsenz findet die Tagung im Marsilius-Kolleg der Universität Heidelberg statt. Hier ist die Teilnehmerzahl aufgrund der Raumkapazitäten begrenzt. Um Anmeldung per E-Mail an die Adresse sekretariat(at)hcch.uni-heidelberg.de wird gebeten.

Hintergrund

1972 verabschiedeten die Vertragsstaaten der UNESCO das Übereinkommen zum Schutz des Natur- und Kulturerbes der Welt, besser bekannt als Welterbekonvention. Anstoß war der Bau des ägyptischen Assuan-Staudamms in den 1960er Jahren, der den Tempel von Abu Simbel bedrohte. Um zu verhindern, dass der Felsentempel überflutet wird, rief die UNESCO eine bis dahin beispiellose Hilfsaktion ins Leben. Staaten weltweit folgten dem Aufruf der Weltkulturorganisation und stellten 80 Millionen Dollar, Technik und Know-how zur Verfügung, um das antike Monument zu versetzen. Die Aktion machte deutlich, dass der Schutz und Erhalt ausgewählter Denkmäler, Altstädte oder Naturlandschaften in der Verantwortung der gesamten Weltgemeinschaft liegt. Heute gibt es 1.154 UNESCO-Welterbestätten in 167 Ländern. 51 von ihnen befinden sich in Deutschland.

Weitere Informationen

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Weitere Informationen zur TagungExterner Link:

UNESCO-WelterbestättenExterner Link:

Welterbe-Akteure weltweitExterner Link:

Heidelberg Center for Cultural HeritageExterner Link:

Pressekontakt

Timm Nikolaus Schulze
Pressesprecher
Deutsche UNESCO-Kommission
Telefon: +49 228 604 97-142
E-Mail: schulze(at)unesco.de

Peter Martin
Stellvertretender Pressesprecher
Deutsche UNESCO-Kommission
Telefon: +49 30 80 20 20-310
E-Mail: martin(at)unesco.de

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