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Ethische KI in Afrika: Welche Rolle kann die deutsche Entwicklungs- und Forschungspolitik spielen?

In Afrika entwickelt sich das Feld der KI dynamisch. Die „Grenzenlosigkeit“ digitaler Innovationen bietet neue Chancen für regionale Wertschöpfung auf dem Kontinent. Die Deutsche UNESCO-Kommission veranstaltet am 3. November 2022 einen Workshop, bei dem sich Expertinnen und Experten zu ethischer KI und künftiger Zusammenarbeit zwischen afrikanischen Partnern und Deutschland in diesem Bereich austauschen.

Künstliche Intelligenz (KI) ist eine globale Zukunftstechnologie deren Nutzen und Risiken vor geografischen Grenzen nicht halt machen. Die im November 2021 von allen UNESCO-Mitgliedstaaten verabschiedete Empfehlung zur Ethik von KI stellt das erste völkerrechtliche Instrument dar, das diesem globalen Charakter von KI Rechnung trägt. Sie ist von einer starken Menschenrechtssprache geprägt, die den Schutz des Individuums, beispielsweise in den Feldern Privatsphäre, Datenkontrolle und Anti-Diskriminierung, ins Zentrum stellt. Dabei bietet sie nicht nur einen Rahmen für die Entwicklung nationalstaatlicher Maßnahmen für ethische KI. Erstmals wird im Völkerrecht die Notwendigkeit anerkannt, die Förderung ethischer KI-Entwicklung und -Nutzung auch in der zwischenstaatlichen (Entwicklungs-)Zusammenarbeit und Forschungskooperation festzuschreiben.

Gerade in Afrika entwickelt sich das Feld der KI dynamisch. Die „Grenzenlosigkeit“ digitaler Innovationen bietet neue Chancen für regionale Wertschöpfung auf dem Kontinent. Darüber hinaus eröffnet die Nutzung von KI durch die öffentliche Hand wie auch durch private Unternehmen die Möglichkeit des Leapfroggings, also des Überspringens von Entwicklungsstufen. So arbeiten aktuell beispielsweise mehrere afrikanische Länder, darunter Südafrika und Ghana, am Aufbau von E-Government-Strukturen, in denen perspektivisch auch KI zum Einsatz kommt.

KI-Diskurse in Afrika

Aber inwieweit schlägt sich diese dynamische Entwicklung im KI-Bereich in Diskursen zu dessen ethischen Folgen in Afrika nieder und welche Unterschiede gibt es hier zu Deutschland bzw. Europa? Das Thema der ethischen Herausforderungen durch KI ist in öffentlichen Debatten des afrikanischen Kontinents sehr präsent, Potenziale und Risiken werden aber teils anders wahrgenommen als in Europa.

Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von einem Ethikverständnis, das eher das Wohl des Kollektivs denn des Individuums ins Zentrum stellt, bis hin zum intensiven Engagement von ausländischen Akteuren beim Ausbau der digitalen Infrastruktur Afrikas, die damit starke politische Eigeninteressen verbinden. Bekannt ist diesbezüglich insbesondere das Engagement Chinas, dessen Verständnis ethischer KI-Nutzung, beispielsweise mit Blick auf die staatliche Erhebung und Nutzung personenbezogener Daten, dem europäischen und insbesondere dem deutschen Verständnis stark wiederspricht.

Die Rolle deutscher Entwicklungs- und Forschungspolitik

Für Deutschland ergibt sich daraus die zentrale Frage, welche Rolle KI-Ethik in der künftigen Zusammenarbeit mit Ländern des afrikanischen Kontinents spielen sollte. Wie relevant ist das Thema für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit und Forschungskooperation mit afrikanischen Partnern und welche konkreten Maßnahmen sollten ergriffen werden?

In der im August 2022 verabschiedeten Digitalstrategie der Bundesregierung wird die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Partnerländern im Bereich digitaler Technologien in betont. Demnach verfolgt Deutschland gegenüber seinen Partnern und internationalen Organisationen bis 2025 das übergeordnete Ziel, eine „Digitalisierung, die allen Menschen dient“ sicherzustellen. Hierzu sollen Leitlinien für den Einsatz digitaler Technologien in der Entwicklungszusammenarbeit entwickelt werden, die unter anderem die digitale Souveränität von Partnerländern im außereuropäischen Ausland stärken sollen. Einen besonderen regionalen Fokus legt die Digitalstrategie dabei auf die Etablierung neuer Digitaldialoge mit afrikanischen Partnern.

Workshop zur künftigen Zusammenarbeit

Die Deutsche UNESCO-Kommission lädt afrikanische und deutsche Expertinnen und Experten am 3. November 2022 ein, sich im Rahmen des Workshops „Ethische KI in Afrika: Welche Rolle kann die deutsche Entwicklungs- und Forschungspolitik spielen?“ zur künftigen Zusammenarbeit zwischen afrikanischen Partnern und Deutschland im Bereich KI auszutauschen. Teilnehmen werden einschlägige Expertinnen und Experten aus der praxisorientierten Wissenschaft, Ministerien, Parteien und Parlament wie auch aus Organisationen der staatlichen und zivilgesellschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit. Folgende übergreifende Fragestellungen werden dabei adressiert:

  • Was sind zentrale ethische Herausforderungen der KI-Entwicklung und -Nutzung in Afrika? Inwieweit differieren afrikanische und europäische Diskurse zu KI-Ethik?
  • Wo besteht der größte Handlungsbedarf mit Blick auf die UNESCO-Empfehlung und die Digitalstrategie der deutschen Bundesregierung?
  • Wie können Institutionen der deutschen EZ die KI-Entwicklung und -Nutzung in afrikanischen Partnerländern im Sinne der UNESCO-Empfehlung und lokaler Interessen unterstützen?
  • Wie sollten Kooperationsprojekte im Bereich Forschung & Entwicklung zu KI-Ethik zwischen deutschen und afrikanischen Kooperationspartnern konzipiert sein?

Programm

Ethische KI in Afrika
3. November 2022, Deutsche UNESCO-Kommission, Bonn

Publikation

UNESCO-Empfehlung zur Ethik Künstlicher Intelligenz. Bedingungen zur Implementierung in Deutschland.
Deutsche UNESCO-Kommission, 2022