UNESCO-Welterbe Mathildenhöhe Darmstadt
Symbol für die Entstehung der Architektur der frühen Moderne
Die Mathildenhöhe Darmstadt ist ein Ensemble der frühen Moderne und Zeugnis künstlerischer und sozialer Reformen dieser Zeit. 2021 wurde sie in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.
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Die Darmstädter Künstlerkolonie liegt auf der Mathildenhöhe, der höchsten Erhebung über Darmstadt. Sie wurde 1897 von Ernst Ludwig, dem Großherzog von Hessen, als Zentrum der damals aufkommenden Reformbewegungen in Architektur, Kunst und Handwerk gegründet. Die Gebäude wurden von den Künstlern als experimentelle Lebens- und Arbeitswelten der frühen Moderne geschaffen und während vier bahnbrechender und international beachteter Ausstellungen in den Jahren 1901, 1904, 1908 und 1914 erweitert. Heute ist die Künstlerkolonie ein Zeugnis frühmoderner Architektur-, Stadt- und Landschaftsgestaltung, die von der Arts-and-Crafts-Bewegung und der Wiener Sezession beeinflusst wurden.
Die serielle Stätte besteht aus zwei Bestandteilen mit 23 Elementen. Dabei setzt sich der erste Bestandteil aus den folgenden 22 Elementen zusammen: Hochzeitsturm (1908), Ausstellungshalle (1908), Platanenhain (1833, 1904-1914), Russische Kapelle der Hl. Maria Magdalena (1897-1899), Lilienbecken, Gottfried-Schwab-Denkmal (1905), Pergola und Garten (1914), Gartenpavillon „Schwanentempel“ (1914), Ernst-Ludwig-Brunnen, wo einst die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Villa „In Rosen“ stand, sowie die 13 Häuser und Künstlerateliers, die für die Darmstädter Künstlerkolonie und die internationalen Ausstellungen von 1901-1914 gebaut wurden. Der zweite Bestandteil setzt sich aus einem einzigen Element, der zusammenhängenden Drei-Häuser-Gruppe, zusammen, die für die Ausstellung 1904 gebaut wurde.
Das Ensemble stellt eine radikale Synthese aus Architektur, Design und Kunst dar und umfasst experimentelle Ausstellungsgebäude mit progressiver Architektur, anspruchsvoll gestaltete Stadtlandschaften, zeitgenössische Raumkunst sowie innovative Künstlerhäuser und Ateliergebäude. Das Herzstück des Ensembles ist der ikonische Hochzeitsturm, der den Hügel der Mathildenhöhe mit seiner markanten Form einer erhobenen Hand krönt. Daran schließt sich die gewaltige Messehalle an. Zusammen bilden sie eine einzigartige Silhouette, die zum Wahrzeichen für Darmstadt und Teil der lokalen kulturellen Identität wurde. Sie führen die Funktion fort, für die sie ursprünglich konzipiert wurden. Parallel zum rechteckig angelegten Platanenhain verläuft eine Achse von der Russischen Kapelle zum Seerosenbecken, das den Sakralbau wiederum reflektiert.
Faktenbox
- Aufnahmejahr: 2021
- Bundesland: Hessen
- Art der Stätte: Kulturstätte
- Erfüllte Aufnahmekriterien: (ii), (iv)
- Webseite des UNESCO-Welterbezentrums
- Webseite der Stätte
Reportage
Im Juli 2021 hat das Welterbekomitee die Mathildenhöhe Darmstadt zum UNESCO-Welterbe ernannt. In einer Reportage stellen Experten die Gebäude der Künstlerkolonie vor. Zur Reportage
Als Prototyp der Moderne stellt die Mathildenhöhe ein außergewöhnliches Zeugnis für die Entstehung des Internationalen Stils in der Architektur dar (Aufnahmekriterium iv). Die Darmstädter Künstlerkolonie bildete einen Teil einer künstlerischen, architektonischen und wirtschaftlichen Bewegung in Europa um 1900 und war eng mit anderen Innovationszentren wie London, Wien, Paris und Brüssel verbunden. Ihre vier internationalen Ausstellungen (1901-1914) präsentierten innovative und funktionale Architektur, Inneneinrichtung und Landschaftsgestaltung. Sie förderten den internationalen Ideenaustausch zu künstlerischen Formen und Produktionsverfahren. Zum ersten Mal wurden im Rahmen einer Ausstellung moderne Wohn- und Arbeitswelten präsentiert, die aus festen Wohnungen bestanden und der Öffentlichkeit zugänglich waren. Die unterschiedlichen Stile der Mitglieder der Künstlerkolonie verbinden sich hierbei harmonisch zu einem Gesamtkunstwerk. Diese Gemeinschaft wurde zum Mittelpunkt der relevanten Strömungen der frühen Moderne und beeinflusste zahlreiche weitere Ausstellungen des 20. und 21. Jahrhunderts (Aufnahmekriterium ii).