Auf ein Wort,

O-Töne aus dem Welterbe - Völklinger Hütte

Foto Dr. Ralf Beil_Völklinger Hütte

Dr. Ralf Beil
Generaldirektor Völklinger Hütte

In der Interview-Reihe „O-Töne aus dem Welterbe“ beantworten die lokalen Stättenvertreterinnen und Stättenvertreter des UNESCO-Welterbes in Deutschland fünf Fragen zu ihrer Arbeit und Expertise.

Dr. Ralf Beil ist Generaldirektor der Welterbestätte Völklinger Hütte, welche 1994 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen wurde.

Seit wann betreuen Sie Ihre Welterbestätte, für wen arbeiten Sie und welchen Hintergrund bringen Sie mit?

Seit Mai 2020 bin ich Generaldirektor des Welterbes Völklinger Hütte und damit für die weltweit einmalige Industrieanlage des einstigen Eisenwerks zuständig: von der auratischen Gebläsehalle bis hin zum Paradiesgarten auf dem Gelände der ehemaligen Kokerei. Außergewöhnliche Kulturorte fordern mich seit jeher heraus. Von 2006 bis 2014 war ich Direktor des Instituts Mathildenhöhe Darmstadt und habe dort den Welterbe-Antrag mit auf den Weg gebracht.

Was sind Ihre Hauptaufgaben?

Die Völklinger Hütte ist ein Schlüsselort europäischer Industriekultur, ein Erbe der Menschheit mit Mission für die Zukunft. Technische Innovationen gingen dort mit Umweltzerstörung einher, Wertschöpfung mit Zwangsarbeit. Ich bin verantwortlich für die Gesamtstrategie und Umsetzung einer zeitgemäßen Weiterentwicklung dieses Welterbes als markanten Ort der Erinnerung, Gegenwart und Zukunft, der Industrie, Kultur und Natur gleichermaßen erfahrbar macht.

Wie setzen Sie den Vermittlungsauftrag um, der mit der Auszeichnung als Welterbestätte einhergeht?

Unser Kernteam verdoppelt sich durch unseren Besucherservice, darunter ehemalige Hüttenarbeiter. Wir arbeiten derzeit an einer App für das gesamte Hüttengelände und fragen in neuen Formaten wie dem FUTURE LAB nach unserem Leben in den nächsten hundert Jahren. Wir kooperieren mit Staatstheatern und Universitäten ebenso wie mit Kinderkunstschulen und Stadtteilvereinen. Die Bandbreite der Akteur:innen und Themen ist zentral für unser weltoffenes Kulturerbe.

Wie arbeiten Sie mit anderen Welterbestätten und anderen UNESCO-ausgezeichneten Stätten und Erbeformen zusammen? Welche Perspektiven sehen Sie für die Zusammenarbeit?

Seit 2021 arbeiten wir an einem engen Verbund aller industriellen Welterbestätten in Deutschland mit dem Ziel, unsere Synergien zu bündeln und neben Investitionen auch den Betrieb langfristig zu sichern. International vernetzt im ERIH, der Europäischen Route der Industriekultur, wollen wir perspektivisch einen grenzüberschreitenden Welterbe-Parcours der Europaregion Saar-Lor-Lux entwickeln. Wir verfügen über ein starkes Portfolio im Radius einer Bus-Stunde – das wollen wir in Zukunft weiter stärken!

Vor welchen Herausforderungen steht Ihre Welterbestätte in den kommenden Jahren?

Erstmals werden dank umfangreicher Bundes- und EU-Mittel bis 2025 alle Hochöfen saniert und zahlreiche weitere, notwendige Baumaßnahmen realisiert. Neben all den globalen Herausforderungen geht es ganz konkret darum, die Großbaustelle Völklinger Hütte weiterhin als faszinierende Schaustelle offen und attraktiv zu halten. Es gilt nicht nur, neue Publikumsschichten zu gewinnen. Es gilt auch, neue Wege für unsere Besucher:innen zu erschließen, analog sowie digital.

Völklinger Hütte
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