Auf ein Wort
O-Töne aus dem Welterbe - Das Bauhaus und seine Stätten in Weimar, Dessau und Bernau
Dr. Claudia Perren
Ehemals Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau
Der wirksame Schutz von Welterbestätten sowie die Vermittlung des Welterbegedankens und des außergewöhnlichen universellen Wertes des Welterbes sind nur mit dem engagierten Einsatz der Zuständigen vor Ort sowie auf regionaler und nationaler Ebene möglich. Erfahrene Koordinatoren, Manager, Referenten, Beauftragte und sogenannte Focal Points bilden mit ihren Teams das Herzstück der Aktivitäten an Kultur- und Naturerbestätten. Sie zeigen, dass Welterbe mehr ist als bauliche Substanz, gewachsene Landschaften oder Naturräume – Welterbe ist gelebtes Erbe und tägliche Arbeit.
Aus diesem Grund hat sich die Deutsche UNESCO-Kommission auf die Suche nach O-Tönen aus der vielseitigen Gemeinschaft der mit Welterbe betrauten Expertinnen und Experten in Deutschland begeben und ihnen vier Fragen zu ihrer Arbeit, ihren Erfahrungen und Wünschen gestellt.
Dr. Claudia Perren ist Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau und somit verantwortlich für die Dessauer Teilgebiete der seriellen Welterbestätte Das Bauhaus und seine Stätten in Weimar, Dessau und Bernau, welche 1996 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen und 2017 erweitert wurde. (Anm. d. Red.: Seit Herbst 2020 ist Prof. Dr. Regina Bittner neue Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau. Das Interview erfolgte vor dem Direktionswechsel.)
Seit wann betreuen Sie die Welterbestätte und welchen Hintergrund bringen Sie mit?
Vor zwei Jahren bin ich als Direktorin an die Stiftung Bauhaus Dessau gekommen. Ich selbst bin Architektin und habe vorher Entwurf, kuratorische Praxis, Geschichte und Theorie der Architektur und Kunst an der University of Sydney im Fachbereich Architektur, Design und Städtebau gelehrt.
Bei welcher Einrichtung ist das Management Ihrer Welterbestätte angesiedelt, und was sind Ihre Hauptaufgaben?
Unsere Welterbestätte Bauhaus ist mit den Stätten in Weimar bei der Klassik Stiftung Weimar angesiedelt und hier in Dessau bei der Stiftung Bauhaus Dessau, deren Direktorin ich bin.
Die Stiftung ist sehr vielfältig aufgestellt. So verwaltet sie unter allen Aspekten der Denkmalpflege die Architekturen und macht sie natürlich für die etwa 100.000 Besucher pro Jahr zugänglich. Die Stiftung arbeitet und forscht aber auch zum Bauhaus in einem internationalen Netzwerk aus Hochschulen und Fachleuten. Auch haben wir in Dessau die zweitgrößte Bauhaus Sammlung weltweit, für die wir im Moment ein Museum bauen, das im Jahr 2019 eröffnet wird. Nicht zuletzt ist Vermittlung ein wichtiges Thema für uns. Wir gehen in die Schulen, wir kuratieren Ausstellungen und wir haben akademische Programme sowie einen internationalen Master in Kooperation mit der Hochschule Anhalt und der Humboldt-Universität in Berlin.
Worin sehen Sie die größte Herausforderung bei Ihrer Arbeit?
Zum Glück sind unsere Besucher von ganz allein vom Bauhaus begeistert. Nun, ganz so einfach ist es natürlich nicht. Wir haben tolle Guides, die es bestens verstehen, die Geschichte des Bauhauses für die Besucher bis heute lebendig zu erzählen. Die größte Herausforderung ist wohl der Erhalt der Bausubstanz, keine ganz einfache Aufgabe.
Wie arbeiten Sie mit anderen Welterbestätten zusammen, und was würden Sie gerne einmal mit anderen Welterbestätten – oder auch Biosphärenreservaten oder Geoparks – gemeinsam machen?
Unser besonderes Interesse gilt den Welterbestätten der Moderne. 2016 haben wir zum Beispiel zusammen mit der Van Nelle Fabrik in Rotterdam eine Ausstellung mit dem Titel „Simultanität der Moderne“ konzipiert, mit großem Presseecho und Publikumsandrang. Auch sind wir bei der Triennale der Moderne dabei, wenn alle drei Jahre der Fokus der Öffentlichkeit auf eben die Welterbestätten der Moderne in Berlin, Dessau und Weimar gesetzt wird.
In Dessau haben wir natürlich zudem die besondere Situation, mit vier Welterbestätten in einem engen regionalen Netzwerk uns kontinuierlich auszutauschen. Wir haben enge Kontakte zu den Kollegen der Welterbestätten Kulturstiftung DessauWörlitz, zur Stiftung Luthergedenkstätten sowie dem Biosphärenreservat Mittlere Elbe.