UNESCO-Welterbe Klassisches Weimar

Historischer Brennpunkt europäischer Kultur

Im 18. und 19. Jahrhundert war Weimar Zentrum des intellektuellen Lebens in Deutschland und zog Dichter und Gelehrte wie Goethe, Schiller und Herder an. Viele Gebäude und Parks erinnern auch heute noch an die Blüte Weimars in dieser Zeit.

Die Welterbestätte Klassisches Weimar ist ein einzigartiges Zeugnis der Kulturepoche der Weimarer Klassik. In dieser Zeit entstanden literarische Werke von außergewöhnlicher Bedeutung, geprägt von Weltoffenheit, universellem Bildungsanspruch und humanistischem Streben. Weimar wurde zu einem Brennpunkt europäischer Geistesströmungen.

Unter herzoglichem Patronat zum Anziehungspunkt der führenden Dichter und Denker des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts geworden, bildete Weimar seinerzeit das kulturelle Zentrum Europas (Aufnahmekriterium vi). Die Weimarer Klassik begann mit der Verpflichtung des Dichters und Herausgebers Martin Wieland durch Herzogin Anna Amalia als Tutor ihrer Söhne im Jahre 1772. Während der Regentschaft des ältesten Sohnes Carl August folgten weitere wichtige Dichter und Denker dem Ruf nach Weimar. Ihren Höhepunkt fand die Epoche in der kreativen Beziehung zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Die künstlerische Qualität der zu der Welterbestätte gehörenden Gebäude und Parks bezeugt die außergewöhnliche kulturelle Bedeutung der Weimarer Klassik (Aufnahmekriterium iii). Die während dieser Zeit entstandenen Werke überscheiten in Anspruch, Bedeutung und Wirkung die nationalen Grenzen und beanspruchen einen Rang in der Weltkultur. Im Jahr 2001 wurde der gesamte handschriftliche Nachlass Goethes als ein bedeutendes Werk der Weltliteratur in das Weltregister „Memory of the World“ aufgenommen.

Illustration Welerbestätten

Fakten

Goethehaus und Anna Amalia Bibliothek

Zu den 12 separaten Gebäuden und Ensembles, die die Welterbestätte bilden, gehören das Barockhaus am Frauenplan, in dem Goethe fast 50 Jahre lebte, Garten und Gartenhaus Goethes, das Wohnhaus Herders, die alte Universität und das Schillerhaus. Ebenfalls Teil der Welterbestätte sind Herders Kirche, das Ensemble aus Residenz und Bastille, das Wittumspalais, der Park an der Ilm mit dem Römischen Haus, das Schloss Belvedere und sein Park mit der Orangerie, die Schlösser Ettersburg und Tiefurt mit ihren Parks und der historische Friedhof mit den Fürstengräbern. Auch die Anna Amalia Bibliothek mit ihrem berühmten Rokokosaal gehört zur Welterbestätte. Das historische Gebäude bewahrt literarische Zeugnisse vom 9. bis zum 21. Jahrhundert als Quellen der Kulturgeschichte und der Forschung auf und trägt somit zum langfristigen Erhalt von Wissen und kulturellem Erbe bei. Zwei Titel aus dem Bibliotheksbestand sind Teil des Dossiers „Frühe Schriften der Reformationsbewegung initiiert von Martin Luther“, welches 2015 in das Weltregister „Memory of the World“ aufgenommen wurde: Luthers „Biblia, das ist die gantze Heilige Schrifft Deudsch“ aus dem Jahre 1534 und „Ein Sermon von Ablass und Gnade“ von 1518.

Publikation

Welterbe in Deutschland. Deutschsprachige Sonderausgabe der Zeitschrift 'World Heritage', Nr. 76, des UNESCO-Welterbezentrums.
UNESCO; Deutsche UNESCO-Kommission, 2014

Sanierung nach Brand im Jahr 2004

2004 zerstörte ein verheerender Brand die oberen Stockwerke der historischen Bibliothek samt der darin enthaltenden Bücher. 2007 konnte das sanierte Gebäude wiedereröffnet werden und ist nun ein eindrückliches Beispiel für die Notwendigkeit von Katastrophenschutzplänen und Risikomanagement für Welterbestätten. Nur mit diesen Instrumenten kann der Erhalt von Welterbe für nachkommende Generationen sichergestellt werden. Ebenso wichtig sind kontinuierliche Erhaltungsmaßnahmen und ein nachhaltiges Management der Welterbestätten. Um ein Bewusstsein hierfür zu schaffen und Wissen und Können weiterzugeben, beteiligte sich die Welterbestätte Klassisches Weimar 2017 erneut am UNESCO-Projekt World Heritage Volunteers. In diesem Kontext wirkte eine internationale Gruppe junger Freiwilliger an der Revitalisierung historischer Wege im Park Belvedere und an Erhaltungsmaßnahmen in den Parks an der Ilm, Ettersburg und Tiefurt mit.

Ausgehend vom kulturellen Erbe Weimars werden eine Reihe von Forschungsprojekten - darunter auch internationale Kooperationen - durchgeführt. 2009 wurde das Zentrum für Klassikforschung gegründet, das fächerübergreifend Klassiken der europäischen Kulturgeschichte untersucht. Das Klassische Weimar ist somit noch immer Mittel- und Ausgangspunkt intellektuellen Schaffens.

Perspektiven

Dr. Ulrike Lorenz „Wir sind verantwortlich
Ulrike Lorenz Weimar
für die Zukunft unserer Herkunft“

Publikation

Katastrophenschutz an Welterbestätten.
Deutsche UNESCO-Kommission, 2017

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