UNESCO-Welterbe Grenzen des Römischen Reiches - Donaulimes (westlicher Abschnitt)

Römische Kultur bis an die Grenzen des Reiches

Der 2021 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommene westliche Abschnitt des Donaulimes umfasst fast 600 Kilometer der gesamten Donaugrenze des Römischen Reiches und folgte den nördlichen und östlichen Grenzen der römischen Provinzen Rätien, Noricum und Pannoniens, von Bad Gögging in Niederbayern über Österreich bis in die Slowakei. Ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. bildete er mehr als 400 Jahre lang die mitteleuropäische Grenze des Römischen Reiches.

Die Kastelle, Wachtürme und zivile Architektur entlang des Donaulimes zählen hinsichtlich ihrer Konstruktion und ihrer Anlage zu den wichtigsten antiken Befestigungen in Mitteleuropa und weltweit. Sie bezeugen, wie die militärischen Ansätze des Römischen Reichs über vier Jahrhunderte von den geografischen Gegebenheiten bestimmt und kontinuierlich angepasst wurden, um den wechselnden Bedrohungen des Reiches zu begegnen. Temporäre Lager, die um bestehende Festungen herum gebaut wurden, Brückenköpfe an beiden Ufern der Donau, hufeisen- und fächerförmige Türme und stark befestigte Kastelle spiegeln außerdem die Feldzüge des Römischen Reiches wider. Im Mittelalter wurden viele der Verteidigungsanlagen zu Keimzellen späterer Siedlungen und prägen durch ihre kontinuierliche Nutzung bis heute die Gestalt der mittelalterlichen Städte entlang der Donau (Aufnahmekriterium iv).

Zunächst in der flavischen Dynastie (69-96 n. Chr.) durchgängig angelegt und später weiter ausgebaut, bestanden die Befestigungen aus einer durchgehenden Kette von Militäranlagen fast entlang des gesamten Südufers des Flusses. Das Rückgrat des Verteidigungssystems bildete eine Reihe von Legionslagern, die jeweils etwa 5.500 bis 6.000 römische Bürger als Soldaten beherbergten. Die Provinzen Rätien und Noricum verfügten über je eine Legion. In Pannonia Superior und Pannonia Inferior waren es je zwei. Die größere Zahl spiegelte die Angst der Römer vor den mächtigen Nachbarn wider: den Germanen im Norden und den Sarmaten im Osten. Zwischen den Legionslagern lagen Kastelle, Forts und Wachtürme, die durch Zufahrtsstraßen miteinander verbunden waren und von der pannonischen Flotte bedient. Die Flotte stand unter der Kontrolle Roms und patrouillierte auf der Donau. Um die Soldaten und die Zivilbevölkerung zu versorgen, entstanden um die Legionslager und einige Forts herum beträchtliche Zivilsiedlungen. Die römische imperiale Politik zielte darauf, das eigene Rechtssystem und die römische Lebensweise langfristig zu etablieren. Durch das Verbreiten der Kultur und Traditionen von Militärtechnik, Architektur, Kunst, Religion, Verwaltung und Politik bis an die Grenzen konnte das Römische Reich seine Macht manifestieren. Die mit den Verteidigungsanlagen verbundenen Siedlungen mit Bädern, religiösen Heiligtümern bis hin zu Amphitheatern gewähren einen Einblick in das Leben des Militärs und der Zivilbevölkerung (Auswahlkriterium iii).

Illustration Welerbestätten

Faktenbox

Reportage

Im Juli 2021 hat das Welterbekomitee den an der Donau gelegenen Abschnitt des Limes zum UNESCO-Welterbe ernannt. In einer Reportage stellen Experten die geschichtsträchtigen Teilstätten des länderübergreifenden römischen Grenzsystems vor. Zur Reportage

Die Kastelle, Wachtürme und zivile Architektur entlang des Donaulimes sind ebenso Zeugnisse des Austauschs menschlicher und kultureller Werte bis an die Grenze des Römischen Reiches. Obwohl sie in erster Linie der Verteidigung dienten, regulierten sie auch den Handel und den Zugang über den Fluss. Die Grenzlandschaft zeigt, wie ein komplexes militärisches System auf bereits existierende Gesellschaften im nördlichen Teil des Reiches auferlegt wurde, sie zum Mittelpunkt der Beziehungen zu Gebieten jenseits der Grenze machte und die Landschaft nachhaltig veränderte (Auswahlkriterium ii). Auf dem größten Teil ihrer Länge durchquert die Donaugrenze weite Auen, die durch hohe Gebirgszüge voneinander getrennt sind, die den mäandernden Fluss in tiefe, enge Schluchten zwingen. Diese natürlichen Gegebenheiten spiegeln sich in Form und Größe der militärischen Anlagen wider, wobei die Schluchten durch kleine erhöhte Pfosten und die Ebenen durch größere Festungen an Flussübergängen oder anderen strategischen Punkten mit Blick auf die Ebenen gesichert wurden.

Diese Orte entlang des Donaulimes spiegeln alle Elemente des ausgewogenen komplexen Verteidgungssystems der Donau wider, das durch die parallel zum Fluss verlaufende Militärstraße verbunden war. Sie repräsentieren alle Bauperioden von der Errichtung der Grenze im 1. Jahrhundert n. Chr. bis zu ihrem Zerfall nach dem Fall des Weströmischen Reiches im 5. Jahrhundert n. Chr.

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