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Studie zu Ungleichheiten in der Verteilung des Weltdokumentenerbes erschienen

Die räumliche Verteilung der von der UNESCO anerkannten Welterbestätten und des immateriellen Kulturerbes der Menschheit wurde bereits weltweit in der akademischen Forschung untersucht. Eine solche Analyse führten jetzt erstmals für das Weltdokumentenerbe „Memory of the World“ (MoW) Professor Dr. Peter Dippon und Professor Dr. Andreas Helferich von der International School of Management in Stuttgart durch.

Neben der globalen Perspektive der räumlichen Verteilung des Weltdokumentenerbes werden auch Unterschiede im MoW-Programm in Bezug auf die regionale und zeitliche Entwicklung untersucht. Die Studie zeigt, wie räumliche Disparitäten im MoW-Programm der UNESCO sichtbar werden und argumentiert, dass institutionelle Lösungen (regionale und nationale MoW-Komitees) und der Aufbau von Kapazitäten zur Vorbereitung von Nominierungen für unterrepräsentierte Länder zu einer größeren Ausgewogenheit in den MoW-Registern beitragen können.

Auffällig ist die große Anzahl von Weltdokumentenerbe im internationalen Register aus Europa und Teilen von Asien. Dagegen ist die Anzahl von registriertem Weltdokumentenerbe aus Afrika, Lateinamerika und dem arabischen Raum deutlich geringer.

Weltweit führend bei den Eintragungen von Weltdokumentenerbe in das internationale Register der UNESCO sind Deutschland und Großbritannien. Die europäischen Nachbarstaaten wie Polen, Niederlande, Österreich, Frankreich und Spanien folgen dicht darauf. Im asiatischen Raum sind insbesondere Südkorea und China zahlenmäßig führend. Dies gilt in Mittel- und Südamerika für Mexiko und Brasilien. Als mögliche Gründe für die ungleiche Verteilung führt die Untersuchung neben der unterschiedlichen Schrifttradition in verschiedenen Weltregionen die mangelnden finanziellen wie personellen Ressourcen vornehmlich auf der Südhalbkugel an.

Die deutlichen Verteilungsungleichgewichte im MoW-Programm erinnern an die Verteilungsdisparitäten, die bereits aus den beiden UNESCO-Konventionen zu Welterbestätten und Immateriellen Kulturerbe bekannt sind. Das Muster der Verteilungsungleichgewichte im MoW-Programm ähnelt damit stark der globalen Verteilung des von der UNESCO als Kulturerbe anerkannten insgesamt, wie sie in der wissenschaftlichen Forschung bereits beschrieben wurde.

Abschließend stellten die Autoren der Studie fest, dass beim Weltdokumentenerbe sich nur gut Zweidrittel der UNESCO-Mitgliedsstaaten engagieren, wohingegen bei den Welterbestätten und auch in leicht geringerem Umfang beim Immateriellen Kulturerbe nahezu alle Mitgliedsstaaten aktiv sind.

Hintergrund

Das UNESCO-Programm zum Weltdokumentenerbe „Memory of the World“ (MoW) zielt darauf ab, dokumentarisches Erbe der Menschheit zu erhalten, den Zugang dazu herzustellen sowie das Bewusstsein für dessen Bedeutung zu stärken.

Das MoW-Programm von 1992 ist eine von drei UNESCO-Initiativen zum Schutz des weltweiten Kulturerbes neben den beiden UNESCO-Konventionen zum Schutz des Weltkultur- und Weltnaturerbes (WHC) von 1972 und der Bewahrung des immateriellen Erbes der Menschheit (IKE) von 2003. Die Eintragung in Listen, um das Erbe der Menschheit weltweit sichtbar zu machen, ist eine wichtige Maßnahme.

Zur Studie „Sharing the documentary heritage of humanity: disparities in distribution”

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