Pressemitteilung,
Schriften von Martin Luther sind UNESCO-Dokumentenerbe
Deutsche UNESCO-Kommission verleiht Urkunden in Wittenberg
Prof. Dr. Christoph Wulf, Vizepräsident der Deutschen UNESCO-Kommission, verleiht heute die Urkunden zur Aufnahme der frühen Schriften der von Martin Luther initiierten Reformationsbewegung in das UNESCO-Weltregister des Dokumentenerbes. Die 14 frühen Schriften der Reformation, darunter ein Handexemplar von Luthers Hebräischer Bibelausgabe, ein Plakatdruck der 95 Ablassthesen, die Bibelübersetzung und seine Schrift an die Ratsherren zur Einrichtung von Schulen, wurden im Oktober 2015 in das UNESCO-Weltregister des Dokumentenerbes aufgenommen.
"Die frühen Schriften Martin Luthers machen auf einzigartige Weise den Geist der Reformation sichtbar, die ihre Quelle in Wittenberg hatte und deren Wirkung sich in ganz Europa und der Welt bis heute entfaltet. Dass Luthers Ideen sich in kürzester Zeit in Europa verbreiten konnten, war auch den damals neuen Medien- und Kommunikationstechniken zu verdanken. Der Buchdruck veränderte die Kommunikationslandschaft grundlegend und ermöglichte die massenhafte Verbreitung von Luthers Schriften. Die geistige Reformation ging also einher mit einer technologisch-medialen Revolution, die ihren Einfluss über alle Kontinente hinweg bis heute ausübt", sagt Prof. Dr. Christoph Wulf.
Die in das Weltregister der UNESCO aufgenommenen Dokumente stehen für die verschiedenen Facetten der von Luther ausgehenden Reformation und sind in ihrer inhaltlichen Aussage, ihrer materiellen Beschaffenheit und historischen Überlieferung einzigartig. Die Reformationsbewegung hatte im 16. Jahrhundert in Wittenberg ihren Ursprung. Sie entfaltete innerhalb kurzer Zeit eine kritische Überzeugungskraft: Ein zunächst religiös-kirchlicher Impuls entwickelte sich zu einer gesellschaftlichen Erneuerungsbewegung mit grenzüberschreitendem Charakter.
Das Nominierungsdossier zu den Luther-Schriften wurde vom Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz in Kooperation mit Lutherforschern aus der ganzen Welt erarbeitet. Die in das Weltregister aufgenommenen Dokumente werden verwahrt in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, der Anhaltischen Landesbücherei Dessau, der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, der Herzogin Anna Amalia Bibliothek – Klassik Stiftung Weimar, der Forschungsbibliothek Gotha, dem Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar, der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, der Universitätsbibliothek Heidelberg, der Stadtbibliothek Worms und der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.
Hintergrundinformationen zum UNESCO-Dokumentenerbe
Das UNESCO-Register "Memory of the World" wurde 1992 ins Leben gerufen. Es ist ein globales digitales Netzwerk mit herausragenden Dokumenten: Buchbeständen, Handschriften, Partituren, Unikaten, Bild-, Ton- und Filmdokumenten. Ziel des Registers ist: dokumentarische Zeugnisse von außergewöhnlichem Wert in Archiven, Bibliotheken und Museen sichern und zugänglich machen. 348 Dokumente aus allen Weltregionen zählen derzeit zum internationalen Register "Memory of the World", darunter die 21 Thesen der Solidarnosc, die Kolonialarchive Benins, Senegals und Tansanias, die Sammlung indigener Sprachen in Mexiko, die Archive des Warschauer Ghettos, das älteste noch erhaltene Manuskript des Korans "Mushaf von Othman" aus Usbekistan sowie als erste Zeugnisse des Buchdrucks die Göttinger Gutenberg-Bibel und der koreanische Frühdruck Jikji (Anthologie der Zen-Lehre). Deutschland verzeichnet 22 Eintragungen im UNESCO-Weltdokumentenregister. Alle zwei Jahre werden neue Dokumente aufgenommen.
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Deutsche UNESCO-Kommission
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Katja Römer
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